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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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versprecht, ihm zum Sieg zu verhelfen, werde ich die Türen aufschließen.«
    »Beim heiligen Herzen meines Erlösers«, rief Lancelot entnervt. »Die Pforten der Hölle reißen ihren Rachen auf, und Ihr wollt mit mir feilschen!«
    »Er ist unerträglich, wenn er verliert, Sir. Gebt mir Euer Wort.«
    »Ja, ja, natürlich. Gehen wir jetzt!«
    »Wir können erst gehen, wenn Ihr wißt, was Ihr zu tun habt.«
    »Dann sagt es mir, aber geschwind! Die vier Teufelinnen können jederzeit kommen.«
    »Ach, ich glaube, nicht so bald, Sir. Sie sind ganz ins Kochen vertieft und schlürfen von dem dunklen Zaubertrunk, der aus Hind oder Cipango oder sonst irgendeinem fernen Land kommt. Ein frommer Eremit hat meinem Vater erzählt, der Trank sei aus dem bösen Blut des Schlafmohns gemacht …«
    »Fräulein«, sagte er, »was schert es mich, aus welchem Blut er ist.«
    »Schon, aber er macht bereits nach kurzer Zeit schläfrig. Ich denke, die Königinnen werden einschlafen.«
    Er war bezwungen und seufzte: »Eine Eichel zu drängen, zur Eiche zu werden, nützt ebensoviel, wie einem Fräulein Beine machen zu wollen, wenn es sich etwas in den Kopf gesetzt hat. Also gut, meine Liebe – richten wir uns nach Eurem Schneckentempo. Wie heißt Euer Vater?«
    »Sir Bagdemagus, Herr Ritter, und er erlitt beim letzten Turnier üblen Schimpf.«
    »Ich kenne Euren Vater gut«, sagte Lancelot. »Ein trefflicher und edler Ritter. Bei allem, was mir heilig ist, ich werde ihm zu Diensten sein und Euch gleichfalls.«
    »Danke, Sir. Und jetzt müßt Ihr wissen, daß zehn Meilen westlich von hier weiße Nonnen ihr Kloster haben. Reitet dorthin und wartet. Ich werde meinen Vater zu Euch führen.«
    »Ich verspreche es, so wahr ich ein Ritter bin«, sagte Lancelot. »Und jetzt laßt uns aufbrechen. Sagt mir, ist es Tag oder Nacht?«
    »Es ist Nacht, Sir. Wir müssen uns den Korridor entlang- und die Treppe hinauftasten. Nehmt meine Hand, denn wenn wir einander in diesem Bienenhaus verlieren, ist es um uns geschehen.«
    Zwölf Schlösser schloß sie auf, zwölf protestierende Türen öffneten sich, und im Wachzimmer über dem Tor half sie ihm, wie es einer Rittertochter anstand, die Rüstung anzulegen. Sie brachte ihm sein Pferd und redete dem Roß gut zu, während Lancelot es sattelte. Dann saß er auf und sagte: »Mein Fräulein, ich werde Euch, so Gott will, nicht enttäuschen.«
    Er ritt zum Burgtor hinaus, über die Zugbrücke, von der die Hufschläge hallten, und wandte sich um, weil er zum Abschied winken wollte, doch die Burg war verschwunden – nichts war mehr zu sehen als der gestirnte Himmel. Das Ohr vernahm nur den Ostwind, unter dem sich das Gras auf dem vielumkämpften Hügel bog, und den durchdringenden Schrei einer langohrigen Eule, die auf der Wiese Maulwürfe jagte. Dann suchte Lancelot den Ausgang aus dem umwallten Plateau, und seine an die lichtlose Zelle gewöhnten Augen empfanden die Nacht unter den Sternen als strahlend hell. Er überquerte die Gräben und ritt hinab in die Ebene, und da er weder Straße noch Pfad fand, schlug er – wie er annahm – westliche Richtung ein.
    Er ritt viele Stunden dahin, bis sich ihm der Kopf drehte, ermattet von der Sicherheit nach tödlicher Gefahr, und schließlich sah er unter einem Baum ein Zelt stehen und lenkte sein Pferd in die Richtung. Er rief höflich zu dem Zelt hin, um den Besitzer auf sich aufmerksam zu machen. Als keine Antwort kam, saß er ab, blickte hinein und sah ein bequemes, weiches Bett, doch keinen Menschen.
    »Hier will ich schlafen«, beschloß er. »Niemand könnte mir eine kleine Rast verdenken.« Er band sein Pferd in der Nähe an, so daß es grasen konnte. Dann legte er die Rüstung ab, sein Schwert griffbereit, sich selbst auf das Bett und schlief beinahe augenblicklich ein. Eine Zeitlang führte ihn der Weg ins Dunkel und in die unbetretenen Höhlen des Schlafs, doch dann kam er ans Licht und durchstreifte die Wälder und Weiden seiner Erinnerungen und seiner Wünsche. Und dann war ihm, als läge eine liebliche Frau bei ihm, die ihn hitzig und lüstern umarmte und herzte, und der schlafende Ritter vergalt willig Kuß mit Kuß und Umarmung mit suchender Liebkosung, bis seine Vorfreude ihn aus der Tiefe des Schlafs an die Oberfläche schwemmte und er am Ohr eine bärtige Wange und um die Taille einen Arm mit harten Muskeln spürte. Da sprang er mit einem Schlachtruf aus dem Bett, griff nach seinem Schwert, und sein Bettgenosse setzte ihm nach. Die beiden umarmten

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