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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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folgen.«
    »Ihr müsst jetzt mitkommen!«, rief Torville mit schriller Stimme von der Tür aus. »Hauptmann Orrick besteht darauf!«
    Also ließen sie den Gefangenen mit seinem Buch und seinen Gedanken allein und eilten zurück in die Eingangshalle des Wachhauses, in der das Chaos herrschte. Irgendwie hatte eine ganze Horde gut gekleideter Olken sich gewaltsam an den Wachen draußen auf der Straße vorbeigedrängt, und jetzt standen die Männer durcheinanderrufend im Raum, stampften mit den Füßen auf und schlugen mit den Fäusten auf den Schreibtisch. Hauptmann Orrick stand hinter dem Tisch auf einem Stuhl und versuchte, sich trotz des Getöses Gehör zu verschaffen.
    »Hier!«, rief er, als Törville sie praktisch mit Gewalt durch die Tür stieß. »Hier ist Asher, der Vizetribun Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Gar! Wenn ihr verdammten Narren auf mich nicht hören wollt, dann hört wenigstens ihm zu! Denn wenn ihr es nicht tut, schwöre ich, dass ich euch alle einsperren werde, bis dreißig Barlstage vergangen sind!« Dathne stieß Asher den Ellbogen in die Rippen. »Na los, stell dich vor. Irgendwann mussten sie dich schließlich einmal kennenlernen, nicht wahr?« »Ha. Ich schätze nicht, dass Gar so etwas im Sinn hatte, als er meinte, ich müsse ein paar Leute kennenlernen.«
    Ein hochgewachsener, gut gekleideter Olk schob sich durch das Gedränge rund um den Tisch. »Wer, sagt Ihr, ist er? Ich habe diesen Mann noch nie zuvor gesehen!«
    Solchermaßen in die Enge getrieben, warf Asher Orrick einen mörderischen Blick zu, dann sprang er behände auf den Tisch. »Ihr habt ihn gehört! Ich bin Asher, Prinz Gars Vizetribun, der am letzten Barlstag ernannt wurde. Und wer seid Ihr?«
    Der Mann plusterte sich in seinen Roben aus Samt und Fellen auf. »Ich? Ich, Herr, bin Norwich Porter, Meister der Brauergilde!«
    »Ah«, sagte Asher. »Euch ist es gelungen, den Prinzen dazu zu bewegen, Eure Einladung zum Bankett anzunehmen, stimmt's nicht?«
    Norwich Porter gaffte ihn an. »Was? Hm… ja… tatsächlich ist die Zusage eingetroffen…«
    »Nun, Ihr könnt ein zusätzliches Gedeck für mich auflegen. Ich werde dort sein, und Seine Hoheit wird dort sein - vorausgesetzt, Ihr hört mit dem Gekeife auf und verzieht Euch nach Hause, wo Ihr hingehört!«
    Norwich Porters Gesicht lief dunkelrot an. »Wie könnt Ihr es wagen, Herr! Wir werden nirgendwo hingehen,
nirgendwohin,
habt Ihr gehört, bis wir Genugtuung haben! Wir vertreten den Willen und die Wünsche sämtlicher olkischer Gilden, und wir verlangen …«
    »Es steht Euch nicht zu, irgendetwas zu verlangen!«, entgegnete Asher. »Was glaubt Ihr, wer Ihr seid, hm, einfach ins Wachhaus gestürmt zu kommen und Euch wunders wie aufzuspielen und Hauptmann Orrick herumzukommandieren, der bloß die Arbeit tut, für die Ihr ihn mit Euren Steuern bezahlt? Die Arbeit, die zu tun Seine Majestät König Borne ihm erst heute Morgen aufgetragen hat? Im Kronrat. Wo ich ihn mit eigenen Ohren gehört habe.«
    Dathne, die ein Lächeln unterdrückte, dachte, dass Norwich Porter im nächsten Moment zu einem wutschnaubenden Häufchen auf dem Boden zusammenbrechen würde. Um ihn herum sogen die Meister und Meisterinnen der anderen Gilden die Luft ein, protestierten und schwenkten die Fäuste. Asher gab sich absolut unbeeindruckt.
    Norwich Porter rief ungläubig: »Ihr wagt es… Ihr wagt es… Mit welchem Recht steht Ihr dort und beleidigt…«
    »Wer hat hier irgendjemanden beleidigt? Ich sag Euch lediglich, wie die Dinge liegen.«
    »Nein, Herr«, gab Porter zurück. »Ich werde
Euch
jetzt sagen, wie die Dinge liegen. Es geht das Gerücht, dass Hauptmann Orrick einen abscheulichen, verräterischen,
bösen
Gesetzesbrecher in Gewahrsam hat. Wir werden ihn der Gerechtigkeit zuführen! Wir werden ihn uns selbst vorknöpfen! Wir…« »Ihr werdet in der Zelle nebenan landen, wenn Ihr nicht aufhört zu faseln, statt mich reden zu lassen!«, rief Asher. »Jawohl, hier ist tatsächlich ein Mann in Gewahrsam. Er wird eines schrecklichen Verbrechens angeklagt - aber bisher ist er nur angeklagt, wohlgemerkt. Morgen wird er in aller Frühe vor dem König und dem Kronrat stehen, und dann werden wir die Wahrheit erfahren. Bis dahin wird er vor niemandem stehen, erst recht nicht vor einem Pöbelhaufen, der hier hereingestürmt kommt und versucht, dem König sein Recht streitig zu machen!« Schockiertes Schweigen senkte sich über den Raum. Schließlich räusperte Norwich Porter sich vernehmlich.

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