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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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mit seinem Unglücksschwert, brachte Balan ins Wanken. Dann lösten sie sich voneinander, führten und parierten Schwerthiebe, bis ihnen vor Erschöpfung der Atem ausging.
    Balin blickte zu den Türmen hinauf, sah die Damen in ihren bunten Gewändern, die zu ihnen herabschauten, und nahm den Kampf wieder auf. Dann gerieten beide in hitzigen Zorn, der ihnen neue Kraft gab, und sie hauten und stachen ingrimmig aufeinander ein, und die Klingen drangen durch die Harnische, und beide Ritter bluteten heftig aus ihren Wunden. Sie verschnauften einen Augenblick und nahmen dann den tödlichen Kampf wieder auf. Jeder versuchte, den andern möglichst rasch zu töten, ehe ihn selbst mit dem strömenden Blut die Kräfte verließen. Jeder schlug dem anderen entsetzliche Wunden, bis schließlich Balan davonwankte und auf die Erde sank, zu matt, um eine Hand zu heben.
    Da sagte Balin, der sich auf sein Schwert stützte: »Wer seid Ihr? Ich bin noch nirgendwo einem Ritter begegnet, der mir standzuhalten vermochte.«
    Und der andere, der auf der Erde lag, antwortete: »Ich heiße Balan, und ich bin ein Bruder des berühmten Ritters Sir Balin.«
    Als Balin diese Worte hörte, erfaßte ein Taumel seinen Kopf, und er stürzte ohnmächtig zu Boden. Als er wieder zu sich kam, kroch er auf Händen und Füßen zu Balan hin, nahm ihm den Helm ab, und das Gesicht des Bruders war so zerhackt und mit Blut bedeckt, daß er es nicht erkannte. Balin legte den Kopf an die Brust des Bruders und weinte. »Ach, mein Bruder«, rief er, »mein teurer, teurer Bruder! Ich habe Euch getötet, und Ihr habt mich auf den Tod verwundet.«
    Balan sagte schwach: »Ich sah die beiden Schwerter, aber das Wappen auf Eurem Schild war mir unbekannt.«
    »Einer der Ritter aus der Burg dort hat mich überredet, seinen Schild zu nehmen, weil er wußte, daß Ihr meinen erkennen würdet. Wenn ich am Leben bleiben könnte, würde ich diese Burg samt ihren Bräuchen zerstören.«
    »Ich wollte, das könnte geschehen«, sagte Balan. »Sie haben mich zu einem Zweikampf hier auf der Insel genötigt, und als ich ihren Verteidiger tötete, zwangen sie mich, fortan für sie zu kämpfen, und wollten mich nicht mehr fortlassen. Wenn Ihr am Leben bliebet, lieber Bruder, würden sie auch Euch hier festhalten und zu ihrer Belustigung kämpfen lassen, und übers Wasser könntet Ihr nicht entfliehen.«
    Dann brachte ein Kahn die Burgherrin mit ihrem Gefolge auf die Insel, und die beiden Brüder baten sie inständig, sie zusammen zu begraben. »Wir kamen aus demselben Schoß«, sagten sie, »und wir wollen im selben Grab liegen.«
    Und die Burgherrin versprach, daß es so geschehen solle.
    »Jetzt laßt einen Priester holen«, sagte Balin. »Wir wollen das Sakrament und den heiligen Leib unseres Herrn Jesus Christus empfangen.« Dies geschah, und Balin sagte: »Laßt auf unser Grabmal schreiben, wie durch eine Unglücksfügung zwei Brüder einander erschlugen, so daß vorüberkommende Ritter für uns beten können.«
    Dann starb Balan, aber Balins Lebenslicht flackerte noch bis Mitternacht, und in der Dunkelheit wurden die Brüder zusammen begraben.
    Am Morgen danach erschien Merlin und errichtete durch seine Künste ein Grabmal über den Leichen der Brüder, und in goldenen Buchstaben schrieb er ihre Geschichte darauf.
    Und dann prophezeite Merlin viele künftige Dinge: daß Lancelot kommen werde, und Galahad. Und er sagte traurige Begebenheiten voraus: daß Lancelot seinen besten Freund, Gawain, erschlagen werde.
    Und nachdem Merlin viel Wunderliches prophezeit hatte, ging er zu König Artus und berichtete ihm die Geschichte der beiden Brüder, und der König war tief betrübt. »In der ganzen Welt«, sagte er, »bin ich niemals zwei solchen Rittern begegnet.«

    So endigt die Geschichte von Balin und Balan,
    zwei Brüdern, geboren in Northumbirlonde,
    die zwei überaus treffliche Ritter waren,
    wie es sie in jenen Tagen nur gab.
    Explicit

König Artus’Vermählung

    Weil Merlins Ratschläge sich so oft als wertvoll erwiesen hatten, wurde es König Artus zur Gewohnheit, ihn in Kriegs- und Regierungsangelegenheiten wie auch in persönlichen Dingen um Rat zu fragen. So geschah es, daß er eines Tages Merlin zu sich rief und sagte: »Du weißt, daß einige meiner Barone noch immer aufsässig sind. Vielleicht wäre es gut, wenn ich ein Weib nähme, um die Thronfolge zu sichern.«
    »Das ist wohlbedacht«, sagte Merlin.
    »Ich möchte mir aber ohne deinen Rat keine Königin

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