König 02 - Königsmacher
geboren worden und nicht ausgerechnet als Jervals verdammte Erbin.
Asher sagte: »Nun, hier sind trotzdem einige Küchlein für dich und ein Buch. Es wird sicher eine lange Nacht werden, und da kann es nur gut sein, wenn du etwas hast, um dich abzulenken. Und was Dathne gebacken hat, muss gewiss besser sein als der Brei, den man im Gefängnis vorgesetzt bekommt. Aber du weißt bestimmt selbst, dass sie eine gute Köchin ist, nicht wahr, wo sie doch zur Familie gehört.«
Spake sah ihn sichtlich verwirrt an. »Familie? Es tut mir leid, ich glaube nicht, dass ich…«
Verflucht.
»Wir sind nur entfernt miteinander verwandt«, meldete sie sich hastig zu Wort. »Cousin und Cousine um mehrere Ecken. Du hast wahrscheinlich, wenn überhaupt, nur flüchtig schon einmal von mir gehört.« Dann atmete sie tief durch, und ihr Instinkt rang mit ihrer Vorsicht. »Obwohl… ich denke, dass wir beide Tante Ve kennen…«
Der junge Narr verstand noch immer nicht, worauf sie hinauswollte. Mit hoffnungsloser Höflichkeit hob Spake die Hand. »Nein, nein. Vielen Dank, aber…« Er blinzelte. »Hast du gesagt:
Tante Ve?«
»Ja, du Narr. Bist du ebenso taub wie dumm?«, fragte Asher grob. »Nur zu, nimm die Sachen, ob du sie nun kennst oder nicht. Sie hätte dir gar nichts zu bringen brauchen, Spake. Und wenn die Sonne aufgeht, wirst du vielleicht froh sein, etwas im Magen zu haben.«
Sie würde die Stimme nicht noch einmal erheben, um auf den Jungen einzureden; sie konnte es nicht. Indem sie den Namen der unschuldigen Veira ins Spiel gebracht hatte, hatte sie bereits genug getan. Aber sie hielt den Beutel in die Höhe, der klein genug war, um ihn zwischen den Gitterstäben hindurchzuschieben, und machte einen Schritt nach vorne. In ebendiesem Moment kam jemand hinter ihnen laut rufend durch die Tür gestürzt. Bunder, der darauf nicht vorbereitet gewesen war, verlor das Gleichgewicht und prallte mit Asher zusammen, der laut aufschrie und seinerseits mit ihr zusammenprallte. Sie sackte unter seinem Gewicht zu Boden. Landete auf dem Beutel und den Küchlein und dem Buch und zerdrückte alles zu einer klebrigen Masse. Der Wachmann, der die Schuld an alledem trug, stand keuchend und mit rotem Gesicht in der Tür. »Hauptmann Orrick sagt, Ihr sollt alle sofort zu ihm kommen! Es sind Leute ins Wachhaus gestürmt, und er sagt, der Mann des Prinzen solle sie fortschicken, oder er würde alle Zellen mit ihnen füllen, diesen verfluchten Gildemeistern, sollen sie doch die Pocken kriegen.«
Dathne lag atemlos und stöhnend auf dem Boden der Zelle. Ihre Rippen schmerzten, und ihre Gedanken waren in wildem Aufruhr, während Asher und Bunder sich hochrappelten und den törichten Wachmann verfluchten, der sie umgerannt hatte.
»Du verdammter Idiot, Torville!«, tobte Bunder. »Du hättest uns allen die Knochen brechen können!«
Asher beugte sich vor und zog Dathne auf die Füße. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
»Mir geht es besser als den Küchlein«, sagte sie und wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Dies war ihre einzige Hoffnung gewesen, den Zirkel vor Edvord Spakes arrogantem Sohn zu retten. Jetzt lag ihrer aller Leben in seinen törichten, zitternden Händen… und sie wusste nicht, wie sie dazu stand. Sie versetzte dem Beutel einen Tritt. »Die da taugen jetzt nur noch für den Müll.«
Er tätschelte ihr die Schulter. »Mach dir nichts daraus, Dathne. Es war ein gütiger Gedanke, und das ist alles, was zählt.«
Sie hob den Beutel auf und nahm das Buch heraus, das dank des Geschirrtuchs, das sie um die Küchlein gewickelt hatte, dem Schlimmsten entgangen war. Nachdem sie den Einband mit dem Ärmel abgewischt hatte, schob sie es durch die Gitterstäbe. »Hier.«
»Danke«, sagte Timon Spake und nahm das Buch entgegen. Er betrachtete den Einband und las den Titel.
»Helden der Alten Tage.
Das habe ich nie gelesen.«
»Es ist sehr gut«, sagte sie und bedachte ihn mit einem grimmigen, festen Blick. »Es handelt von tapferen Männern, die ernsten Konsequenzen mit Mut ins Auge geblickt haben. Von Männern, die trotz aller Gefahren und Versuchungen treu zu ihren Schwüren gestanden haben.«
»Oh«, erwiderte Timon Spake. Seine Miene verriet nichts, aber in seinen traurigen, gequälten Augen dämmerten Fragen herauf. »Das klingt… nachahmenswert.«
»Das ist es auch«, sagte Dathne, ohne den Blick von ihm abzuwenden. »Das ist es gewiss.« Sie senkte die Stimme. »Du könntest Schlimmeres tun, als ihrem Beispiel zu
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