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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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Lebensgeister erwachten wieder, seine Seele warf ihre düsteren Gewänder ab. Über den Bäumen in einem lieblichen Tal sah er die Zinnen eines schlanken Turmes und lenkte sein Pferd in diese Richtung. Neben dem Turm war ein Roß an einem Baum angebunden, und auf der Erde saß ein schmucker, wohlgestalteter Ritter, der laut vor sich hin klagte.
    Und weil Balin so vielen Menschen Tod und Leid gebracht hatte, wollte er Wiedergutmachung leisten. Er sagte zu dem Ritter: »Gott sei mit Euch. Warum seid Ihr betrübt? Sagt es mir, und ich werde mir alle Mühe geben, Euch zu helfen.«
    Der Ritter sagte: »Es würde meinen Schmerz nur noch vergrößern, wenn ich Euch den Grund sagte.«
    Dann ging Balin ein wenig beiseite, betrachtete das angebundene Pferd und seine Ausrüstung und hörte den Ritter sagen: »Ach, Dame meines Herzens, warum habt Ihr Euer Versprechen gebrochen, mich hier um die Mittagsstunde zu treffen? Ihr habt mir mein Schwert geschenkt, eine gefährliche Gabe, denn es mag sein, daß ich mich aus Liebe zu Euch damit töte.« Und der Ritter zog das glänzende Schwert aus der Scheide.
    Da handelte Balin rasch und packte ihn am Handgelenk.
    »Laßt mich los, sonst erschlage ich Euch«, rief der Ritter.
    »Das führt doch zu nichts. Ich weiß jetzt über Eure Dame Bescheid und verspreche, sie zu Euch zu führen, wenn Ihr mir sagt, wo sie weilt.«
    »Wer seid Ihr?« wollte der Ritter wissen.
    »Sir Balin.«
    »Ich weiß, Ihr seid ein berühmter Mann«, sagte der Ritter. »Ihr seid der Ritter mit den zwei Schwertern und geltet als einer der tapfersten der Ritter.«
    »Und wie heißt Ihr?«
    »Ich bin Sir Garnish vom Berge. Ich bin zwar eines armen Mannes Sohn, aber da ich im Krieg gut gekämpft habe, gewährte mir Herzog Harmel seine Protektion, machte mich zum Ritter und gab mir Grundbesitz. Seine Tochter ist das Fräulein, das ich liebe, und ich glaubte, sie liebte mich auch.«
    »Wo hält sie sich auf?« fragte Balin.
    »Nur sechs Meilen von hier.«
    »Warum sitzt Ihr dann hier trauernd herum? Laßt uns hinreiten und den Grund ihres Ausbleibens feststellen.«
    So ritten sie denn zusammen, bis sie zu einer wohlgebauten Burg kamen, mit hohen Mauern und einem Wassergraben. Und Balin sagte: »Wartet hier auf mich. Ich will in die Burg gehen und sehen, ob ich sie finde.«
    Balin ging in die Burg, sah aber niemanden um die Wege. Er ging suchend durch die Säle und Zimmer und kam schließlich zum Gemach einer Dame, doch das Bett war leer. Er blickte zum Fenster hinaus auf einen lieblichen kleinen Garten innerhalb der Mauern, und im Gras unter einem Lorbeerbaum sah er die Dame und einen Ritter auf einem Tuch aus grüner Seide in enger Umarmung schlafend liegen, die Köpfe auf Gras und süß duftende Kräuter gebettet. Die Dame war hold, doch ihr Liebster ein häßlicher Mann, behaart, ungeschlacht und plump anzusehen.
    Dann ging Balin rasch durch die Gemächer und Säle zurück. Am Burgtor berichtete er Sir Garnish, was er gesehen hatte, und führte ihn dann leise zu dem Garten. Und als der Ritter seine Dame in den Armen eines anderen erblickte, pochte sein Herz in wilder Leidenschaft, seine Adern platzten, und Blut strömte ihm aus Nase und Mund. In wilder Raserei zog er das Schwert und schlug den schlafenden Liebenden die Köpfe ab. Doch jäh schwand sein Grimm, und er fühlte sich elend und matt. Mit bitteren Vorwürfen wandte er sich gegen Balin. »Ihr habt mir noch mehr Kummer zu meinem Schmerz gebracht«, sagte er. »Wenn Ihr mich nicht hierhergeführt hättet, hätte ich es nicht erfahren.«
    Balin antwortete zornig: »War es nicht besser, sie zu durchschauen und so von der Liebe zu ihr geheilt zu werden? Ich habe nur getan, was ich mir selbst von einem anderen wünschen würde.«
    »Ihr habt mein Leid verdoppelt«, sagte Sir Garnish. »Ihr habt mich dazu gebracht zu töten, was mir in der Welt das Liebste war. Ich kann nicht weiterleben.« Und plötzlich stieß er sich sein blutiges Schwert ins Herz und stürzte neben den enthaupteten Liebenden tot zu Boden.
    In der Burg war es still, aber Balin wußte, sollte er hier entdeckt werden, würde man ihn beschuldigen, alle drei ermordet zu haben. Er verließ rasch die Burg und ritt unter den Bäumen des Waldes davon. Die undurchdringliche Düsternis seines Schicksals lastete auf ihm, und er spürte, wie sich die Vorhänge seines Lebens um ihn zusammenzogen, so daß ihm war, als ritte er durch einen Nebel der Hoffnungslosigkeit.
    Nach einiger Zeit kam er zu einem

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