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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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seid.«
    Der Ritter antwortete: »Was würde das schon nützen? Ihr könnt mir doch nicht helfen.« Und damit ritt er weiter, in Richtung auf die Burg Meliot.
    Der König versuchte wieder einzuschlafen, doch seine Neugier hielt ihn wach, und indes er seinen Gedanken nachhing, kam Sir Balin herbeigeritten, und als er König Artus sah, stieg er aus dem Sattel und begrüßte seinen Gebieter.
    »Ihr seid allzeit willkommen«, sagte der König, »besonders aber jetzt. Eben kam ein Ritter vorbei, der Jammerschreie ausstieß und nicht antworten wollte, als ich ihn nach dem Grund fragte. Wenn Ihr mir einen Dienst erweisen wollt, reitet diesem Ritter nach und führt ihn zu mir, ob er nun kommen will oder nicht, denn ich bin neugierig.«
    »Ich werde ihn zu Euch führen, Herr«, sagte Sir Balin. »Und will er nicht, wird er noch trauriger werden, als er es schon ist.«
    Damit stieg Balin aufs Pferd, galoppierte den Weg dahin, den der Ritter genommen hatte, und fand ihn nach einiger Zeit, mit einem Fräulein unter einem Baum sitzend. Sir Balin sprach: »Herr Ritter, Ihr müßt mit mir zu König Artus kommen und ihm die Ursache Eures Kummers erzählen.«
    »Das werde ich nicht tun«, sagte der Ritter. »Ich geriete in große Gefahr, wenn ich es täte, und Ihr hättet nichts davon.«
    »Bitte, kommt mit mir, Sir«, sagte Balin. »Wenn Ihr Euch weigert, muß ich gegen Euch kämpfen, und das möchte ich nicht.«
    »Ich sage Euch, mein Leben ist bedroht. Wollt Ihr versprechen, mich zu beschützen?«
    »Ich werde Euch beschützen oder selbst das Leben verlieren«, sagte Balin. Und darauf stieg der Ritter in den Sattel, und sie ritten davon, das Fräulein zurücklassend. Als sie zu König Artus’ Zelt kamen, hörten sie die Geräusche eines heransprengenden Kriegsrosses, sahen aber nichts, und plötzlich wurde der Ritter von einer unsichtbaren Macht aus dem Sattel geschleudert und lag, von einer Lanze durchbohrt, sterbend auf der Erde. Keuchend stieß er hervor: »Das war die Gefahr, die mir drohte – ein Ritter namens Garlon, der es versteht, sich unsichtbar zu machen. Ihr wolltet mich schützen und habt versagt. Nehmt mein Pferd. Es ist besser als Eures. Und reitet zurück zu dem Fräulein – es wird Euch zu meinem Feind führen, und vielleicht könnt Ihr mich rächen.«
    Balin rief: »Das will ich bei meiner Ritterehre tun. Ich schwöre es bei Gott.«
    Und damit starb der Ritter, Sir Harleus le Berbeus, und Balin zog den Lanzenstumpf aus dem Leichnam und ritt traurig davon, denn es bereitete ihm Kummer, daß er, seinem Versprechen entgegen, den Ritter nicht beschützt hatte, und er verstand nun, warum Artus über den Tod der unter seinem Schutz stehenden Dame vom See so erbittert gewesen war. Balin hatte das Gefühl, daß eine düstere Wolke des Unheils über ihm hing. Er fand das Fräulein im Wald, gab ihr den Schaft der Lanze, die ihren Liebsten getötet hatte, und sie trug ihn als Zeichen der Erinnerung immer bei sich. Sie führte Sir Balin auf die Suche, die er dem sterbenden Ritter versprochen hatte.
    Im Wald stieß er auf einen gerade von der Jagd zurückkehrenden Ritter, der, als er Balins umdüsterte Miene sah, nach dem Grund seines Kummers fragte. Balin antwortete nur knapp, er wolle darüber nicht sprechen.
    Der Ritter nahm die Unhöflichkeit übel auf und sagte: »Wenn ich gegen Männer gewappnet wäre statt gegen Wild, würdet Ihr mir schon antworten.«
    Balin erwiderte matt: »Ich habe keinen Grund, es Euch nicht zu sagen.« Und er erzählte die sonderbare und tödliche Begebenheit, die er erlebt hatte. Der Ritter – er hieß Sir Peryne de Monte Belyarde – war davon so bewegt, daß er Balin darum bat, ihn auf seinem Rachezug begleiten zu dürfen. Er ging zu seinem Haus, das nicht weit entfernt war, wappnete sich und machte sich mit den beiden auf den Weg. Und als sie an einer kleinen, einsamen Einsiedelei im Wald vorüberritten, war wieder das Geräusch von heransprengenden Hufen zu hören, und Sir Peryne stürzte, von einer Lanze durchbohrt, vom Pferd.
    »Eure Geschichte war wahr«, sagte er. »Der unsichtbare Feind hat mich getötet. Ihr seid dazu verdammt, Eure Freunde ins Verderben zu stürzen.« Dann erlag Sir Peryne seiner Wunde.
    Balin sagte kummervoll: »Mein Feind ist ein Wesen, das ich nicht sehen kann. Wie kann ich das Unsichtbare zum Kampf stellen?«
    Dann half ihm der Eremit, den Toten in die Kapelle zu tragen, und sie begruben ihn ehrenvoll und erfüllt von Mitgefühl.
    Und danach ritten Balin und

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