König 02 - Königsmacher
wiederholte Seine Hoheit stirnrunzelnd, »hofft gegen alle Hoffnung, dass ich den zweifelhaften Reizen ihrer jüngsten Tochter erliegen und mich als Ehemann anbieten werde. So gewitzt Lady Scobey als Mama sein mag, scheint sie zu dem schmeichelhaften Schluss gekommen zu sein, dass mein Mangel an magischem Talent - mit knapper Not - durch den Umstand ausgeglichen wird, dass mein Vater der König ist und meine Schwester die Erbin der Krone. Ich sollte wahrscheinlich dankbar sein…«
Verlegenes Schweigen folgte. Dann räusperte Darran sich. »Nun, wenn der Gedanke an Lady Scobeys Soiree Euch missfällt, Herr, möchtet Ihr vielleicht…« Das Gesicht des Prinzen zuckte, und ein Ausdruck heftigen, unterdrückten Abscheus trat in seine Züge. »Mir
missfällt?
Warum sollte er mir missfallen? Lady Scobeys älteste Tochter hat soeben ihre Verlobung mit Conroyd Jarralts erstgeborenem Sohn angekündigt. Jetzt möchte die brave Mama ihre Füße unter unserer beider Tische stellen, und wer könnte ihr daraus einen Vorwurf machen? Sie denkt nur an ihre Familie. Nein, nein, was mir
missfällt,
Darran, ist…« Er brach plötzlich ab, schüttelte den Kopf und brachte ein klägliches Lächeln zustande. »Es tut mir leid. Ihr könnt Euch unmöglich für den romantischen Klatsch der Doranen interessieren. Und Ihr habt natürlich Recht. Ich kann nicht nur am Bankett der Brauer teilnehmen. Vorrechte haben schließlich ihren Preis. Gebt mir eine Feder.«
Darran nickte Willer scharf zu, woraufhin dieser eine Feder in Tinte tauchte und sie dem Prinzen reichte. Seine Hoheit kritzelte einen Kreis um die Ankündigung von Lady Scobeys Abendgesellschaft, strich seine ursprüngliche Ablehnung aus und schrieb in jener adretten Handschrift, die Darran so sehr bewunderte:
Einladung angenommen - unter Protest.
Dann reichte er Willer sowohl den Terminkalender als auch die Feder hinüber.
»Vielen Dank, Eure Hoheit«, sagte Darran, ohne auch nur mit der geringsten Regung seine Gefühle zu verraten. »Lady Scobey wird gewiss entzückt sein.«
Diese Bemerkung brachte den Prinzen zum Lachen; es war ein freudloses Geräusch. »Nur bis ich absolut klargestellt habe, dass ich nicht die Absicht habe, ihre Tochter zu heiraten.«
Es tat weh, den nur ungenügend verhohlenen Schmerz in ihm zu sehen, ihn auszuhalten, ohne Trost anzubieten. Aber Darran wusste eines mit Sicherheit: Während Seine Hoheit bei sehr seltenen Gelegenheiten auf seine… Unvollkommenheit… hinwies, durften derartige Hinweise
niemals
kommentiert oder auch nur zur Kenntnis genommen werden.
»Gibt es sonst noch etwas, das Eure Hoheit wünscht?«
Die Miene Seiner Hoheit glättete sich. »Da ist in der Tat noch etwas, Darran.« Er winkte den braungebrannten Olken heran, der sich immer noch schweigend im Türrahmen lümmelte. Der Rüpel zögerte, dann trat er schließlich in die Schreibstube. »Asher, dies ist mein Privatsekretär Darran. Ich glaube, du hast schon von ihm gehört. Darran hält mein Leben in Ordnung, ob ich es nun wün sehe oder nicht. Und der junge Herr in dem verblüffend rosafarbenen Wams ist Willer, sein Gehilfe.«
Der Olk nickte. Darran wartete darauf, dass er etwas sagte, wartete noch ein Weilchen länger… und begriff dann zu seinem tiefen Missvergnügen, dass ein schroffes Rucken des Kinns der einzige Gruß war, der ihm zuteilwerden würde. Wie… abstoßend.
Er musterte diesen Asher von Kopf bis Fuß. Ein grobschlächtiger, wenig einnehmender Bursche. Höchstwahrscheinlich durchaus tüchtig, auf eine primitive Art. Sein Gesicht war vernarbt: Eine verblasste, weiße Linie zog sich unregelmäßig über seinen rechten Wangenknochen. Sie verlieh ihm etwas Bedrohliches, Aggressives, das ein Echo in seinen muskelbepackten breiten Schultern fand und in den kraftvollen Händen, die er entspannt herabhängen ließ. Wie viele Jahre mochte er zählen? Schwer zu sagen… Man konnte wohl mit einiger Sicherheit annehmen, dass er etwa im selben Alter war wie Seine Hoheit, aber mit einer Fülle zweifelhafter Erfahrung in den dunklen, berechnenden Augen. Sein Gesicht war wettergegerbt, was die Vermutung nahelegte, dass er sein Leben lang einem härteren Klima ausgesetzt war, als man es im größten Teil des Königreiches fand. Das Kinn war fest, verlieh ihm sogar einen starrsinnigen Ausdruck. Und er verströmte die Aura einer knisternden Vitalität, einer nachdenklichen, kraftvollen Persönlichkeit, die die Luft um ihn herum aufzuladen schien.
Darran, der sich rühmte, den
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