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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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er eine Nachricht an die Tür zu seinem Schlafzimmer geheftet.
Ich will dich sehen.
Mit einem leisen Fluch ging er die Wendeltreppe zu Gars Räumen hinauf. Dieser elende Menschenschinder von einem Mann. Spake würde nirgendwo hingehen, oder? Hätte das nicht warten können, bis er seinen leeren Bauch gefüllt hatte?
    »Spake geht es gut«, sagte er, als er in die Bibliothek des Prinzen schlenderte. »Er schlottert vor Angst, aber es geht ihm gut. Also…«
    Gar brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
»Deverani, deverani«,
murmelte er und starrte auf ein entrolltes Pergament, das vor ihm auf dem Schreibtisch lag. »Was meinst du, ist in diesem Zusammenhang das passendste Wort dafür im modernen Doranischen:
ungebunden
oder
freigelassen?«
Er blickte auf.
    Asher blinzelte. »Das fragt Ihr
mich?«
    »Hm… ja«, sagte Gar und schüttelte den Kopf. »Obwohl ich beileibe keine Ahnung habe, warum. Wolltest du etwas?«
    »Ja«, antwortete Asher und lehnte sich mit der Schulter gegen das nächstbeste Bücherregal. »Zu Abend essen. Aber an meiner Tür hängt ein Zettel, und…« Gars Miene umwölkte sich. »Oh. Ja. Tut mir leid. Ich war tief im vierten Jahrhundert versunken.«
    »Huh«, sagte Asher. Nach dem Gesichtsausdruck des Prinzen zu urteilen, wäre er auch am liebsten dort geblieben. »Mit Spake ist alles in Ordnung. Ich habe ihn gesehen, mit ihm gesprochen. Er hat sich nicht beklagt.«
    »Hat er überhaupt etwas gesagt?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Er hat nicht… ich weiß nicht… gestanden? Erklärt,
warum
er…« Gar brach ab und rieb sich die Nase.
    »Nein«, antwortete Asher. »Aber andererseits habe ich ihn auch nicht gefragt. Außerdem wüsste ich nicht, welchen Unterschied das machen sollte. Wen kümmert es schon, warum er es getan hat? Die Frage nach dem
Warum
wird nichts ändern, oder?«
    Gar seufzte. »Nein, wahrscheinlich nicht.«
    »Jetzt ist es nur noch wichtig, dass Orrick seine Arbeit korrekt und ordentlich erledigt. Was das betrifft, braucht Ihr Euch keine Sorgen zu machen.«
    »Gut«, sagte Gar und blickte wieder auf das Pergament hinab. »Das ist… gut.«
    Asher schnaubte. »Wohlgemerkt, die Dinge sind auf der Wache für einen Moment lang ein klein wenig interessant geworden, als sämtliche Gildemeister mitsamt Gefolgschaft sich ins Wachhaus gezwängt und versucht haben, den Narren hinauszuschleppen und am nächstbesten Laternenpfosten aufzuhängen…«
    Gar riss den Kopf hoch.
»Was?«
    »Keine Bange«, sagte Asher hastig. »Ich und Orrick, wir haben das geregelt.« »Was wahrscheinlich bedeutet, dass ich es spätestens morgen Mittag mit allen entrüsteten olkischen Gildemeistern zu tun bekommen werde?« Gar unterdrückte ein Stöhnen. »Wie in Barls Namen haben sie es herausgefunden?« Asher, der beschloss, über die Bemerkung des Prinzen nicht gekränkt zu sein, zuckte mit den Schultern. »Ihr hättet aus der Geschichte niemals ein Geheimnis machen können.«
    »Kein Geheimnis, nein, aber ich bin davon überzeugt, dass Seine Majestät gern zumindest einen Tag Gnadenfrist gehabt hätte!« Gar drückte die tintenfleckigen Finger an die Schläfen. »Mir würde es jedenfalls so gehen.« Er seufzte. »Oh, nun ja. Was geschehen ist, lässt sich nicht ungeschehen machen. Und du bist dir
sicher,
dass Spake bequem untergebracht ist?«
    Einen Moment lang überlegte Asher, ob er Gar von der kleinen Zelle erzählen sollte und von der Krankheit des Gefangenen und seiner panischen, nur mit Mühe gezähmten Angst. Davon, wie jung er war und was für einen unwahrscheinlichen, jämmerlichen Verbrecher er abgab. Aber welchen Sinn hätte das gehabt? Gar konnte nichts von alledem ändern. Und er würde es bald genug mit eigenen Augen sehen, wenn der Junge zur Befragung vor den Kronrat gebracht wurde.
    »Ich habe es schon gesagt«, erwiderte er und stieß sich von dem Bücherregal ab, »es geht ihm gut. Und wenn das jetzt alles wäre, würde ich mich gern um mein Abendessen kümmern. Ich schätze, ich bin schon halb verhungert und…«
    »Warte«, sagte Gar. »Da ist noch etwas.«
    Asher, der bereits in der Tür stand, schluckte ein ungeduldiges Stöhnen herunter und drehte sich um. »Ja?«
    »Ich möchte, dass du morgen dabei bist. Bei Timon Spakes Anhörung.«
    »Ich? Warum ich?«, fragte Asher ungläubig. »Ich brauche nicht dort zu sein. Das ist eine Angelegenheit des Kronrats, und damit hat die Sache nichts mit mir zu tun. Außerdem ist da noch dieser Lord Jarralt - er wird nur einen einzigen Blick

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