König Artus
daß meinem Volk der Untergang bereitet wird. Alle von euch, die mit mir kommen wollen, macht euch bereit!«
Doch einige der Barone waren insgeheim ungehalten, weil sie in Behaglichkeit zu leben wünschten. Artus aber sandte eine Botschaft an Sir Pellinore, in der er ihn ersuchte, so viele waffentragende Männer zu versammeln, wie er nur könne, und möglichst rasch zu ihm zu stoßen. Zuletzt ging er zu Guinevere und sagte, sie solle sich bereitmachen, ihn zu begleiten. »Ich kann es nicht ertragen, Euch fern zu sein«, sagte er. »Eure Gegenwart wird mich zu größerer Tapferkeit anspornen, aber ich möchte Euch auch nicht in Gefahr bringen, meine Teure.«
Die Königin antwortete: »Herr, Eure Wünsche sind mir Befehl. Ich bin bereit, sobald Ihr es wünscht.«
Am nächsten Morgen brachen der König und die Königin mit der ganzen Ritterschaft auf, die am Hof war, und sie zogen in Eilmärschen nach Norden, bis sie den Fluß Humber an der Grenze erreichten, wo sie ihr Lager aufschlugen.
Ein Kundschafter brachte den fünf Königen die Nachricht, daß Artus sich bereits im Norden befinde, und in einer Beratung nahm der Bruder eines der Könige das Wort. »Ihr müßt wissen«, sagte er, »daß Artus die Blüte der Ritterschaft um sich hat, wie sich im Kampf gegen die elf aufrührerischen Lords zeigte. Im Augenblick zwar ist seine Streitmacht nicht groß, aber seine Leute werden ihm zuströmen. Daher müssen wir ihn schon bald angreifen, denn je länger wir warten, um so stärker wird er – und wir um so schwächer. Ich sage euch, er ist ein so tapferer König, daß er sogar gegen einen überlegenen Gegner eine Schlacht annimmt. Greifen wir ihn noch vor Tageslicht an, dann werden wir seine Ritter niedermachen, ehe die Verstärkungen eintreffen.«
Die fünf Könige stimmten ihm zu, zogen rasch durch Nordwales und fielen in der Nacht über König Artus’ Streitmacht her, während seine Getreuen in ihren Zelten schliefen. Artus lag mit Guinevere in seinem Zelt. Als der Angriff begann, fuhr er hoch und rief: »Zu den Waffen! Wir sind verraten!« Und in fliegender Eile schnallte er seinen Harnisch um, während in der Dunkelheit lärmende Rufe und Waffengeklirr zu hören waren.
Dann kam ein verwundeter Ritter zu Artus’ Zelt gestürzt und rief: »Herr, rettet Euch und die Königin! Wir sind bezwungen und viele der Unsrigen getötet.«
Da stieg Artus auf sein Pferd, die Königin an seiner Seite, und ritt mit nur drei Rittern, Sir Kay, Sir Gawain und Sir Gryfflet, zum Humber. Dort wollte man versuchen, auf die andere Seite und in Sicherheit zu gelangen, doch wegen der starken Strömung war nicht daran zu denken. Artus sagte: »Wir müssen uns entscheiden: entweder verteidigen wir uns oder wir wagen die Durchquerung. Ihr dürft gewiß sein, daß unsere Feinde sich alle Mühe geben werden, uns zu töten.«
Die Königin sagte: »Ich würde lieber im Wasser sterben, als von unseren Feinden gefangen und umgebracht zu werden.«
Während sie so sprachen, sah Sir Kay die fünf Könige ohne Gefolgschaft daherreiten. »Schaut«, sagte er, »dort sind die feindlichen Anführer. Wir wollen sie angreifen.«
»Das wäre eine Narrheit«, sagte Sir Gawain. »Sie sind zu fünft, wir aber nur zu viert.«
Doch Sir Kay sagte: »Ich werde zwei übernehmen, wenn jeder von euch sich einen von ihnen vornimmt.« Und schon legte er seine Lanze ein und stürmte gegen sie an, und seine Lanzenspitze traf ihr Ziel und durchbohrte einen König, der tot zu Boden fiel. Dann griff Sir Gawain einen zweiten König an und tötete ihn mit einem Lanzenstich. Sir Gryfflet warf einen dritten mit einem so wuchtigen Stoß aus dem Sattel, daß er sich beim Sturz das Genick brach. König Artus griff den vierten an, der tot vom Pferd stürzte, und Sir Kay attackierte, seinem Versprechen getreu, den fünften, durchschlug mit einem Schwertstreich den Helm und hieb ihm den Kopf ab.
»Das war wohlgetan«, sagte Artus. »Ihr habt Euer Versprechen gehalten, und ich werde Sorge tragen, daß Ihr belohnt werdet.«
Dann fanden sie am Ufer einen Kahn, mit dem die Königin in Sicherheit gelangen konnte, und sie sprach zu Sir Kay: »Solltet Ihr irgendeiner Dame Euer Herz schenken, und sie erwidert Eure Liebe nicht, ist sie eine Närrin. Ihr habt ein großes Versprechen abgelegt und es großartig eingelöst, und ich werde dafür sorgen, daß Euer Ruhm sich durchs Land verbreitet.« Dann wurde der Kahn ins Wasser geschoben und trug die Königin über den Humber.
König
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