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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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    Merlin sagte: »Danke, Herr. Jemand in Eurer hohen Stellung sollte nicht unvermählt sein. Gefällt Euch irgendeine Dame mehr als alle anderen?«
    »Ja«, sagte Artus. »Ich liebe Guinevere, die Tochter von König Lodegrance von Camylarde. Sie ist das holdeste und edelste Fräulein, das ich je gesehen habe. Und hast du mir nicht erzählt, daß König Uther, mein Vater, König Lodegrance einst eine große runde Tafel geschenkt hat?«
    »So ist es«, sagte Merlin. »Und Guinevere ist gewiß so liebreizend wie Ihr sagt, aber wenn Eure Liebe zu ihr nicht sehr tief ist, könnte ich eine andere finden, so schön und gut, daß sie Euch gefallen wird. Doch wenn Guinevere die Erwählte Eures Herzens ist, werdet Ihr keinen Blick für eine andere haben.«
    »Das ist wahr gesprochen«, sagte der König.
    »Wenn ich Euch zu bedenken gäbe, daß Guinevere eine unglückliche Wahl ist, würde Euch das umstimmen?«
    »Nein.«
    »Nun denn, und wenn ich Euch sagte, daß Guinevere Euch mit Eurem teuersten und vertrautesten Freund betrügen wird …«
    »Würde ich dir nicht glauben.«
    »Natürlich nicht«, sagte Merlin traurig. »Jeder Mann auf der Welt klammert sich an den Glauben, allein seinetwegen setze die Liebe die Gesetze der Wahrscheinlichkeit außer Kraft. Ich selber, obwohl ich ohne den Schatten eines Zweifels weiß, daß ein albernes Mädchen meinen Tod herbeiführen wird, werde nicht zögern, wenn dieses Mädchen an mir vorübergeht. Deshalb werdet Ihr Euch mit Guinevere vermählen. Ihr wollt gar keinen Rat – nur Zustimmung.« Merlin seufzte und sagte dann noch: »Wohlan denn, gebt mir ein Ehrengefolge mit, und ich werde bei König Lodegrance in aller Form um Guineveres Hand anhalten.«
    Und mit einer Eskorte, wie sie der Anlaß gebot, ritt Merlin nach Camylarde und ersuchte den König, seine Tochter Artus zur Gemahlin zu geben.
    Lodegrance sagte: »Daß ein so edler, tapferer und mächtiger König wie Artus meine Tochter zu heiraten begehrt, ist die schönste Nachricht, die ich jemals erhalten habe. Wenn wir ihr Länder als Mitgift geben wollten, würde ich sie anbieten, doch Artus hat selbst Länder genug. Ich werde ihm ein Geschenk senden, das ihm mehr als alles andere gefallen wird – die Runde Tafel, die ich einst von König Uther Pendragon als Präsent erhielt. Die Tafel hat hundertfünfzig Plätze, und ich werde ihm hundert Ritter schicken, die ihm dienen sollen. Die volle Zahl kann ich nicht stellen, weil so viele meiner Ritter in den Kriegen umgekommen sind.«
    Dann führte Lodegrance seine Tochter Guinevere zu Merlin und ließ auch die Runde Tafel bringen, gab ihm hundert Ritter, reich gewappnet und gekleidet, mit, und die ganze fürstliche Gesellschaft machte sich auf den Weg nach London.
    König Artus war überglücklich und sagte: »Diese holde Dame ist mir mehr als willkommen, denn ich liebe sie, seit ich sie zum erstenmal sah. Und die hundert Ritter und die Runde Tafel sind mir lieber als alle Reichtümer der Erde.«
    Artus vermählte sich mit Guinevere und krönte sie mit aller erdenklichen Pracht zu seiner Königin, und an seinem Hof wurde ein Freudenfest gefeiert.
    Und nach den Feierlichkeiten stand Artus neben der großen Runden Tafel, und er sagte zu Merlin: »Suche mein Königreich nach würdigen, tapferen und vollkommenen Rittern ab, um die Tafelrunde voll zu machen.«
    Und Merlin durchkämmte das Land, fand aber nur achtundzwanzig solcher Männer, die er an den Hof brachte. Dann segnete der Erzbischof von Canterbury die Sitze um den Tisch. Darauf sagte Merlin zu den Rittern: »Geht jetzt zu König Artus, gelobt ihm Treue und huldigt ihm.« Als sie an die Tafel zurückkehrten, fand ein jeder seinen Namen in goldenen Lettern an seinen Sitz geschrieben, doch zwei Plätze trugen keine Namen. Als sie sich an die Runde Tafel setzten, kam der junge Gawain an den Hof und erbat anläßlich der Vermählung von Artus und Guinevere ein Geschenk.
    »Sprecht Eure Bitte aus«, sagte der König.
    »Ich bitte darum, daß Ihr mich zum Ritter schlagt«, sagte Gawain.
    »Das will ich mit Freuden tun«, sagte Artus. »Ihr seid meiner Schwester Sohn, und ich schulde Euch jede Ehrung.«
    Dann kam ein armer Mann an den Hof, und mit ihm ein blonder Jüngling, der auf einer klapprigen Mähre ritt, und der arme Mann fragte: »Wo finde ich König Artus?«
    »Dort drüben ist er«, sagte ein Ritter. »Willst du etwas von ihm?«
    »Ja. Deswegen bin ich gekommen.« Und er trat auf den König zu, entbot ihm seinen

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