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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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zuzog, legte die Vermutung nahe, dass sie nicht glücklich über Ashers Bemerkungen war. Oh, hm… Pech. Der Prinz bezahlte ihm nicht annähernd genug, um ein Lächeln auf das Gesicht hochnäsiger Doraninnen zu zaubern, die sich wie Haifische verhielten. Er stieß einen weiteren Seufzer aus und stützte die Arme auf das Geländer der Galerie, sodass er später einen guten Blick auf die Vorgänge unter ihm haben würde.
    Die Halle der Gerechtigkeit wurde längs durch einen breiten Mittelgang in zwei Teile geteilt und quer dazu nach zwei Dritteln Länge durch eine hölzerne Absperrung, die etwas über hüfthoch sein mochte. Hinter der Absperrung standen etliche Reihen von Bänken. Für die Öffentlichkeit, vermutete Asher, denn in der Halle verteilt konnte er einige Leute stehen sehen, größtenteils Olken. Die wenigen Doranen wirkten alle jung. Höchstwahrscheinlich Studenten von der Universität. Sie hatten einen älteren Doranen bei sich, der abgehetzt wirkte. Asher grinste. Armer Kerl. Er würde wetten, dass der Mann seine Aufgabe jederzeit und mit Freuden mit dem Stiefelpolierer des Prinzen tauschen würde. Alle, Olken wie Doranen, hatten ihre besten Festtagsgewänder angelegt. Die meisten von ihnen trugen Hüte; die der Männer waren schlicht und flach, die der Frauen hoch und mit Blumen und Federn geschmückt.
    Vor der Schranke standen Stühle und zu beiden Seiten des Gangs jeweils ein breiter Holztisch. Auch dort saßen Olken, und als er feststellte, wie ernst sie dreinblickten, vermutete er, dass dies die - wie hatte Lady Marnagh sie genannt?
    - die Parteien waren, ihre Sprecher und Zeugen. Aha. Die Leute, die in den Rechtshandel verwickelt waren.
    Am Ende der Halle war eine Tür in die Wand eingelassen. Sie führte vermutlich in den Raum, durch den er und der Prinz hereingekommen waren. Etwa sechs Schritte von der Wand entfernt erhob sich ein dunkelrotes Podest. Darauf stand ein Holzsessel mit hoher Rückenlehne, der mit rotem und goldenem Samt gepolstert war, und daneben ein schmales Holzpult mit einer goldenen Glocke und einem Hammer. Hinter dem Podest hing ein riesiger Bildteppich an der Wand, der ein gezücktes Schwert zeigte. Wahrscheinlich eine Mahnung für den Fall, dass die Leute vergaßen, weshalb sie hier waren.
    Ha! Als könnte
das
geschehen.
    Rechts von dem Podest standen ein kleiner Tisch und ein schlichter, ungepolsteter Stuhl. Auf dem Tisch lag ein Stapel Papiere, aber kein Tintenfass und keine Schreibfeder. Asher verstand den Sinn des Tisches und der Papiere nicht. Er zuckte die Achseln; das Rätsel würde gewiss früher oder später gelöst werden. Und wenn nicht, konnte er nach der Verhandlung den Prinzen fragen. Ob der Prinz ihm allerdings eine Antwort geben würde, stand auf einem ganz anderen Blatt. Seine Königliche Hoheit Prinz Gar war ein elender Heimlichtuer. Das Geräusch gedämpfter Gespräche erhob sich vom Boden wie Wellen, die auf einen fernen Sandstrand rollten. Durch die Buntglasfenster fiel Sonnenlicht herein; es zeichnete eine Palette von Farben auf jedes Gesicht und verwandelte die Uniformen der anwesenden Stadtwachen in Flickendecken. Asher zählte zwölf Männer mit Piken und verkniffenen Gesichtern: einen auf jeder Seite der Haupttüren, vier an jeder Wand und die letzten beiden links und rechts neben dem erhöhten Podest unter dem an der Wand hängenden Schwert. Keiner seiner Freunde befand sich darunter. Was ein Jammer war. Er hätte sich die Zeit damit vertreiben können, ihnen Grimassen zu schneiden.
    Die königliche Galerie, auf der er in solch einsamer Pracht Platz genommen hatte, verlief fast über die volle Länge der Halle. Direkt gegenüber befand sich eine ähnliche Galerie, die jedoch nicht abgeschirmt war. Vermutlich ein eigens für den Prinzen, den König oder den Meistermagier reservierter Platz, damit der Betreffende seine Gedanken sammeln konnte, bevor er die Sorgen und Nöte der Leute über sich ergehen lassen musste.
    Die Tür in der hinteren Wand der Halle wurde geöffnet, und Lady Marnagh trat ein. Sie hatte sich über ihre Jacke aus Seide und Brokat eine schlichte, dunkelgrüne Robe gestreift. Jetzt ging sie zu dem kleinen Tisch und trat dahinter. Die Wachen zu beiden Seiten des Podests klopften dreimal hart und scharf mit den Schäften ihrer Piken auf den gekachelten Boden. Die am Eingang der Halle postierten Wachen stießen die Türen mit einem gedämpften Aufprall zu. Stille fiel herab wie eine Axt.
    Dann erhoben sich alle in der Halle und

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