König Artus
Zeichen, wenn ein Mann seinen Namen nicht nennen will«, sagte Balan.
»Denkt, was ihr wollt«, sagte der Fremde. »Was würdet ihr denken, wenn ich euch sagte, daß ihr unterwegs seid, um Lord Royns zu suchen, und daß euch dies ohne meine Hilfe nicht gelingen wird?«
»Ich würde denken, du bist Merlin, und wenn du es bist, würde ich dich um Hilfe bitten.«
»Ihr werdet Tapferkeit und Mut nötig haben«, sagte Merlin.
Sir Balin erwiderte: »An Mut soll es nicht fehlen. Wir werden tun, was in unseren Kräften steht.«
Sie kamen zum Rand eines Waldes, stiegen in einer Senke im Schatten laubreicher Bäume von den Pferden, nahmen ihnen die Sättel ab und ließen sie grasen. Und die Ritter legten sich unter das Dach der Äste und schliefen ein.
Kurz vor Mitternacht weckte Merlin sie leise. »Macht euch rasch bereit«, sagte er. »Eure Chance nähert sich. Royns hat, nur von einer Leibwache begleitet, heimlich sein Lager verlassen, um Lady de Vance einen nächtlichen Liebesbesuch abzustatten.«
Aus der Deckung der Bäume sahen sie Reiter herankommen.
»Welcher ist Royns?« fragte Balin.
»Der Große in der Mitte«, sagte Merlin. »Wartet noch, bis sie auf gleicher Höhe sind.«
Und als die Kavalkade in der sternklaren Nacht vorüberkam, brachen die beiden Brüder aus ihrem Versteck hervor, stießen Royns aus dem Sattel und griffen seine verblüfften Leute an. Sie hieben mit ihren Schwertern nach rechts und links. Einige gingen zu Boden, die übrigen wandten sich zur Flucht.
Dann kehrten die Brüder zu dem vom Pferd geworfenen Royns zurück, um ihn zu töten, doch er ergab sich und bat um Pardon. »Tapfere Ritter, erschlagt mich nicht«, sagte er. »Lebend bin ich für euch wertvoll, tot hingegen nicht.«
»Das ist wahr gesprochen«, sagten die beiden Brüder, hoben den verwundeten Royns vom Boden auf und halfen ihm in den Sattel. Und als sie sich nach Merlin umsahen, war er fort, dank seinen Zauberkünsten nach Camelot vorausgeflogen. Dort berichtete er Artus, daß sein ärgster Feind, Lord Royns, besiegt und gefangen sei.
»Von wem?« erkundigte sich der König.
»Von zwei Rittern, die Eure Freundschaft und Huld mehr begehren als sonst etwas auf der Welt. Sie werden morgen früh eintreffen, und dann werdet Ihr sehen, wer sie sind«, sagte Merlin und wollte sich nicht weiter äußern.
Frühmorgens am nächsten Tag brachten die beiden Brüder ihren verwundeten Gefangenen an das Burgtor von Camelot, gaben ihn den Wächtern in Gewahrsam und ritten dann wieder davon in den dämmernden Morgen.
Als König Artus davon Meldung erhielt, ging er zu seinem verwundeten Feind, und er sagte: »Sir, Ihr seid mir ein willkommener Anblick. Welches Abenteuer hat Euch hierhergeführt?«
»Ein schmerzliches Abenteuer, Herr.«
»Wer hat Euch zum Gefangenen gemacht?« fragte der König.
»Ein Mann, den sie den Ritter mit den zwei Schwertern heißen, und sein Bruder. Sie haben mich aus dem Sattel geworfen und meine Leibwache davongejagt.«
Merlin mischte sich ein. »Jetzt kann ich es Euch sagen, Herr. Es war jener Balin, der das fluchbeladene Schwert herauszog, zusammen mit seinem Bruder Balan. Zwei bessere Ritter werdet Ihr niemals finden. Ein Jammer, daß sich ihr Schicksal so bald erfüllen wird und sie nicht mehr lange zu leben haben.«
»Ich stehe in seiner Schuld«, sagte der König. »Und ich habe von Balin keine Gefälligkeit verdient.«
»Er wird noch viel mehr als dies für Euch tun, Herr«, sagte Merlin. »Aber ich bringe Euch Neuigkeiten. Ihr müßt dafür sorgen, daß Eure Ritter sich zum Kampf bereit machen. Morgen, noch vor der Mittagsstunde, wird Euch die Streitmacht von Royns’ Bruder Nero angreifen. Da Ihr jetzt viel zu tun habt, werde ich Euch verlassen.«
Darauf scharte König Artus rasch seine Ritter um sich und ritt mit ihnen zur Burg Terrabil. Nero erwartete ihn auf freiem Gelände mit einer zahlenmäßig überlegenen Streitmacht. Er befehligte die Vorhut und wartete nur noch auf König Lot, der mit seinem Heer kommen sollte. Doch er harrte vergebens, denn Merlin hatte sich zu König Lot begeben und hielt ihn mit Prophezeiungen und Erzählungen von Wunderdingen gefesselt und umstrickt, während Artus seinen Angriff auf Neros Ritter begann. Sir Kay schlug sich an diesem Tag so heldenhaft, daß seine Taten auf alle Zeit unvergessen geblieben sind. Auch Sir Hervis de Revel aus dem Stamm von Sir Thomas Malory zeichnete sich aus, und ebenso Sir Tobinus Streat de Montray. Sir Balin und sein Bruder
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