König 02 - Königsmacher
denn von Sinnen? Dieser Haufen verkommener Trunkenbolde? Es ist nicht ein einziger Mann unter ihnen, der weiß, wie man ein Halstuch ordentlich bindet! Tatsächlich bezweifle ich, dass auch nur einer von ihnen weiß, was ein Halstuch
ist!
Barl,
steh
uns bei!« Er warf den Terminkalender auf seinen Schreibtisch und stand dann sogar auf, um zum Fenster und wieder zurück zu gehen. »Nun. Dies ist offenkundig inakzeptabel. Willer, richtet Seiner Hoheit die besten Empfehlungen von mir aus und bittet ihn um das Privileg einer kurzen…«
Sie hörten ein energisches Klopfen an der geschlossenen Bürotür.
»Was?«,
rief Darran.
Die Tür schwang auf, und Seine Königliche Hoheit erschien, einen schäbig wirkenden Olken im Schlepptau, der ein beklagenswert abgenutztes Hemd trug und dazu eine karierte Hose und Stiefel, die mit Schlamm oder Schlimmerem besudelt waren. Er kam ihm vage bekannt vor; wahrscheinlich war er ein Arbeiter irgendwo aus dem Palast, aber was er hier tat, in der wohlgeordneten Schönheit des Turms, zusammen mit dem Prinzen…?
Seine Hoheit lächelte, dieses liebenswürdige, schelmische Lächeln, dem nicht einmal die härtesten Herzen widerstehen konnten. »Sagt nichts, Darran. Lasst mich raten. Willer hat Euch soeben die Liste der gesellschaftlichen Einladungen für den nächsten Monat gezeigt, die ich angenommen habe.«
»Eure Hoheit!«, stieß Darran hervor. »O Herr,
verzeiht
mir!«
Seine Hoheit kam in die Schreibstube geschlendert und machte eine wegwerfende Handbewegung. Nach einem leichten Zögern folgte ihm der zwielichtige Olk über die Türschwelle. »Es ist schon in Ordnung. Ich hatte nicht erwartet, dass Ihr glücklich darüber sein würdet.«
Zutiefst beschämt darüber, ertappt worden zu sein, wie er die Stimme im Ärger erhoben hatte, holte Darran tief Luft und griff nach dem Terminkalender. »Wie der Zufall es will, Eure Hoheit, hatte ich tatsächlich den Wunsch, mich mit Euch zu beraten, was die Einladungen für den nächsten Monat betrifft. Ich bin davon überzeugt, dass es lediglich ein Versehen ist, aber…«
»Tut mir leid«, sagte Seine Hoheit. »Kein Versehen.«
Darran sackte in sich zusammen. »Eure Hoheit, vergebt mir, aber ist das…« Er zögerte,
»…klug?
All diesen wichtigen doranischen Persönlichkeiten abzusagen, Leuten Eures eigenen Standes, und dann die Einladung der… der… olkischen Brauergilde anzunehmen?«
Seine Hoheit zuckte mit den Schultern. »Ich mag die olkische Brauergilde.«
»Ach ja?«, fragte Darran schwach.
»Nun, ich mag die Mitglieder der Gilde. Ihren Meister genießt man am besten in kleinen Schlucken. Aber ja.« Der Prinz seufzte. »Und Ihr haltet das offensichtlich für unziemlich.«
»Ich maße mir nicht an, eine Meinung zu haben«, erwiderte Darran, wobei er Willers Blick mied. »Aber ich würde Euch wahrlich einen schlechten Dienst erweisen, wenn ich Euch nicht daran erinnerte, dass Ihr als Sohn des Königs gesellschaftliche Verpflichtungen habt und die Pflicht…«
»Mich im Namen der Politik zu Tode langweilen zu lassen?«, warf seine Hoheit trocken ein.
»Nun…« Darran wagte den Anflug eines Lächelns; ein wenig wohlerwogenes Mitgefühl trug einiges dazu bei, den Prinzen geneigt zu machen. »Versteht mich bitte nicht falsch, Eure Hoheit. Mir ist durchaus klar, dass es manchmal schwierig ist.«
»Schwierig?«, murmelte Seine Hoheit. »Ich denke, das Wort, nach dem Ihr gesucht habt, lautet
unmöglich.«
»Ja, Herr. Das kann ich mir vorstellen. Aber, Herr, wenn Ihr Euch bitte dazu überwinden könntet, noch einmal nachzudenken … eine Möglichkeit zu finden,
eine
weitere Einladung anzunehmen … nur eine einzige… dann wäre das politisch gewiss klüger.«
Seine Hoheit seufzte und streckte die Hand aus. »Dann zeigt her.«
Darran gab ihm den Terminkalender, trat wieder zurück und räusperte sich. »Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte, Herr?«
Seine Hoheit blickte auf. »Gibt es irgendeine Möglichkeit, Euch daran zu hindern, es sei denn, man knebelte Euch?«
»O Herr!«, protestierte Darran mit einem missbilligenden Lachen. »Ihr seid immer wieder so unterhaltsam.«
»Ich freue mich, dass wenigstens einer von uns dies hier für komisch hält. Und nun zur Sache, Darran.«
Darran nickte. »Natürlich, Herr. Was ich sagen wollte, ist Folgendes: Ich weiß zufällig, dass Lady Scobey große Mühe auf sich genommen hat, um ihre Soiree so zu gestalten, dass sie Eurem Gaumen aufs Höchste schmeicheln wird.« »Lady Scobey«,
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