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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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und Wüstenei. Ihr könnt Unrecht aufspüren und für die Beseitigung von Mißständen sorgen, böses Tun bestrafen, Frevler, die den Königsfrieden mißachtet haben, zur Rechenschaft ziehen. Was weiß ich – vielleicht schickt Ihr Euch gerade jetzt an, diese Hochburg eines Lebens ohne Saft und Kraft, voll nutzloser und nicht genutzter Männer, zu verlassen und dorthin zu ziehen, wo Mut und ehrenhafte Ritterart ersehnt und belohnt werden.«
    »Madame …«
    »Sagt es mir nicht. Wenn Ihr insgeheim Pläne schmiedet, möchte ich sie lieber nicht erfahren. Es würde mich nur todunglücklich machen. Manchmal, Sir, wäre es mein höchster Wunsch, ein Mann zu sein. Aber ich muß hierbleiben. Meine einzigen Abenteuer finden sich auf den Bildern von der großen Ritterwelt, gestickt mit bunten Fäden. Mein Schwert, das ist meine kleine Nadel, kein sehr befriedigender Ersatz.«
    »Aber Ihr müßt doch glücklich sein in dem Wissen, daß Männer Euer Bildnis in ihrem Herzen tragen, meine Königin, sich in ihren Gebeten Euch anvertrauen und stumm Euren Segen erflehen, als wäret Ihr eine Göttin.«
    »Leider, mein Ritter, höre ich stumme Gebete nicht. Ich will ja nicht bestreiten, daß es sie gibt, doch da ich keine Göttin bin, höre ich sie nicht. Nur eine einzige Art von Verehrung liegt klar zutage.«
    »Und welche ist das, Madame?«
    »Ich kann Euch nur ein Beispiel geben. Ein tapferer Ritter, allein auf einer Ausfahrt, stieß auf ein Schlangennest von Tyrannei. Zwei bösartige Brüder fern im Norden machten den Menschen das Dasein unerträglich, vergällten ihnen das Leben und dehnten ihre Anmaßungen auf das ganze Land ringsum aus, bis ihnen mein fahrender Ritter entgegentrat und sie überwand. Dann, statt sie zu töten, sandte er sie zu mir, damit sie mich um Nachsicht und Vergebung anflehten. Durch sie erflehte er meinen Segen. Das war ein Gebet, das ich vernehmen konnte, ja, mehr noch: Ihre Erzählungen gewährten mir Zugang zu einer Welt, die ich nicht sehen werde.«
    »Wer war dieser Ritter?« wollte Lancelot wissen.
    »Nein, nein! Er hat mich inständig darum gebeten, seinen Namen geheimzuhalten, und seine Bitte bindet mich so fest wie ein Eid.«
    »Ich werde mich nach ihm erkundigen, Madame. Es dürfte nicht schwer sein, ihn …«
    Sie unterbrach ihn. »Sir Lancelot – seid Ihr mein Ritter?«
    »Das bin ich, Madame – bei meiner Ehre.«
    »Und mein Wunsch gilt Euch etwas?«
    »Er ist mir Gesetz.«
    »Dann werdet Ihr Euch nicht nach ihm erkundigen.«
    »Ich werde es nicht tun, meine Königin. Aber hat Euch diese seine Tat wirklich solche Freude bereitet?«
    »Mehr, als ich sagen kann. Es erschien mir, daß ich durch diesen Ritter in der Welt einen Wert gewann. Seinetwegen fühle ich mich ein wenig kostbar.«
    Sie lächelte, als sie ihn weggehen sah, in Gedanken verloren. Das kräftige, nicht zu bändigende Haar sträubte sich ihm über der Stirn.
    Der König sah Lancelot mit düsterer Miene auf dem Mauergang auf und ab gehen und stellte ihm eine Falle. Denn bei der Vorbereitung auf sein Amt als König hatte Artus gelernt, daß eine Bitte des Herrschers um Rat und Hilfe den Untertan an den Thron kettet.
    So traf Lancelot seinen König an, wie er, die Ellenbogen auf die Brustwehr gestützt, melancholisch auf ein Geschwader junger Schwäne hinabblickte, das im Burggraben manövrierte. »Verzeihung, Sire, ich wußte nicht, daß Ihr hier seid.«
    »Oh, Ihr seid es. Ich war ganz in Gedanken vertieft.«
    »Ist es richtig, Sire, daß Ihr allein hier weilt, ohne einen Leibwächter?«
    »Ich bin nicht allein«, sagte Artus. »Ich bin von verwirrenden Dingen umgeben. Sonderbar, daß gerade Ihr daherkommt. Ich war im Begriff, nach Euch zu suchen. Glaubt Ihr, daß ein Mann, der einen andern braucht, ihn stumm herbeirufen kann?«
    »Vielleicht, Herr. Ich habe schon erlebt, daß ich an einen Freund dachte, und gleich darauf erschien er. Aber führt es ihn her, daß man an ihn denkt, oder ruft sein Kommen den Gedanken wach?«
    »Das ist sehr interessant«, sagte Artus. »Wir wollen uns ein anderes Mal darüber unterhalten. Was mich zu Euch zog, das ist der Umstand, daß ich Eure Hilfe brauche.«
    »Meine Hilfe, Sire, Ihr?«
    »Darf ich Euch nicht um Hilfe angehen?«
    »Jederzeit, Herr, doch kann ich mir nicht vorstellen, wie ich zum Brunnen Wasser tragen soll.«
    »Wie hübsch gesagt.«
    »Es ist aus einem Lied, Herr. Ich habe es von einem Spielmann gehört.«
    »Sir«, sagte der König, »ich wende mich an Euch als einen

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