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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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gestürzte Bäume, bis ihre Tiere überstrapaziert waren, taumelten und mit blutigen Gebissen und Sporenwunden an den Flanken auf die Erde stürzten.
    Die drei Ritter, nun auf ihre Füße angewiesen, sahen den Hirsch ermattet davonziehen. »Eine schöne Misere«, sagte Artus. »Weit und breit keine Hilfe.«
    Sir Uryens sagte: »Es bleibt uns nichts anderes übrig, als uns zu Fuß aufzumachen und irgend etwas zu suchen, wo wir Unterschlupf finden und auf Hilfe warten können.« Sie stapften schwerfällig durch den Eichenwald, bis sie an einen tiefen, breiten Fluß kamen, und dort am Ufer lag der erschöpfte Hirsch, umstellt von einer Meute, und an seiner Kehle hing eine Bracke. Artus trieb die Hunde weg, tötete den Hirsch, hob sein Jagdhorn und blies Halali.
    Erst dann blickten sich die Ritter um. Auf der glatten, dunklen Wasserfläche sahen sie ein kleines Schiff, umhüllt mit Seide, die über die Ränder bis ins Wasser hing. Das Schifflein trieb leise dem Ufer entgegen und lief ganz nahe an einer seichten Stelle auf den sandigen Grund. Artus watete hin, schaute unter den seidenen Behang, sah aber niemanden darunter. Er rief seinen Freunden zu, herbeizukommen, und dann stiegen die drei Männer in das kleine Gefährt und fanden es luxuriös ausgestattet, mit weichen Kissen und üppigen Wandbehängen, aber sie sahen keine Insassen. Die drei ließen sich müde auf den schwellenden Kissen nieder und ruhten, indes der Abend kam und der Wald um sie herum dunkelte. Nachtvögel stießen Rufe aus, Wildenten kamen ans Ufer geflogen, und über ihnen stieg die schwarze Wand des Waldes empor.
    Als die drei Gefährten am Einnicken waren, flammte um sie herum ein Kreis von Fackeln auf, und aus der Kabine des Schiffes traten zwölf anmutige Fräulein hervor, angetan mit fließenden Seidengewändern. Die Damen vollführten alle vor dem König einen Knicks, grüßten ihn bei seinem Namen und hießen ihn willkommen, und Artus dankte ihnen für ihre Artigkeit. Dann geleiteten sie ihn und seine Gefährten in ein Gemach mit Tapisserien an den Wänden und einem reichgedeckten Tisch. Sie trugen ihnen Wein und Fleisch von vielerlei Sorten und solche Leckerbissen auf, daß alle drei staunend über die Vielfalt und Fülle des Mahls dasaßen. Und nachdem sie lange und genußreich getafelt hatten und ihnen von dem guten Wein die Augen schwer geworden waren, führten die Fräulein jeden in eine reich geschmückte Kabine mit einem weichen Bett. Dort sanken die drei Männer sogleich in einen tiefen, trunkenen Schlaf.
    Bei Tagesanbruch schlug Sir Uryens die vom Weingenuß geschwollenen Augen auf und sah, daß er in seinem eigenen Bett in seinem eigenen Quartier in Camelot und neben ihm Morgan le Fay, anscheinend schlummernd, lag. Er war zwei Tagesreisen von hier eingeschlafen und konnte sich an sonst nichts erinnern. Er betrachtete sein Eheweib durch die nur einen Spaltbreit geöffneten Lider, denn es gab viele Dinge, die er von ihr nicht wußte, und viele andere, die er nicht wissen wollte. Und so verhielt er sich ruhig und verbarg sein Staunen.
    Als Artus wieder zu sich kam, lag er auf den kalten Steinen eines Kerkerbodens. Dämmriges Licht aus einer Scharte hoch oben in der Wand ließ ihn die sich ruhelos wälzenden Gestalten vieler Mitgefangener erkennen. Der König setzte sich auf und fragte: »Wo bin ich und wer seid ihr?«
    »Wir sind gefangene Ritter«, erhielt er zur Antwort. »Zwanzig an der Zahl, und manche von uns werden schon seit acht Jahren in diesem dunklen Verlies gefangengehalten.«
    »Warum das?« fragte der König. »Um Lösegeld zu erpressen?«
    »Nein«, erwiderte einer der Ritter. »Ich werde Euch den Grund sagen. Der Burgherr hier ist Sir Damas, ein niederträchtiger und tückischer Mann und ein Feigling obendrein. Sein jüngerer Bruder, Sir Outlake, ist ein wackerer, mutvoller, ehrenhafter Ritter. Sir Damas weigert sich, die ererbten Güter mit seinem Bruder zu teilen, und Sir Outlake behauptet nur ein kleines Schloß und ein paar Ländereien mit Waffengewalt gegen Sir Damas. Bei den Menschen des Landes genießt Sir Outlake wegen seiner Güte und Gerechtigkeit große Beliebtheit. Sir Damas aber wird gehaßt, weil er wie die meisten Feiglinge grausam und rachsüchtig ist. Seit vielen Jahren schon herrschen Hader und Streit zwischen den Brüdern, und Sir Outlake hat seinen Bruder zum Zweikampf herausgefordert, der über seine Ansprüche gegenüber Sir Damas entscheiden soll, und ist auch bereit, gegen jeden Ritter zu

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