König 02 - Königsmacher
Charakter eines Menschen schnell und akkurat einschätzen zu können, versteifte sich unwillkürlich.
Hier war Ärger im Anmarsch.
Seine Hoheit legte eine Hand auf die Schulter des Rüpels. »Darran, dies ist Asher von Restharven. Er ist der Mann, der auf dem Marktplatz Ballodair für mich eingefangen hat, nachdem ich gestürzt war, Ihr erinnert Euch? Ich habe ihm zum Dank eine Arbeit angeboten, und er hat angenommen.«
Langsam nickte Darran. »Ja, Herr. Ich erinnere mich in der Tat an den Zwischenfall.« Er verlagerte den Blick ein klein wenig und ließ ihn auf dem gelassenen Gesicht des Rüpels verharren. War das stumme Unverschämtheit, die er hinter der Maske lauern sah?
Er vermutete es. Die feinen Härchen auf seinem Nacken stellten sich auf. O ja, in der Tat. Hier stand ihnen Ärger ins Haus, Ärger im Übermaß. Der Prinz warf einen Seitenblick auf den Burschen. »Nun, ich bin zu dem Schluss gekommen, dass er auf dem Stallhof vergeudet ist, daher habe ich ihn eingeladen, hier mit mir zu arbeiten, im Turm.«
Willer ließ ein unvorsichtiges, ersticktes Geräusch hören, das aus den Tiefen seiner Kehle kam. Darran verbrannte ihn dafür mit einem Blick. »Wirklich, Herr?«, sagte er und kämpfte gegen den Drang, die Hände zu Fäusten zu ballen. »Wie interessant. Wenn ich fragen darf, Herr, in welcher Eigenschaft wird dieser… wird Asher hier arbeiten?«
Wieder das flüchtige, schelmische Lächeln.
»Nun«,
sagte Seine Hoheit, »in früheren Zeiten wäre er bekannt gewesen als des Prinzen Kämpe.«
Dies entlockte dem Rüpel nun tatsächlich eine Reaktion. »Wie? Kämpe? Ihr habt nie ein Wort davon gesagt, dass ich ein Kämpe sein soll. Herr. Kämpe wofür überhaupt? Um welchen Schnickschnack geht es dabei?«
Darran schauderte. Barl stehe ihnen allen bei, dieser
Akzent!
Und die Respektlosigkeit! Widerwärtig. Sein Magen grollte, und leichte Übelkeit stieg in ihm auf. Seine Welt war vor seinen Augen in Auflösung begriffen, und er hatte den schrecklichen Verdacht, dass es nicht in seiner Macht lag, dem Einhalt zu gebieten.
Der Prinz lachte. »Gefällt Euch der Begriff nicht? Mir gefällt er.
Kämpe.
Ich finde, es hat so einen netten altmodischen Klang.«
»Altmodisch«, wiederholte der Rüpel, und seine Stimme troff von Abscheu. »Es besteht kein Anlass, altmodisch zu sein, schätze ich.«
»Nein? Hm… vielleicht nicht«, sagte Seine Hoheit bedauernd.
»Kämpe«, sagte der grässliche Mann noch einmal. Dann lächelte er, ein verächtliches Zucken seiner Lippen. »Das habt Ihr wohl aus den Büchern, die Dathne ständig für Euch ranschafft, hm?«
Seine Hoheit blieb vollkommen ungerührt. »Tatsächlich habe ich den Begriff aus einem dieser Bücher. Vor einigen hundert Jahren hatten wir überall im Land Kämpen, insbesondere während jener schlechten Zeit, nachdem König Trevoyle ohne einen Erben verstorben war. Aber sobald der Staub sich gelegt hatte und alle Leichen begraben waren, wurde entschieden, dass wir für eine Weile ohne sie auskommen sollten, und damit war die Angelegenheit erledigt. Also, aus Achtung vor der Vergangenheit werden wir dich nicht als meinen Kämpen bezeichnen. Zumindest nicht in der Öffentlichkeit. Ich behalte mir allerdings das Recht vor, den Titel unter uns zu benutzen, falls ich jemals in einer Stimmung sein sollte, dich ärgern zu wollen. Stattdessen werden wir einen anderen Titel für dich finden. Wir werden dich meinen…« Er verfiel in Schweigen und dachte nach.
Fehler!,
hätte Darran am liebsten gerufen. Nennt ihn Euren Fehler, kommt wieder zu Sinnen und werft ihn zurück auf den Misthaufen, auf den er gehört! Es ist noch nicht zu spät!
Der Prinz straffte sich. »Ich habe gute Lust, mir den Kopf doch nicht über die Vergangenheit zu zerbrechen und über ihre feinsinnigen Empfindlichkeiten. Trevoyles Spaltung liegt lange zurück. Die Aufgabe eines Kämpen bestand darin, seinem Lord zur Seite zu stehen und ihn vor allem Bösen zu bewahren. In Angelegenheiten, die örtliche Streitigkeiten und Verleumdungen betrafen, sprach er mit der Stimme seines Lords, und man verließ sich darauf, dass der Kämpe seinen Lord mit Nachrichten und Informationen versorgte und ihm mit seinem Rat beistand, wann immer es erforderlich war.« Wieder das schelmische Grinsen. »Außerdem erwartete man von ihm, wenn es darauf ankam, für seinen Lord zu sterben - aber was das betrifft, brauchen wir uns wahrscheinlich keine Sorgen zu machen.«
Der emporgekommene Stallbursche stand mit weit
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