König Artus
…?«
»Von wem sonst. Von wem denn sonst?«
»Wenn dies wahr werden sollte, Madame, dann bete ich darum, daß ich es nicht erleben muß.«
»Wenn es wahr werden sollte, und Ihr, mein Herr Ritter, würdet einem Pfeilhagel entgegenstürmen, wäre es mit Euch vorbei. Kommt jetzt, wir wollen zurückreiten. Noch ein Monat, und Ihr seid für Eure Prüfung gerüstet, ein guter Ritter, einer der besten, doch vorher wollte ich Euch noch zeigen, was für eine Zukunft den besten Rittern auf der Welt bestimmt ist.« Sie sprach für Ewain unverständliche Worte zu den Männern mit den Langbogen und den fast einen Meter langen Pfeilen, und sie lachten und führten die Hand an die Stirn.
»Was haben sie gesagt?« fragte der junge Ritter, dem unbehaglich zumute war.
»Was sollen sie schon gesagt haben? Sie haben gesagt: ›Geht in Frieden.‹«
Der letzte Monat verging wie im Flug, so angefüllt war er. Noch nie war die Dame so kritisch, so sarkastisch gewesen, hatte sie ihn so erniedrigt. Eine Bewegung, die ihm früher ein kleines Lob eingetragen hatte, löste nun ein schrilles Schimpfen aus. Mit blitzenden Augen maß sie ihn, und aus ihrem schmallippigen Mund troff Gift, während sie ihr ganzes Wissen, alles, was sie beobachtet und erfunden hatte, in ihn hineinzupressen versuchte. Und dann wurde eines Abends – am Ende eines Tages, an dem er nichts zu hören bekommen hatte als demütigende Beschimpfungen, die ihn verzweifeln ließen – ihre Stimme leiser. Sie schwieg, trat zurück und sah den schmutzigen, schwitzenden, erschöpften, mit Schmähungen überhäuften Ewain an.
»So«, sagte sie dann, »das war alles, was ich Euch beibringen konnte. Wenn Ihr jetzt nicht ein fertiger Ritter seid, werdet Ihr es nie sein.«
Er brauchte ein bißchen, bis er begriff, daß seine Lehrzeit zu Ende war. »Bin ich jetzt ein guter Ritter?« fragte er schließlich.
»Ihr seid überhaupt kein Ritter, bis Ihr Eure Probe bestanden habt. Zumindest aber seid Ihr das Erdreich, aus dem vielleicht ein guter Ritter wachsen wird.« Und besorgt fragte sie: »War ich ein gestrenger Lehrmeister?«
»Ich kann mir keinen schlimmeren vorstellen, Madame.«
»Das hoffe ich«, sagte sie. »Das hoffe ich wirklich. Morgen werdet Ihr Euch säubern, und übermorgen brechen wir auf.«
»Wohin?«
»Auf Abenteuersuche. Ich habe ein Werkzeug geschmiedet. Jetzt wollen wir sehen, was es taugt.«
Am nächsten Tag in der Frühe fuhr er im Dunkeln aus dem Schlaf hoch, um dem gewohnten Rippenstoß zu entgehen. Dann fiel ihm ein, daß der Stoß ausbleiben werde. Er versuchte wieder einzuschlafen, um noch weiterzuschlummern, wonach er sich all die Zeit so sehr gesehnt hatte, doch er war nicht mehr müde. An diesem Tag wurde er gebadet, geschrubbt und saubergeschabt. Man schnitt ihm das Haar. Die Leute der Dame lachten, als sie sahen, wie unter den Schichten aus Schmutz, Fett und Asche die Farbe seiner Haut zum Vorschein kam. Und als er angekleidet war, in einer neuen Jacke und Hose aus Schafsfell, weich und geschmeidig wie Wildleder, ließ die Dame Lyne seine Geschenke holen.
»Hier ist ein magischer Harnisch«, sagte sie. »Die Zauberkraft wohnt in den Außenflächen. Es gibt keine Stelle daran, wo Klinge oder Lanzenspitze einen Ansatzpunkt finden könnten. Hebt ihn hoch. Ihr seht, er wiegt nicht viel. Und hier ist ein Topf mit reinem Hammelfett. Ihr müßt den Harnisch jeden Tag damit einreiben, um Rost fernzuhalten und damit Schwerthiebe wirkungslos abgleiten. Euer Schild ist, wie Ihr seht, glatt und gebördelt, und der Rand hat die gleiche Höhe wie die Fläche. Sollte er eine Delle bekommen, vergeßt nicht, sie auszuheulen. Hier ist Euer Helm – hübsch, nicht? Einfach, leicht und sehr fest. In dieses Loch hier könnt Ihr Federn stecken, aber nichts sonst. Jetzt Euer magisches Schwert. Nehmt es in die Hand.«
Sir Ewain nahm es. »Es wiegt nichts, Madame. Ist es nicht zu leicht?«
»Es kommt Euren Armen leicht vor, weil Ihr bisher mit einem bleibeschwerten Schwert hantiert habt. Nein, es ist schwer genug, aber der Zauber ist in der Ausgeglichenheit zu suchen. Der Schwerpunkt liegt nicht in der Spitze, weil der Griff mehr Gewicht hat, und die sonderbare Form soll das Auge über die Länge täuschen.«
»Es sieht zu kurz aus.«
»Vergleicht es mit einem anderen. Dann werdet Ihr sehen, daß es das längere der beiden ist. Und nun als letztes Eure Lanze. Sie ist ebenfalls magisch, von den guten Feen hier bei mir gemacht. Hütet sie gut.«
»Doch wenn sie
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