König Artus
hinten, seine Augen leuchteten, und er rief laut, daß ein Freudenfest gefeiert werden solle, ein großes Fest von acht Tagen Dauer.
Es war damals der Brauch, daß alle Barone, Ritter und Gefolgsleute, die in der großen Halle tafelten, an beiden Seiten zweier langer Tische entsprechend ihrem Adelsrang oder ihrer Stellung plaziert waren, während der König, die hohen Würdenträger des Reiches und die Damen an einer erhöhten Tafel am Ende des Saales dem versammelten Hof gegenübersaßen. Und während sie schmausten und tranken, kamen Männer – Sänger und Spielleute und Erzähler –, um den König zu unterhalten, und sie stellten sich zwischen die langen Tische, die Gesichter dem erhöhten Platz des Königs zugewandt. Außerdem kamen zu solchen Festen auch Leute mit Geschenken und Ehrengaben oder solche, die vom König Gerechtigkeit gegen Übeltäter erbaten. Hier stellten sich auch die Ritter auf, die um die Erlaubnis für eine Ausfahrt baten, und wenn sie zurückkehrten, standen sie an derselben Stelle und berichteten von ihren Abenteuern. Ein Fest bestand aus viel mehr als nur aus Essen und Trinken.
Zu Artus’ Fest kam ein Knappe in die große Halle geritten, und er hielt einen toten Ritter in den Armen. Er berichtete, im Wald habe ein anderer Ritter ein Zelt aufgeschlagen und fordere jeden Ritter, der vorüberkam, zum Kampf auf. Der Knappe sagte: »Und dieser hat den braven Ritter hier, Sir Miles, erschlagen, der mein Herr war. Ich bitte darum, Herr, daß Sir Miles ein ehrenvolles Begräbnis erhält und irgendein Ritter auszieht, um ihn zu rächen.« Darauf erhob sich großer Lärm in der Halle, und jeder schrie, was er dazu meinte.
Der junge Gryfflet, der nur Knappe war, trat vor den König und bat darum, in Anerkennung seiner Dienste während des Krieges zum Ritter geschlagen zu werden.
Der König wandte ein: »Ihr seid noch zu jung, von zu zartem Alter, um in einen so hohen und anspruchsvollen Stand einzutreten.«
»Sir«, sagte Gryfflet, »ich bitte Euch inständig, macht mich zum Ritter.«
Merlin aber sprach: »Es wäre ein Jammer, das zu tun und ihn in den Tod zu schicken, denn er wird ein trefflicher Recke sein, wenn er volljährig ist, und Euch zeit Eures Lebens die Treue bewahren. Doch wenn er gegen den Ritter im Wald antritt, werdet Ihr ihn vielleicht nie mehr sehen, denn derselbige ist einer der besten, stärksten und klügsten Ritter von der Welt.«
Artus bedachte sich und sagte dann zu Gryfflet: »Wegen Eurer Dienste, die Ihr mir geleistet habt, kann ich Euch den Wunsch nicht abschlagen, selbst wenn ich es wollte.« Er berührte Gryfflet mit seinem Schwert und schlug ihn so zum Ritter. Und dann sprach Artus: »Nun, da ich Euch mit der Ritterwürde beschenkt habe, verlange ich von Euch ein Geschenk.«
»Ich werde alles tun, was Ihr von mir wünscht«, sagte Sir Gryfflet.
König Artus sagte: »Ihr müßt mir bei Eurer Ehre versprechen, daß Ihr es bei einem einzigen Waffengang gegen den Ritter im Wald bewenden laßt, bei einem einzigen, und ohne weiterzukämpfen hierher zurückkehrt.«
»Das verspreche ich«, sagte Sir Gryfflet.
Sodann wappnete er sich rasch, schwang sich in den Sattel, nahm Schild und Lanze und galoppierte davon, bis er zu dem Brunnen nahe dem Waldpfad kam. Daneben sah er ein reichgeschmücktes Zelt und ein Kriegsroß mit Sattel und Zaumzeug. An einem Baum in der Nähe hing ein buntbemalter Schild, und gegen den Baumstamm lehnte eine Lanze. Dann schlug Sir Gryfflet mit dem Schaft seiner Lanze gegen den Schild, so daß er herabfiel. Aus dem Zelt kam ein bewaffneter Mann und fragte: »Warum habt Ihr meinen Schild heruntergestoßen, Sir?«
»Weil ich mit Euch tjosten will«, antwortete Gryfflet.
Der Ritter seufzte und sagte: »Sir, das tut lieber nicht. Ihr seid noch sehr jung und unerfahren. Ich bin viel stärker als Ihr und ein kampferprobter Krieger. Zwingt mich nicht, gegen Euch zu kämpfen, junger Herr.«
»Ihr kommt mir nicht davon«, sagte Sir Gryfflet. »Ich bin ein Ritter, und ich habe Euch zum Kampf aufgefordert.«
»Es ist nicht fair«, sagte der Ritter, »doch nach den ritterlichen Regeln muß ich, wenn Ihr darauf besteht.« Und er fragte: »Woher kommt Ihr, junger Herr?«
»Ich bin ein Ritter von König Artus’ Hof«, erwiderte Gryfflet, »und ich verlange die Tjost.«
Dann stieg der Ritter zögernd auf sein Pferd und nahm seinen Platz ein, und die beiden legten ihre Lanzen ein und stürmten gegeneinander an. Beim Aufprall zerbrach Sir Gryfflets
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