König 02 - Königsmacher
muss. Nicht bevor es kein Zurück mehr gibt. Verstanden?«
Wenn sie die Fingernägel auch nur ein klein wenig fester in sein Fleisch bohrte, würde Blut fließen. Er saß reglos und mit hämmerndem Herzen da und ertrug ihren flammenden Blick. Er hatte das Gefühl, bis aufs Mark seiner Knochen versengt zu werden. Schließlich nickte er. »Jawohl. Verstanden.« Sie neigte mit einer scharfen Geste den Kopf und ließ ihn los. »Gut. Und jetzt hol dir einen Becher Bier und spül diesen trübsinnigen Ausdruck herunter, bevor noch jemand denkt, du hättest mich gebeten, deine Frau zu werden, und ich hätte abgelehnt.«
»Ha!«, sagte Matt und stieß sich von der Bank hoch. Er wollte keinen Becher Bier. Wenn er auch nur einen einzigen Schluck trank, würden seine bebenden Gedärme sich auf den Boden zu seinen Füßen entleeren. »Dich bitten, meine Frau zu werden? Niemals.«
Er sah, dass seine Worte sie trafen. Dass sie sie verletzten. Zu seiner Schande tat es ihm nicht leid.
Darran, Privatsekretär Seiner Königlichen Hoheit Prinz Gar und selbsternannter Hüter des Turms, griff nach seiner Tasse und nahm einen gezierten Schluck von seinem Morgentee.
Schlürfen war etwas für Bauern. »Darran?«
Darran stellte die Tasse mit einem leisen Klirren von Porzellan auf die Untertasse. »Ja, Willer?«
Sein Gehilfe und Günstling starrte verärgert auf ein offizielles Pergament auf einem Stapel offizieller Pergamente, der unordentlich vor ihm lag. »Ich denke, wir haben ein Problem.«
Darran trommelte seufzend mit seinen manikürten Fingernägeln auf die Platte seines makellosen Schreibtischs. »Willer,
wie
oft muss ich es noch sagen? In unserer Position
haben
wir keine Probleme. Wir haben interessante Entwicklungen. Wir haben Herausforderungen. Wenn es absolut sein
muss,
haben wir gelegentlich eine geringfügige Schwierigkeit. Aber unter
keinen
wie auch
immer
gearteten Umständen haben wir
Probleme.
Also. Was gibt es?« Wie es seiner untergebenen Position geziemte, war Willers Schreibtisch klein und lag zwischen der Tür und dem Bücherregal, auf dem sich säuberlich geordnet Veröffentlichungen befanden, die die Ahnentafeln sämtlicher doranischer Familien des Königreiches enthielten. Außerdem fanden sich dort auch diverse andere Nachschlagewerke wie:
Die Ortsstatuten der Stadt Dorana,
Fabrit und Delbards
Eine kurze Geschichte Lurs
und natürlich der unverzichtbare Band von Polger,
Etikette und Protokoll.
Willer drehte sich mühsam auf seinem Stuhl um - wahrhaftig, der Junge isst
viel
zu viele Pasteten, dachte Darran - und hielt mit banger Miene das anstößige Dokument hoch. »Das ist der Terminplan Seiner Hoheit für den nächsten Monat.«
»Ja? Was isst damit? Wie viele Male muss ich es Euch noch ins Gedächtnis rufen, Willer? Von einem guten Privatsekretär wird vor allem eins erwartet:
Verständlichkeit. «
Willer stieß mit einem Grunzen seinen Stuhl zurück, stand auf und marschierte über den dicken Teppich des runden Büros, wobei er das in Frage stehende Pergament schwenkte. »Nun, Darran, er ist
unmissverständlicherweise
hingegangen und hat alle Einladungen für den nächsten Monat abgesagt, bis auf die zu dem Bankett der Brauergilde.«
»Macht Euch nicht lächerlich.« Darran streckte ungeduldig die Hand nach dem Terminkalender aus. »Das kann er nicht getan haben. Er hat Lady Scobeys Soirée abgesagt? Es abgelehnt, an Lord Dorvs Jagdgesellschaft teilzunehmen? Schon
wieder?
Er will sich die Chance entgehen lassen, mit dem Rat eine Bootspartie auf dem Gant zu unternehmen? Tss! Ihr habt das falsch verstanden oh… Oje.« Als er auf die Liste gesellschaftlicher Ereignisse blickte, zu denen Seine Hoheit eingeladen worden war, und voller Verzweiflung die energischen Federstriche sah, mit denen alle Einladungen bis auf die am wenigsten angesehene durchgestrichen waren, verspürte er einen jähen, stechenden Schmerz zwischen den Augen. »Barl, steh uns bei!«, fluchte er und drückte Willer das Pergament wieder in die Hand. »Was
denkt
er sich nur dabei?«
Klugerweise verzichtete Willer auf eine Antwort.
»Lady Scobey wird außer sich sein vor Wut! Ich habe ihre verflixte Köchin in dieser Woche ein Dutzend Mal hier gehabt, weil sie die Lieblingsgerichte Seiner Hoheit in Erfahrung bringen wollte. Er
kann
ihre Einladung nicht ablehnen, weil sie mir sonst ewig damit in den Ohren liegen wird!« Darran riss den Terminkalender voller Zorn wieder an sich und betrachtete ihn voller Abscheu. »Die
Brauergilde?
Ist er
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