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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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»Ich kann Euch versichern, Herr«, sagte er steif, »dass niemand hier die Absicht hat, dem König sein Recht streitig zu machen.«
    »Nein?«, erwiderte Asher und zog eine Augenbraue hoch. »Das hätte ich doch glatt missverstehen können.«
    Norwich Porter sank ein wenig weiter in sich zusammen. Er blickte unbehaglich zu den Wachposten auf, die links und rechts von ihm standen, und machte einen kleinen Schritt von dem Schreibtisch weg. »Ihr sagt, dass dieser Mann vor seiner Majestät und dem Kronrat stehen wird?« Asher lächelte grimmig. »Jawohl. Es sei denn, Ihr hättet irgendwelche Einwände, die ich mit Freuden an den König weiterleiten würde.«
    Hinter Norwich Porter tauschten die anderen Meister und Meisterinnen der Gilden verstohlene Blicke und zogen sich unauffällig in Richtung der Türen zurück. Im Angesicht seiner Niederlage holte Norwich Porter zu einem letzten Schlag aus. »Und Ihr, Herr. Asher, so nennt Ihr Euch? Woher sollen wir wissen, dass Ihr der seid, für den Ihr Euch ausgebt?«
    »Abgesehen davon, dass Hauptmann Orrick mich vorgestellt hat?« Asher lächelte abermals, und Norwich Porter zuckte zusammen. »Ihr könnt mir bei Eurem Bankett nächsten Monat guten Tag sagen. Ich werde der Mann sein, der neben Seiner Hoheit sitzt. Könnte sein, dass ich mich an Euch erinnern werde.«
    Dathne musste sich abwenden, weil der Drang zu lachen so stark war. Sie bezweifelte, dass Gildemeister Porter je zuvor im Leben öffentlich eine solche Abfuhr erlitten hatte.
    Norwich Porter, der nun klein beigeben musste, versuchte, einen letzten Rest Würde zu wahren. »Ihr seid sehr unhöflich, Herr. Das werde ich Seiner Hoheit gegenüber gewiss erwähnen, wenn wir uns das nächste Mal sprechen.«
    »Nun, das könnt Ihr gern tun, wenn Ihr wollt«, sagte Asher. »Nur ich fürchte, das ist ihm bereits aufgefallen. Was ihm, wohlgemerkt, nicht daran hindert, mich zu bezahlen.«
    Während der Gildemeister, den seine Mitstreiter inzwischen fast zur Gänze verlassen hatten, atemlos eine Reihe von unzusammenhängenden Drohungen und Verwünschungen ausstieß, stieg Orrick von seinem Tisch. »Gildemeister Porter, dies sind schwierige Zeiten. Ich weiß Eure Anteilnahme zu schätzen, aber die Stadtwache hat alles unter Kontrolle. Tut Eure Pflicht, Herr, Ihr und die anderen Meister und Meisterinnen, und sagt den Leuten draußen, sie sollen heimgehen. Hier gibt es heute Abend nichts zu tun.«
    Mit einem letzten wütenden Blick auf Asher zogen sich Norwich Porter und die Handvoll Männer und Frauen, die noch im Wachhaus verblieben waren, zurück.
    Mit einem erfreuten Lächeln blickte Asher sich um. »Also«, erklärte er munter. »Das nennt man dann wohl eine öffentliche Ansprache, wie?«
    Orrick schenkte ihm einen nachdenklichen Blick. »Wohl eher eine öffentliche Abkanzelung.«
    Asher zuckte mit den Schultern. »Törichte alte Knacker, alle durch die Bank. Sind das nicht die Leute, die uns anderen ein gutes Vorbild sein sollten?« Orricks Lippen zuckten. »So sollte es sein, ja.«
    »Nun, das war ein verdammt schlechtes Beispiel.«
    »Ja«, sagte Orrick. In seinen grauen Augen stand ein warmer, erheiterter Ausdruck. »Das war es gewiss.« Dann streckte er zu Dathnes Überraschung die Hand aus. »Gut gemacht, Meister Asher von Restharven. Willkommen in Dorana. Ich bin davon überzeugt, dass Ihr hier viel Gutes ausrichten werdet.«
    Ungeachtet ihrer Proteste bestand Asher darauf, Cygnet am Zügel zu nehmen und Dathne zu Fuß nach Hause zu begleiten, obwohl die Menge sich, als sie das Wachhaus verließen, größtenteils zerstreut hatte. An der Tür zu ihrer Buchhandlung sagte sie ihm auf Wiedersehen und blieb einen Moment lang stehen, um zu beobachten, wie er auf Cygnet stieg und die Straße hinauftrabte, zurück zum Turm.
    Sobald sie in ihrer kleinen Wohnung war, legte sie den Beutel und die verdorbenen Küchlein auf die Feuerstelle und verbrannte sie. Dann bereitete sie sich ihr einsames Abendessen zu und ging anschließend direkt ins Bett. Sie würde Veira nicht erzählen, was sie an diesem Abend um ein Haar getan hätte. Es war das eine Geheimnis, das sie mit ins Grab nehmen würde. Weil sie ihre Freundin und Lehrerin nicht verletzen wollte. Weil sie nicht über die Vorzüge einer Tat streiten wollte, die am Ende dann doch nicht begangen wurde. Und weil sie, wenn sie niemals darüber sprach, eines Tages vielleicht würde vergessen können, wozu sie imstande gewesen wäre…
    Als Asher endlich in den Turm zurückkam, fand

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