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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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ein krankes Kalb, bis ich wünschte, er wäre tot. Ich habe es gern, wenn ein Mann zupackend ist. Da Ihr ihn für mich erschlagen habt, werde ich Euch alles gewähren, was Ihr begehrt.« Und Ettarde errötete, als sie so sprach.
    Nun blickte Gawain sie an und sah, daß sie schön war. Er gedachte haßerfüllt seines ungetreuen kleinen Fräuleins, und seine verletzte Eitelkeit schrie nach Eroberung. Er lächelte voll Selbstgewißheit. »Ich werde Euch beim Wort nehmen, meine Dame«, sagte er und sah mit Wohlgefallen, daß ihre Wangen sich vor Erregung röteten. Sie führte ihn in ihre Burg, richtete ihm ein Bad mit parfümiertem Wasser, und als er sich in ein loses Gewand aus purpurfarbenem Tuch gehüllt hatte, setzte sie ihm Speisen und Wein vor und nahm so dicht neben ihm Platz, daß ihre Schulter ihn berührte. »Nun sagt mir, was Ihr von mir möchtet«, sagte sie leise. »Ihr werdet feststellen, daß ich meine Schulden bezahle.«
    Gawain nahm ihre Hand. »Nun gut«, sagte er. »Ich liebe eine Dame, aber sie liebt mich nicht.«
    »Oh!« rief Ettarde in Verwirrung und Eifersucht. »Dann ist sie nicht gescheit. Ihr seid eines Königs Sohn und eines Königs Neffe, jung, schmuck, tapfer. Woran krankt der Gegenstand Eurer Liebe? Keine Dame auf der Welt ist zu gut für Euch. Sie muß nicht bei Verstand sein.« Sie blickte in Gawains lächelnde Augen.
    »Zur Belohnung«, sagte er, »möchte ich von Euch das Versprechen, daß Ihr alles tun werdet, was in Euren Kräften steht, um mir die Liebe meiner Dame zu verschaffen.«
    Ettarde bemühte sich, ihrem Gesicht die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. »Ich weiß nicht, was ich tun könnte«, sagte sie.
    »Versprecht Ihr es mir, bei Eurer Ehre?«
    »Nun … ja … ja, ich verspreche es, weil ich es so versprochen habe. Wer ist die Dame, und was kann ich tun?«
    Gawain schaute ihr lange in die Augen, ehe er antwortete: »Ihr seid die Dame. Ihr seid der Gegenstand meiner Liebe. Ihr wißt, was Ihr tun könnt. Ich nehme Euch bei Eurem Versprechen.«
    »Oh!« rief sie. »Wie Ihr einen anführt! Vor Euch ist keine Dame sicher. Ihr habt mich in eine Falle gelockt.«
    »Euer Versprechen!«
    »Ich werde wohl nicht anders können«, sagte Lady Ettarde. »Wenn ich Euch nicht gäbe, worum Ihr mich bittet, würde ich eidbrüchig werden, und meine Ehre ist mir mehr wert als mein Leben, Liebster.«
    Es war im Maienmonat, und die Felder prangten grün und golden, süß dufteten die Blumen, und das Gras unter der Nachmittagssonne war weich und warm. Gawain und Ettarde spazierten aus der düsteren Burg hinaus und gingen Hand in Hand über die Wiese zu den bunten Prachtzelten, die dort aufgeschlagen waren. Im Gras sitzend nahmen sie ihr Abendessen ein, und als die Nacht kam, sang ein Troubadour von jenseits des Meeres Lieder von Liebe und Frauendienst, und Ettardes Fräulein und Ritter lustwandelten lauschend in der Abendluft und entschlüpften dann zu anderen Zelten, die etwas abseits aufgeschlagen waren.
    Und als die Abendkühle sie frösteln machte, traten Gawain und Ettarde in ihr Haus aus Seide, und ließen die Stofftüre fallen. Auf einem weichen Lager mit Daunendecken oblagen sie der Liebe, ergaben sich süßem Schmachten und wiederum der Lust, und sie merkten nichts von der Zeit, die über sie hinging. Im goldenen Morgenlicht nahmen sie etwas zu sich, ergaben sich der Liebe, und sie speisten zu Mittag und frönten der Liebe und aßen zu Abend und kehrten wieder zur Liebe zurück und schliefen ein und erwachten zum Liebesgenuß – und so vergingen drei Tage, als wäre der Uhrzeiger nur eine Stunde vorgerückt.
    Voll Unruhe wartete Sir Pelleas in seinem Kloster, doch Gawain kam nicht, wie er versprochen hatte, nach einem Tag und einer Nacht zurück. »Irgend etwas hat ihn aufgehalten«, sprach Sir Pelleas zu sich, und er wartete schlaflos noch einmal einen Tag und eine Nacht. Dann ging er hohlwangig und aufgewühlt in seiner Zelle auf und ab und sagte laut: »Vielleicht ist er verwundet, vielleicht krank geworden. Doch wenn ich mich jetzt aufmache, könnte es sein, daß ich seinen listigen Plan verderbe. Aber angenommen, sie hat ihn zu ihrem Gefangenen gemacht?« In der dritten Nacht, vor dem Morgengrauen, hielt er es nicht länger aus. Er wappnete sich und ritt auf die Burg zu, die still, düster und unbewacht dastand, und er sah die Zelte auf der Wiese, deren gestreifte Seitenwände sich leicht im Frühwind bauschten. Leise band er sein Pferd fest, blickte hinein und sah darin drei

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