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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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Kopf. »Es war eine üble Tat«, sagte er. »Ich werde dich rächen, mein Schöner.« Er lief in sein Gemach, wappnete sich und kam grimmig wieder heraus.
    Sir Gawain trat ihm entgegen und sagte: »Warum habt Ihr Euren Zorn an den Hunden ausgelassen? Sie haben nur getan, wozu sie abgerichtet wurden. Den Hirsch habe ich getötet, darum kühlt Euren Grimm an mir, nicht an unverständigen Geschöpfen.«
    Der Ritter rief: »Das ist wahr. Ich habe an den Hunden Rache geübt, aber ich werde auch an Euch Rache üben.«
    Sir Gawain ging mit Schwert und Schild auf ihn los, und sie hieben und stachen und parierten Schwertstreiche, und jeder fügte dem andern so schwere Wunden zu, daß das Blut auf den Boden spritzte, doch nach und nach erlag der Ritter Sir Gawains größerer Stärke, und ein letzter wuchtiger Hieb streckte ihn zu Boden. Er ergab sich und flehte um sein Lebern.
    »Ihr sollt sterben, weil Ihr meine Hunde getötet habt.«
    »Ich werde alles tun, um Euch zu entschädigen«, sagte der gestürzte Ritter, doch Sir Gawain zeigte kein Erbarmen und band ihm den Helm los, um ihm den Kopf abzuschlagen. Gerade als er mit dem Schwert ausholte, kam eine Dame aus dem Gemach gelaufen, stolperte über den hilflos daliegenden Ritter und fiel in voller Länge auf ihn. Das herabsausende Schwert traf sie im Nacken, durchschlug das Rückgrat, und sie lag tot auf dem Gestürzten.
    Da sagte Gaheris mit bitterem Vorwurf in der Stimme: »Das war eine garstige Tat, mein Bruder, eine Schandtat, die an Eurem Namen haften bleiben wird. Er bat um Gnade, aber Ihr habt sie ihm verweigert. Ein Ritter, der keine Gnade gewährt, ist ein Ritter ohne Ehre.«
    Gawain war wie betäubt von dem Unglück, das mit der schönen Dame geschehen war. Er sagte zu dem Ritter: »Steht auf! Ich gewähre Euch Gnade.«
    Der Ritter aber erwiderte: »Wie kann ich Euch glauben, nachdem ich den feigen Streich gesehen habe, der meine teure, geliebte Herrin tötete?«
    »Das tut mir sehr leid«, sagte Gawain. »Ich wollte sie nicht treffen. Der Hieb galt Euch. Ich lasse Euch unter der Bedingung am Leben, daß Ihr König Artus aufsucht, ihm die ganze Begebenheit erzählt und ihm sagt, der Ritter auf der Suche nach dem Hirsch habe Euch geschickt.«
    »Was sollen mir Eure Bedingungen«, sagte der Ritter, »wenn es mir einerlei ist, ob ich am Leben bleibe oder jetzt sterbe?«
    Sir Gawain machte bereits Anstalten, ihn zu erschlagen, da besann sich der Ritter eines Besseren, und auf Gawains Geheiß mußte er sich mit zwei toten Jagdhunden aufs Pferd setzen, der eine vor, der andere hinter ihm, um die Wahrheit seiner Geschichte zu bezeugen. »Bevor Ihr aufbrecht – sagt mir, wie heißt Ihr?« fragte Sir Gawain.
    »Ich bin Sir Blamoure von der Marsch«, sagte der Ritter und ritt in die Richtung auf Camelot davon.
    Als er fort war, ging Gawain in die Burg zurück und in ein Gemach. Dort begann er seine Rüstung abzulegen, denn er war sehr müde, und es verlangte ihn zu schlafen. Gaheris, der ihm gefolgt war, sagte: »Was fällt Euch ein? Ihr könnt doch hier nicht Eure Waffen ablegen. Die Kunde von Eurer Tat wird dafür sorgen, daß überall Feinde aus dem Boden schießen.«
    Und kaum hatte er dies gesagt, drangen vier wohlgewappnete Ritter mit Schilden und gezogenen Schwertern in den Raum und sprachen: »Ihr seid gerade erst zum Ritter geschlagen worden, und schon habt Ihr Eure Ritterehre besudelt, denn ein Ritter, der keine Gnade kennt, hat seine Ehre verloren. Zudem habt Ihr eine schöne Dame erschlagen, und diese schändliche Bürde wird allzeit auf Eurem Namen lasten. Ihr, der keine Gnade gewähren wolltet, werdet jetzt selber Gnade brauchen.« Und einer der Ritter führte einen gewaltigen Streich gegen Gawain und brachte ihn damit ins Wanken, doch Gaheris sprang seinem Bruder bei, und gemeinsam verteidigten sie sich gegen die vier Ritter, die alle zugleich angriffen. Dann trat einer von ihnen zurück, nahm einen Bogen und schoß Gawain einen Pfeil mit stählerner Spitze in den Arm, so daß er sich nicht mehr verteidigen konnte. Die beiden Brüder wären schon bald der Übermacht erlegen, doch da erschienen vier Damen in der Halle und baten, das Leben der Brüder zu schonen. Auf die Bitte der Schönen gewährten die Ritter den beiden Gnade und machten sie zu ihren Gefangenen.
    Früh am nächsten Morgen, als Gawain in seinem Bett vor Schmerzen aufstöhnte, hörte ihn eine der Damen und ging zu ihm.
    »Wie fühlt Ihr Euch?« fragte sie.
    »Ach, gar nicht gut«, sagte Gawain.

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