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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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sobald du erst einmal selbst Mutter bist, wirst du mir Recht geben.«
    Während die Prinzessin stöhnend und lachend protestierte und der König seine eigene Meinung einfließen ließ, hörte Morg auf zuzuhören. Gefasel, nichts als Gefasel. Familie und der dazugehörige sentimentale Blödsinn. Eine weitere Fessel der Sterblichkeit, die er, ohne mit der Wimper zu zucken, hinter sich gelassen hatte.
    Er blickte über die Köpfe der Kapelle hinweg und betrachtete den Krüppel, der der rührseligen Menge noch immer zuwinkte. Dann streckte er mit geschlossenen Augen seine Sinne aus und tastete nach der Form, dem Geruch und dem Geschmack des Zaubers, den er dem Ferkelchen ins Gehirn geküsst hatte. Er musste inzwischen gewachsen sein und kurz vor dem Ausbruch stehen…
    Die Sonne auf dem Gesicht und den süßen Duft der Herbstrosen in der Nase, lächelte er. Da war es. Es hockte in den Treten des morastigen Geistes des Krüppels wie eine Warzenkröte. Schwarz und aufgebläht und reif und vielversprechend.
    Es war an der Zeit.
    Wir sind heute zu dieser Parade geschleppt worden, um einen Bauern und seinen flüchtigen Augenblick des Ruhms zu feiern, dachte er hämisch. Darf ich vorschlagen, dass wir stattdessen dies hier feiern?
    Mit einem einzigen, sengenden Gedanken löste er den Zauber aus - und seine Königliche Hoheit Prinz Gar fiel wie ein mit dem Beil erschlagener Ochse im Schlachthaus aus dem Sattel auf die gepflasterte Straße.
    Alle schrien: die Menge, die Königin und die erschrockenen Bläser, zu deren stolpernden Füßen der Krüppel gelandet war. Der König schrie, und selbst die Prinzessin kreischte, zumindest ein wenig. Die Reisekutsche blieb in einem Klappern von Hufen stehen. Der Flegel schwang sich von seinem Pferd, ergriff die Zügel des prächtigen Tiers des Krüppels und drückte sie mit denen seines eigenen Pferdes einem Wachmann in die Hand, der herbeigelaufen gekommen war.
    Hinter ihnen waren die restlichen Mitglieder des Kronrats aus ihrem Wagen gestolpert und umlagerten jetzt die Tür der königlichen Kutsche. Holze, der fromme Säufer, heulte: »Barl stehe uns bei, Barl stehe uns bei«, als hinge sein Leben davon ab. Was es auch tat, obwohl er seinen Atem verschwendete. Barl konnte jetzt schon lange niemandem mehr helfen. Conroyd Jarralts Miene war schwerer zu deuten; war das wahre Besorgnis oder nur eine polierte Maske für die Augen der Öffentlichkeit?
    Morg musterte ihn eingehend. Eine Maske, entschied er, geschaffen, um ein interessantes Gesicht zu verbergen. In vieler Hinsicht war es ein Jammer, dass er gezwungen gewesen war, Magier Dürrns Körper zu übernehmen. Conroyd Jarralt war ein Mann, der seinem Geschmack und seinem Temperament viel eher entsprach.
    Der König stieg aus der Kutsche, dicht gefolgt von der Königin und kurz darauf auch der Prinzessin. Eingedenk der Würde Dürrns, folgte Morg ihnen in diskretem Abstand. Holze und Jarralt hefteten sich an seine Fersen. Der Flegel saß mitten auf der Straße und hatte den Krüppel auf seinen Schoß gezogen. »Ich verstehe es nicht«, keuchte er, als er den König sah. »Im einen Augenblick macht er noch einen Scherz und lacht mich aus, und im nächsten fällt er einfach um! Ich verstehe es nicht! Jemand sollte diesen Knochenquäler Nix herbeiholen, und zwar schnell!«
    Zu drei Seiten stand die aufgeregt murmelnde Menge, die von Wachposten zurückgehalten wurde; Fahnen und Blumen waren vergessen. Der König beachtete die Menschen nicht, sondern ließ sich auf die Knie nieder und drückte dem Krüppel eine Hand auf die Stirn. »Er fühlt sich ziemlich kühl an«, meinte Borne, der seine Furcht mit Gelassenheit übertünchte. Dann beugte er sich vor und tätschelte seinem Sohn die Wange. »Gar! Gar! Kannst du mich hören?« »Er hat sich wegen dieser modrigen alten Bücher halbtot gearbeitet«, sagte der Flegel. »Aber wir haben darüber gesprochen, und gestern wirkte er putzmunter.«
    Der König bedachte ihn mit einem kurzen Blick. »Es ist schon gut, Asher. Niemand macht Euch Vorwürfe.«
    »Ich
mache mir Vorwürfe!«, gab der Flegel zurück. »Meine Aufgabe ist es, auf ihn aufzupassen!«
    »Und das tut Ihr auch«, sagte die Königin und kam näher. Sie hielt Fanes Hand fest umklammert. »Warum sonst wären wir alle hier?« Sie betrachtete die gaffende Menge, dann wandte sie sich dem König zu. »Wir sollten ihn in den Palast zurückbringen, Borne. Am besten nehmen wir die Kutsche, wir können…« Sie hielt inne und stöhnte leise auf.

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