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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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auf mich werfen und das ganze Wachhaus zusammenschreien.«
    Gars Augen waren kalt, und seine Miene war unnachgiebig. »Meinetwegen kann er schreien, bis ihm der Kopf abfällt. Bis morgen Abend um diese Zeit besteht eine sehr gute Chance, dass Timon Spake tot sein wird. Hingerichtet auf Befehl des Kronrats. Ich möchte einen olkischen Zeugen dabeihaben. Es reicht nicht, der Gerechtigkeit Genüge zu tun; die Menschen müssen
sehen,
wie es geschieht. Ich möchte jemanden dabeihaben, der jedem, der danach fragt, berichten kann, dass dieser Mann nicht leichtfertig getötet wurde. Ich möchte dich dabeihaben, Asher. Und ich werde kein Nein als Antwort dulden.«
    Schweigen. Asher starrte Gar an und wusste, dass er an einem Scheideweg stand. Wenn er sich diesem Befehl widersetzte, war alles vorüber. Er hätte ebenso gut den nächsten Karren anhalten und nach Restharven zurückkehren können, denn niemand würde einem Mann Arbeit geben, der Seine Königliche Hoheit Prinz Gar im Stich gelassen hatte. Und wenn er dem Befehl folgte… Wenn er das tat, gab es kein Zurück mehr. Was immer er in Zukunft auch werden mochte, wie reich er sein mochte, wenn er endlich nach Hause zurückkehrte, oder wie viele Boote er kaufen und segeln und verkaufen würde, er würde immer der Mann sein, der einst dem Sohn eines Königs gedient hatte, ganz gleich was von ihm verlangt wurde. Ein Mann, dessen Träume von Unabhängigkeit bezahlt worden waren - teilweise mit dem Blut eines schuldigen Narren.
    Die Frage war, konnte er damit leben?
    Nun, Timon Spake war verdammt, ganz gleich ob Asher von Restharven ihn sterben sah oder nicht. Und Gar, der verflixte Kerl, hatte in einem Punkt Recht. Sie brauchten tatsächlich einen olkischen Zeugen bei Spakes Verhandlung, jemanden, der sich auf das höchste Gebäude im Königreich stellen und jedem Olken, ob Mann, Frau oder Kind, zurufen konnte:
Seht Ihr? Seht Ihr, was es Euch einträgt, wenn Ihr Euch auf Magie einlasst?
    Das war wichtig. Es würde dergleichen Dummheiten ein und für alle Mal ein Ende bereiten. Indem er bei der Verhandlung zugegen war und aus erster Hand mitbekam, wie gerecht der Kronrat mit einem solch gotteslästerlichen Verbrecher verfuhr, und indem er später davon berichtete, würde er Leben
retten.
Und das war schließlich etwas Gutes, oder etwa nicht?
    Außerdem, wem würde es etwas nützen, wenn er tatsächlich fortging? Wen würde er dadurch retten? Timon Spake würde geradeso verdammt sein, wie er es jetzt war. Asher von Restharven würde gezwungen sein, als armer Mann nach Hause zurückzukehren, in die grausame Knechtschaft seiner Brüder. Und Pa würde in sein Grab sinken, ohne jemals die Annehmlichkeiten erfahren zu haben, die er verdiente.
    Mit einem Seufzer, der so tief war, dass seine Rippen knarrten, nickte er schließlich. »Also schön. Da Ihr so versessen darauf seid, werden wir uns wohl morgen früh sehen. Um wie viel Uhr?«
    Falls Gar erleichtert war oder seine Unnachgiebigkeit ihm leidtat, so ließ er es sich nicht anmerken. »Sei gegen neun Uhr unten. Und sieh zu, dass du dich… dem Anlass angemessen kleidest.«
    Asher nickte. »Dem Anlass angemessen. In Ordnung.«
    Ihre Blicke trafen sich. In Gars Gesicht lag so viel wütende Verzweiflung, dass Asher sich abwenden musste.
    »Du kannst jetzt gehen«, sagte der Prinz. »Ich werde dich heute Abend nicht mehr brauchen. Und schließ die Tür hinter dir.«
    Solchermaßen entlassen und dankbar dafür, überließ Asher den Prinzen seinem Zorn und seiner Lektüre und kehrte nach unten in seine eigenen Räume zurück.
    Plötzlich hatte er keinen Hunger mehr.
    »Barl sei uns gnädig«, rief König Borne erschrocken. »Dieser Timon Spake ist ja praktisch noch ein
Kind!
Warum hat mich niemand davon in Kenntnis gesetzt?«
    Während Hauptmann Orrick in den Papieren stöberte, die sich vor ihm auf dem Tisch stapelten, wich Asher Gars anklagendem Blick standhaft aus. Der Prinz würde ihm für sein Schweigen danken. Irgendwann. So wie er aussah, hatte Gar in der vergangenen Nacht kaum ein Auge zugetan. Wenn er gewusst hätte, was für einen bartlosen Jungen sie in Gewahrsam hatten, wäre er vor Sorge überhaupt nicht zur Ruhe gekommen.
    Von Ketten herabgezogen, das Gesicht halb verborgen, während er auf den gefliesten Boden des Verhörraums hinabstarrte, kniete Timon Spake aus Grundberg in stummer Schande im Wachhaus. Links und rechts von ihm standen Wachmänner, die ihn an den Schultern hinabdrückten, als rechneten sie damit, dass

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