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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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manchmal wirbelte ein Windstoß die Röcke hoch, was anerkennendes Gelächter bei den zum Mannestum heranreifenden Jünglingen auslöste, die geheimnisvoll von ihren Erfolgen bei entgegenkommenden Edelfräulein sprachen und vorerst einmal versuchten, bei Wassereimer schleppenden Küchenmägden Entgegenkommen zu wecken. Wenn der Eimer unbenutzt hin und her schwang, verglichen die jungen Herrchen die Farben ihrer Kniehosen und maßen aneinander die Länge ihrer spitzen Zehen. Kam ein alter Ritter vorbei, flüsterten sie hinter vorgehaltener Hand und schauten mit gespielter Unschuld zum Himmel hinauf, bis der Ritter so weit weg war, daß man gefahrlos die Zunge herausstrecken oder die Augen zu einem künstlichen Schielen verdrehen konnte – Formen stummer Verspottung, die sie erfunden hatten.
    Die hier am Abend Versammelten zählten die Köpfe und fragten: »Wo ist denn Lyonel? Er kommt doch meistens schon früher. Noch bevor bei der Vesper das men vom Amen gesprochen wird.«
    »Ihr erinnert Euch – er hatte eine Verabredung mit einem süßen Traum. Hat er irgendwem ihren Namen gesagt?«
    »Nein, aber er hat es ganz leicht gemacht, ihn zu erraten.«
    »Wenn es die ist, die du vermutlich meinst, glaube ich es nicht. Die ist ja dreiundzwanzig und keinen Tag jünger.«
    »Wißt ihr, ich glaube, er hatte eine Verabredung mit seinem Onkel. Ich habe sie zusammen gesehen, ihn und Sir Lance-wie-doch-gleich.«
    Sie bogen und schüttelten sich vor Lachen und wiederholten den kleinen Witz: »Lance-wie-doch-gleich. Wißt Ihr, wir könnten bei dem Namen bleiben.«
    »Laß ihn lieber nichts davon hören. Dir würden die Backen brennen – und nicht die im Gesicht.«
    Sir Lyonel kam langsam herbei und setzte sich stumm auf den Brunnenrand, während die anderen seine verdrossene Miene beobachteten.
    »Was ist denn los? Hat dir die Katze die Zunge gemaust?«
    Das zündete. Sie brüllten vor Lachen, schlugen einander auf den Rücken, krümmten sich zusammen oder hielten sich den Bauch.
    »Die Katze die Zunge gemaust? Großartig! Er ist besser als ein Troubadour und noch komischer als ein Zwerg. Ich werde unserm Dichter eine Sackpfeife und Schellen kaufen.«
    Dann brach ihr Lachen jäh ab, wie so oft ohne Anlaß.
    »Was ist los mit dir?« fragten sie Sir Lyonel.
    »Ich kann es euch nicht sagen.«
    »Geht’s um deinen Onkel, Sir Lance-wie-doch-gleich?« Doch aus dem Witz war die Luft heraus. »Wir haben dich mit ihm zusammen gesehen.«
    »Wenn du einen Schweigeschwur geleistet hast …«
    »Ich habe nichts beschworen.«
    »Dann erzähl doch.«
    »Er möchte, daß ich ihn auf eine Ausfahrt begleite.«
    »Was für eine Art Ausfahrt?«
    »Es gibt doch nur eine – Fräulein und Drachen und der ganze Blödsinn.«
    »Und?«
    »Und ich will nicht mit.«
    »Das kann ich verstehen. Du könntest von einem Riesen eine Abreibung verpaßt bekommen.«
    »Nein … warte … hör mir zu. Hör mir zu, Lyonel. Du bist verrückt, wenn du nicht mitgehst. Du könntest doch jahrelang davon zehren. Ich höre dich jetzt schon: ›Onkel, sag, ist das ein Drache?‹ Oder: ›Dann legte ich meine Eschenholzlanze drein, bohrte sie in Sir Junkpile [Abfallhaufen] und zerpristete ihm das Brustbein.‹ Du mußt mit, Lyonel. Wir fänden es unverzeihlich, wenn du es nicht tätest.«
    »Es könnte ja ganz lustig werden. Nur, es ist ihm wirklich ganz ernst damit. Möglichst kein Bett, auch nicht für ihn selber. Er wird auf der Erde schlafen, weil ihm das lieber ist.«
    »Nun, das gehört ja zum ritterlichen Prestige.«
    »Nein … sieh mal, Lyonel, du könntest doch so tun, als wärst du mit dem Herzen dabei. Sir Lyonel als fahrender Ritter. Du könntest ihn altmodische Dinge fragen und ihn über Gott und die Welt ausquetschen. Das wäre lustiger als sonst noch was.«
    »Schon … aber … ich.«
    »Lyonel, sieh die Sache mal so an: Natürlich wollen wir es hinterher von dir erzählt bekommen. Aber überleg doch mal, was für ein Gaudium du selber dabei haben wirst.«
    »Wir werden uns eine Unmenge unschuldiger Fragen ausdenken, die du ihm stellen kannst.«
    »Wenn du nicht mit ihm losziehst, werde ich … wird keiner von uns mehr mit dir sprechen.«

    »Ich habe mir lange durch den Kopf gehen lassen, was Ihr vorgeschlagen habt, Sir. Ich möchte hinausziehen in die Welt der Wunder und Abenteuer.«
    »Das freut mich«, sagte Lancelot. »Ihr werdet es nicht bereuen. Es ist nicht gut, sich zu lange an Höfen und in Rittersälen aufzuhalten.«
    »Wann brechen wir auf,

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