König 02 - Königsmacher
weit aufgerissen, aber nicht länger verdreht. Asher beugte sich vor, um etwas frische Luft in seine Lungen zu bekommen.
Ohne Vorwarnung wurden ihm die Zügel aus der Hand gerissen, und eine bebende Stimme erklang: »Ballodair! Es war doch nur eine Feuerwerksrakete! Ist alles in Ordnung mit dir, du Narr von einem Tier?«
Mit hämmerndem Herzen, das Blut warm und klebrig auf seinem Gesicht, richtete Asher sich auf.
Der Prinz tastete die Beine des Tieres mit ängstlicher Miene ab und untersuchte es auf etwaige Verletzungen. Schenkte dem Mann, der seinem elenden Pferd das Leben gerettet hatte, keinerlei Beachtung.
Asher räusperte sich gekränkt. »Ich schätze, mit ihm ist alles in Ordnung«, sagte er, nachdem er für sich zu dem Schluss gekommen war, dass dieser elegant gekleidete Prinz ein Mann genau wie er war, der pinkelte und furzte, wie alle Männer es taten, und dass der Unterschied zwischen ihnen lediglich darin bestand, dass er einen teuren Schneider hatte. »Sieht so aus, als sei das Tier mit dem Schrecken davongekommen.«
Der Prinz blickte zu ihm auf. Jähes Begreifen dämmerte in seinen Augen auf, und er nickte. Er richtete sich auf, schlang sich die Zügel um den Arm und wischte sich dann die Hände an seiner Reithose ab. »Es scheint tatsächlich so zu sein, Barl sei gepriesen.« Er küsste den schweren, goldenen Heilsring an seinem linken Zeigefinger. »Er war ein Geschenk von Seiner Majestät.«
»Ein prächtiges Geschenk«, erwiderte Asher. »Ich bin froh, dass ich ihn für Euch retten konnte. Mir geht es übrigens auch gut. Nur für den Fall, dass es Euch interessiert.«
Ein Raunen und Murmeln ging durch die Menge, die sich inzwischen wieder um sie geschlossen hatte. Ein Mann der Stadtwache, dessen Wangen noch immer bleich von dem Schrecken über das waren, was hätte geschehen können, runzelte die Stirn und trat näher. Der Prinz hielt ihn mit einer knappen Handbewegung auf und musterte Asher in ernstem Schweigen. Mit hämmerndem Herzen reckte Asher das Kinn vor und musterte den Prinzen seinerseits.
Dann entspannte der Prinz sich und lächelte beinahe. »Ich glaube, so gut geht es dir denn doch nicht. Du hast eine klaffende Wunde am Kopf davongetragen, und du bist offenkundig verwirrt von Ballodairs Tritt. Hast du noch irgendwelche anderen Verletzungen?«
Die Menschen um sie herum begannen überrascht miteinander zu tuscheln und drängten sich näher heran, um einen Blick auf den etwas mitgenommenen Neuankömmling zu werfen, der sich mit einem Mitglied der königlichen Familie unterhielt. Asher berührte mit den Fingerspitzen vorsichtig seine Augenbraue und zuckte nur die Achseln, als er anschließend das Blut auf seinen Händen sah. »Nicht der Rede wert. Da hat es mich beim Rasieren wohl schon schlimmer erwischt.« Dann runzelte er die Stirn. »Und verwirrt bin ich auch nicht.«
Entsetzt versetzte der Wachposten Asher einen Stoß in den Rücken. »Du Flegel! Sprich den Prinzen mit ›Eure Hoheit‹ an und zeig ein wenig Respekt, oder du wirst dich in einer von Hauptmann Orricks Zellen wiederfinden!« Wieder hob der Prinz die Hand. »Schon gut, Grimwold. Ich nehme an, unser widerstrebender Held kommt nicht von hier.« Lächelnd zog er ein Taschentuch aus der Hemdtasche, nahm dann eine Lederflasche von seinem Sattel und befeuchtete den Stoff mit ihrem hellgrünen Inhalt. »Wein«, erklärte er und hielt Asher das Tuch hin. »Es wird brennen, fürchte ich, aber das ist immer noch besser als Pferdeschweiß in einer offenen Wunde. Woher kommst du übrigens?« Mit einem Brummen - und wenn der Prinz dies als Dank auffassen wollte, dann bitte schön - nahm Asher das Taschentuch entgegen und betupfte sich damit das Gesicht. Der Alkohol brannte wie Feuer auf seinem aufgeplatzten Fleisch; er konnte ein Stöhnen des Schmerzes nicht schnell genug unterdrücken. »Restharven«, murmelte er. »Eure Hoheit.« Nachdem er das Gesicht von Blut und Staub gereinigt hatte, starrte er auf das besudelte Taschentuch hinab. »Wollt Ihr es zurückhaben?«
Die Lippen des Prinzen zuckten erheitert. »Nein. Vielen Dank.« Lachte der Sohn des Königs ihn etwa aus? Bastard! »Ihr habt bestimmt Hunderte davon, wie?« Jetzt war das Lächeln voll erblüht. »Nicht ganz. Aber genug, um den Verlust eines einzigen zu verschmerzen, ohne darüber zu murren. Ich bin noch nie in Restharven gewesen.«
»Ich weiß«, sagte Asher. Dann, angestachelt von dem finsteren Blick das Wachmannes, fügte er mit Übelkeit erregender
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