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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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das Fräulein weiter, bis sie zu einer wehrhaften Burg kamen. Balin ritt über die Zugbrücke, und hinter ihm ratterte das Fallgatter herab, so daß er gefangen war, während das Fräulein sich noch draußen befand, wo viele Männer sie mit Messern angriffen. Da lief Balin, so rasch er nur konnte, zur Mauerbrüstung hinauf und sprang in den Burggraben tief unter ihm, und das Wasser bremste seinen Sturz ab und bewahrte ihn vor einer Verletzung. Er kletterte aus dem Graben und zog sein Schwert, doch die Angreifer wichen zurück und sagten zu ihm, daß sie nur einem in der Burg herrschenden Brauch folgten. Sie erklärten, die Burgherrin leide seit langem an einer schrecklichen zehrenden Krankheit, die nur mit dem Blut der jungfräulichen Tochter eines Königs in einer Silberschale geheilt werden könne, und deswegen sei es ihre Gepflogenheit, jedem Fräulein, das des Weges kam, Blut abzunehmen.
    Balin sagte: »Ich bin überzeugt, sie wird euch etwas von ihrem Blut geben; ihr braucht sie nicht zu töten, um es zu bekommen.« Dann half er, ihr eine Ader zu öffnen, und sie fingen in einer Silberschale Blut auf, aber da es die Burgherrin nicht zu heilen vermochte, nahm man an, daß das Fräulein die eine oder die andere der Voraussetzungen oder auch beide nicht erfüllte. Doch wegen der Blutspende wurden sie freundlich aufgenommen und gut bewirtet, und sie ruhten die Nacht über in der Burg und setzten am nächsten Morgen ihren Ritt fort. Vier Tage ging es ohne einen Zwischenfall so weiter, und dann übernachteten sie im Hause eines Edelmannes. Und als sie beim Abendbrot saßen, hörten sie aus einem nahen Gemach ein Schmerzensstöhnen, und Balin erkundigte sich danach.
    »Ich will es Euch sagen«, antwortete der Edelmann. »Unlängst ritt ich bei einer Tjost gegen den Bruder von König Pelham. Zweimal warf ich ihn vom Pferd, worauf er zornig wurde und mit einem Racheakt an jemandem drohte, der mir nahesteht. Dann machte er sich unsichtbar und verwundete meinen Sohn, den Ihr vor Schmerzen jammern hört. Erst wenn ich diesen bösen Ritter getötet und ihm sein Blut abgenommen habe, wird mein Sohn wieder genesen.«
    »Ich kenne ihn gut, habe ihn aber nie gesehen«, sagte Balin. »Er hat zwei Ritter, die ich kannte, auf die gleiche Weise umgebracht, und lieber als alles Gold im Königreich wäre mir die Chance, ihm im Kampf gegenüberzutreten.«
    »Ich will Euch sagen, wie Ihr ihm begegnen könnt«, sagte der Gastgeber. »Sein Bruder, König Pelham, hat ein großes Fest in zwanzig Tagen angekündet. Daran dürfen nur Ritter teilnehmen, die mit ihrer Ehefrau oder Geliebten kommen. Garlon, der Bruder des Königs, wird gewiß dort sein.«
    »Dann werde ich auch dort sein«, sagte Balin.
    Und am nächsten Morgen brachen die drei auf, und sie ritten fünfzehn Tage, bis sie in Pelhams Land kamen. Sie gelangten an dem Tag, an dem das Fest beginnen sollte, zu seiner Burg, brachten ihre Pferde in den Stall und gingen zur großen Halle, doch Balins Gastgeber verwehrte man den Zutritt, weil er weder Ehefrau noch Liebste mitgebracht hatte. Balin hingegen wurde willkommen geheißen und in ein Gemach geführt, wo er seine Waffen ablegte und badete. Diener brachten ihm ein Schmuckgewand, das er beim Festmahl tragen sollte. Doch dann ersuchten sie ihn, das Schwert bei seiner Rüstung zurückzulassen, was Balin ablehnte. Er sagte: »In meinem Land muß ein Ritter sein Schwert allzeit bei sich haben. Wenn ich es nicht mitnehmen kann, darf ich nicht zu dem Fest gehen.« Widerstrebend ließen sie ihn seine Waffe mitnehmen, und er ging in die große Halle, wo er sich unter die Ritter setzte, seine Dame neben ihm.
    Dann fragte Balin: »Ist an diesem Hof ein Ritter namens Garlon, Bruder des Königs?«
    »Dort ist er gerade«, sagte ein in der Nähe sitzender Mann. »Seht, der Dunkelhäutige, das ist er. Er ist ein sonderbarer Mensch und hat schon viele Ritter getötet, weil er das Geheimnis besitzt, sich unsichtbar zu machen.«
    Balin starrte zu Garlon hin und überlegte, was er tun sollte. Und er sagte sich: »Wenn ich ihn jetzt töte, ist ein Entkommen unmöglich, aber wenn ich es nicht tue, werde ich ihn vielleicht nie wieder sehen, weil er nicht sichtbar sein wird.«
    Garlon hatte bemerkt, daß Balin zu ihm herstarrte, und das verdroß ihn. Er erhob sich von seinem Platz, trat zu Balin, schlug ihm mit dem Handrücken ins Gesicht und sagte: »Es paßt mir nicht, daß Ihr mich anstarrt. Eßt Euer Fleisch auf dem Teller oder tut sonst etwas,

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