König 02 - Königsmacher
Rand des Springbrunnens gehockt hatte, fuhr jäh auf.
Natürlich.
Der Viehmarkt.
Du Narr.
Er hätte es von Anfang an dort versuchen sollen, statt hier von Stand zu Stand zu laufen und für seine Mühen nichts anderes zu ernten als ein Nein nach dem anderen. Auf dem Viehmarkt würde er Bauern und Viehzüchter finden, Männer seines Schlages. Gewiss würde es dort irgendjemanden geben, der die Art von Diensten suchte, die Asher von Restharven anzubieten hatte.
Mit neu entfachter Hoffnung sprang er auf. Auf der anderen Seite des Marktplatzes waren Geräusche und Bewegungen, die ihn ablenkten. Rufe. Pfiffe. Applaus. Zwischen Marktständen und den dicht an dicht gedrängten Menschen hindurch konnte er ein Aufblitzen von dunklen Köpfen und blauen und blutroten Livreen sehen: Die Stadtgarde kam die abschüssige Straße vom Palast heruntermarschiert. Asher ging dem Trubel entgegen. Der Viehmarkt würde ihm nicht davonlaufen, und er war neugierig. Fünf Minuten mehr oder weniger spielten gewiss keine Rolle.
»Macht Platz!«, rief eine strenge Stimme, die sich über das Getöse des Markttreibens erhob. »Macht Platz für Seine Hoheit Prinz Gar!«
Asher wurde unsanft vom Rest der Menge mitgerissen, während sie um ihn herum wogte und brodelte. Er verstand den Aufruhr nicht. Warum sollte man so aus dem Häuschen geraten, nur weil der Prinz kam? Der Prinz lebte hier in der Stadt, nicht wahr, zusammen mit dem Rest der königlichen Familie? Bekamen die Städter ihn denn nicht an den meisten Tagen der Woche ohnehin zu Gesicht? Jawohl, das taten sie. Weshalb also einem Säugling die Zehen brechen, um jetzt einen Blick auf den Prinzen werfen zu können?
Aber noch während er murrte und fluchte und sich gegen die Menge zur Wehr setzte, musste er zugeben, dass auch er selbst einen Anflug von Aufregung verspürte. Nicht einmal Ole Hemp hatte je ein Mitglied der königlichen Familie zu Gesicht bekommen. Das würde ihn im Dorf ganz an die Spitze bringen. Pa würde ganz aus dem Häuschen sein vor Freude.
Nachdem die Einkäufer und Budenbesitzer die Straße frei gemacht hatten, war es dem Prinzen möglich, sein braunes Vollblutpferd mit nur einer Hand an den Zügeln zu reiten. Es war ein wunderschönes Tier, gesprenkelt mit helleren Abzeichen wie ein Apfelschimmel, und trug ein juwelenbesetztes Halfter. Asher schnürte es vor Neid die Kehle zusammen. Das also trug es einem ein, ein Prinz zu sein: ein wunderbares Tier wie dieses und höchstwahrscheinlich noch hundert mehr von seinesgleichen daheim.
Zum ersten Mal in seinem Leben empfand er flüchtiges Selbstmitleid. Der Prinz schien aus ebenso edler Zucht zu stammen wie sein Pferd. Er trug das strohblonde Haar lang wie ein Mädchen und im Nacken zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sein grünes Seidenhemd war ebenso makellos wie die Reithose aus gelbbraunem Leder, der Glanz seiner schwarzen Lederstiefel beinahe blendend. Als Zeichen seines Ranges zierte ein rubinbesetzter Kranz aus getriebenem Silber seine Stirn. Während er den Glückwünschenden zu seiner Linken und Rechten lächelnd zuwinkte, strahlte sein schmales Gesicht vor Freude.
Von der wogenden Menge bis an den Rand der Straße gedrängt, musterte Asher den Reiter von Kopf bis Fuß. Das also war Seine Königliche Hoheit Prinz Gar. Selbst im fernen Restharven wusste man über ihn Bescheid. Gar, der Nichtmagische. Gar, der Krüppel. Und sogar, flüsterten einige in ihre Bierbecher, Gar, die Schande. Zu blond, um ein Olk zu sein, zu nichtmagisch für einen Doranen. Das war es, was die Leute über Seine Königliche Hoheit Prinz Gar zu sagen wussten… Zumindest im fernen Restharven.
Aber so, wie die Stadtolken ihm jetzt zujubelten, schien es ihnen nichts auszumachen, dass der Prinz keine Magie wirken konnte. Dass er nicht derjenige war, der als Wettermacher einspringen würde, sobald sein Vater, der König, erschöpft war. Nein, die städtischen Olken schienen zu denken, dass er etwas war, wofür man kreischte und tanzte. Warum? Welchen Nutzen hatte ein Magier, der zu keiner Magie fähig war? Ashers Meinung nach war er ungefähr so viel wert wie ein Schiff ohne Segel.
Und es sah so aus, als sei er nicht der Einzige, der so dachte.
Kaum eine Handvoll Doranen war stehen geblieben, um dem Sohn ihres Königs zuzujubeln, während er davonritt, um einen anstrengenden Tag auf dem Land damit zu verbringen, sich am Duft der Blumen zu ergötzen oder zu tun, was immer er tat, um sich die Zeit zu vertreiben. Einige wenige hielte inne, um zu
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