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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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war. Sie bellte ihn wütend an. Sir Torre packte das heulende Tier und trug es zu dem Zwerg. Von dem Lärm erwachte die Dame. Sie trat aus ihrem Zelt, und dann erschienen aus dem andern die drei Fräulein. Und die Dame rief laut: »Warum nehmt Ihr mir meine Bracke weg?«
    »Ich bin auf der Suche nach dieser Bracke den ganzen Weg von Artus’ Hof bis hierher geritten«, sagte Torre.
    »Herr Ritter«, sagte die Dame, »Ihr werdet mit ihr nicht weit gelangen, denn es wird Euch jemand mit Gewalt aufhalten.«
    »Ich nehme auf mich, was mir Gottes Gnade schickt, Madame«, antwortete er, stieg aufs Pferd und begann den Rückweg nach Camelot, doch unterwegs brach die Nacht ein, und er fragte den Zwerg, ob er in der Nähe irgendeine Unterkunft wisse.
    »In der Nähe gibt es nur eine Einsiedelei«, sagte der Zwerg. »Wir müssen mit dem vorliebnehmen, was wir finden.« Er ritt voran, bis sie zu einer düsteren Klause neben einer Kapelle kamen. Dann fütterten sie ihre Pferde, und der Eremit gab ihnen, was er hatte – ein bißchen grobes Brot –, als Abendmahlzeit, und sie legten sich auf den kalten Steinboden der Klause zum Schlafen nieder. Am nächsten Morgen hörten sie in der Kapelle die Messe, dann bat Sir Torre den Einsiedler um seinen Segen, und danach ritten sie weiter in Richtung auf Camelot.
    Sie waren noch nicht weit gekommen, als hinter ihnen ein Ritter herangesprengt kam und rief: »Ritter, gebt die Bracke zurück, die Ihr meiner Dame geraubt habt!«
    Sir Torre wandte sich um und sah, daß der Ritter ein schmucker Mann, wohlberitten und von Kopf bis Fuß trefflich gewappnet war. Er nahm dem Zwerg seine Lanze ab, stellte seinen Schild aufs Knie und erwartete den in vollem Galopp heranstürmenden Ritter. Die Wucht des Anpralls ließ beide Pferde zu Boden stürzen. Dann stiegen die Männer aus dem Sattel, zogen ihre Schwerter und kämpften wie die Löwen. Die Schwerter hieben durch Schilde und Harnische, und jeder fügte dem andern schwere Wunden zu. Dick und heiß strömte das Blut aus den Kettenhemden, und beide überkam eine große Mattigkeit. Doch Sir Torre spürte, daß sein Widersacher rascher ermattete als er, dem seine jugendliche Kraft zustatten kam, und er verdoppelte die Wucht seiner Schwerthiebe, bis der Angreifer schließlich, schwer getroffen, zu Boden taumelte und Sir Torre ihn aufforderte, sich zu ergeben.
    »Ich werde mich niemals ergeben, solange noch ein Funke Leben in mir ist, es sei denn, Ihr gebt mir die weiße Bracke.«
    »Das kann ich nicht«, sagte Sir Torre. »Ich habe den Auftrag, Euch und die weiße Hündin zu König Artus zu bringen.«
    Nun kam ein Fräulein auf einem Zelter dahergesprengt, brachte ihr Pferd zum Stehen und sagte: »Ich habe eine große Bitte an Euch, edler Ritter. Und wenn Ihr König Artus liebt, werdet Ihr sie mir gewähren.«
    Ohne zu überlegen sagte Torre: »Sagt nur, was Ihr möchtet. Es mag sein, was es will – Ihr sollt es bekommen.«
    »Habt Dank, edler Ritter«, sagte sie. »Der Ritter, der hier auf der Erde liegt, ist Sir Arbellus, und er ist ein Mörder und ein elender Ritter. Ich verlange seinen Kopf.«
    »Jetzt bereue ich mein Versprechen«, sagte Torre. »Wenn er Euch ein Leid zugefügt hat, vielleicht kann er es so wiedergutmachen, daß Ihr zufrieden seid.«
    »Nur sein Tod kann es wiedergutmachen«, antwortete das Fräulein. »Er kämpfte gegen meinen Bruder, besiegte ihn, und mein Bruder bat ihn um Gnade. Ich selber habe mich in den Schmutz gekniet und um das Leben meines Bruders gefleht, aber er blieb hart und erschlug meinen Bruder vor meinen Augen. Er ist ein tückischer Mensch und hat vielen braven Rittern Wunden geschlagen. Jetzt haltet, was Ihr versprochen habt, sonst werde ich Euch an König Artus’ Hof als einen eidbrüchigen Menschen bloßstellen.«
    Als Arbellus das hörte, ergriff ihn bange Furcht, und er ergab sich rasch Sir Torre und bat um Gnade.
    Sir Torre aber war verblüfft. Er sprach: »Eben erst habe ich Euch Gnade angeboten, und ihr wolltet Euch nur ergeben, wenn ich Euch die Bracke gäbe, die zu holen ich ausgezogen war. Und nun, nachdem ich dieses unselige Versprechen gegeben habe, ergebt Ihr Euch und bittet um Gnade, wovon Ihr vorhin nichts wissen wolltet.«
    Da wandte sich Arbellus angstvoll um und floh zwischen die Bäume. Sir Torre stürmte ihm nach, schlug ihn nieder und tötete ihn. Erschöpft stand er neben der Leiche.
    Das Fräulein kam herbei und sagte: »Das war wohlgetan. Er war ein Mörder. Doch nun bricht die Nacht

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