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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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»Niemand ist mir zu Hilfe gekommen«, sagte sie. »Sie haben mir meine ganzen Ländereien, alle meine Leibeigenen weggenommen. Wir haben einen kleinen Vorrat Salzheringe und etwas eingepökeltes Schweinefleisch, sonst nichts. Meine waffentragenden Männer sind ganz abgemagert. Aber was kann ein einziger junger Ritter schon ausrichten?«
    Ewain sagte: »Ich werde sie auffordern, mit mir zu kämpfen, damit Gott zeigen kann, wessen Sache die gerechte ist.«
    Die beiden Damen tauschten einen mitleidvollen Blick. »Ich danke Euch, edler Ritter«, sagte die Dame vom Felsen.
    Die Brüder nahmen die Aufforderung, sich einzufinden, rasch an und erschienen mit einer Gefolgschaft von hundert Bewaffneten, denn sie hatten die toten Wächter am Weg entdeckt, die ihrer Rüstungen beraubt worden waren und seltsame Wunden trugen.
    Die Dame vom Felsen wollte Ewain nicht gestatten, ins Freie zu gehen und mit den Brüdern zu verhandeln, »denn das«, sagte sie, »sind keine Männer, die die geheiligten Bräuche achten«. Das Tor war geschlossen, die Zugbrücke hochgezogen. Die Dame Lyne sprach, von Ewain dazu ermächtigt, von der Burgmauer aus die Brüder an. Sie rief hinab: »Wir haben hier einen Ritter, der für die Burgherrin gegen einen von euch um die ihr geraubten Ländereien kämpfen will.«
    Die Brüder lachten sie aus. »Warum sollten wir um etwas kämpfen, das wir bereits haben?« fragten sie.
    Sie war auf diese Antwort vorbereitet und ging behutsam zu Werke, denn sie wußte, es gibt Männer, die sich nur in den von ihnen selbst gebauten Fallen fangen lassen. »Unser Kämpe ist noch jung, erst vor kurzem zum Ritter geschlagen und begierig nach Ruhm. Ihr wißt ja, wie junge Männer sind. Nun denn, wenn ihr nicht helfen wollt, ihm die Sporen zu vergolden, dann eben nicht. Ich wünschte, ich könnte ohne Zeugen mit euch sprechen.«
    Die Brüder berieten sich, und dann sagte der eine: »Dann kommt zu uns herab.«
    »Welche Sicherheit bietet ihr mir?« fragte sie.
    »Meine Dame«, gab er zur Antwort, »wegen Eurer Sicherheit befragt Eure Vernunft. Was hätten wir davon, eine Dame ohne Land zu bekriegen. Wenn wir treulos handeln, was bekommen wir außer einem alten Gerippe?«
    Die Dame lächelte in sich hinein. »Wie angenehm, mit Herren zu sprechen, die sich vom Verstand, nicht von der Leidenschaft leiten lassen. Ich werde allein zu euch hinabkommen. Ich habe keine Angst, aber die anderen hier in der Burg könnten sich Sorgen machen. Laßt eure Leute zurückweichen, so daß sie von euch so weit entfernt sind wie ihr von der Mauer.«
    Sie achtete nicht auf die Warnungen der anderen, doch ehe sie zum Burgtor hinabstieg, ließ sie ihre beiden Bogenschützen hinter Schießscharten Aufstellung nehmen, von außen unsichtbar, aber mit auf die Kerbe gelegten Pfeilen und freiem Schußfeld.
    Sie nahm ihre Position am Burggraben ein und ließ die Brüder an diese Stelle kommen, wo Pfeile sie niederstrecken würden, sobald sie die Hand hob.
    »Meine Herren, wir sind keine Kinder. Jetzt, da uns niemand aus der hehren Ritterschaft hört, wollen wir die Situation erörtern. Ihr habt die Ländereien der Dame wie auch die Rote Burg. Warum solltet ihr darum kämpfen?«
    »So ist es. Man sieht, Ihr seid eine Dame von Erfahrung.«
    »Dagegen habt ihr nicht die Burg auf dem Felsen, und ich glaube nicht, daß ihr sie erstürmen könnt. Sie ist fest gebaut und hat gute Verteidiger.«
    »Das ist gar nicht notwendig«, sagte Sir Edward. »Sobald der Proviant zu Ende ist, fällt sie uns ohnedies zu. Niemand hat Zugang zu ihr. Wir überwachen das Land ringsum.«
    »Euer Argument ist bestechend«, sagte die Dame Lyne. »Beziehungsweise war es bis vor kurzem. Habt ihr den Paß im Westen inspiziert, meine Herren?«
    Sie blickten einander rasch an.
    »Ihr habt festgestellt, daß der Paß offen ist, meine Herren. Wißt ihr aber, was sich auf diesem unbewachten Weg heimlich in die Burg schlich? Ich will es euch sagen: fünfzig walisische Bogenschützen, stumm und verstohlen wie die Katzen. Und was ihr gesehen habt, war das Werk von nur zweien dieser Männer. Ich brauche euch nicht zu sagen, was für Nächte ihr vor euch habt. Jeder Schatten kann euch den Tod bringen, jeder kleine Lufthauch das Flüstern dunkler Schwingen sein.« Dann legte sie eine Pause ein, damit sich die Ungewißheit festfraß. Einen Augenblick später fuhr sie fort: »Ich finde ebenfalls, daß es töricht wäre, um das zu kämpfen, was ihr bereits habt. Aber wollt ihr nicht um das kämpfen,

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