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König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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zusammengewürfelten Truppe wie die Wächter der Festung. Die freie Stadt hatte keine Soldaten, erzählte Row, nur eine lockere Miliz, bestehend aus Leuten, die der Bürgermeister für ein oder zwei Monate zum Dienst verpflichtete, wonach sie ins zivile Leben zurückkehren konnten.
    »Dir einen guten Tag.« Ich ergriff einen Mann an den Schultern, der in jeder anständigen Stadt Hauptmann des Tores gewesen wäre, und grinste so, als wären wir seit vielen Jahren die besten Freunde. »Jorg der Rote und seine reisenden Spieler. Wir gehören zum Zirkus. Ich jongliere. Möchtest du sehen?«
    »Nein«, sagte der Mann und versuchte, meine Hände abzuschütteln. Es war im Großen und Ganzen eine gute Antwort, da ich nicht jonglieren kann.
    »Weiter«, sagte er und wandte sich an den Kesselflicker hinter uns.
    Ich trat durch die Lücke zwischen zwei Wächtern – »Soll ich für euch jonglieren? Nein?« – und durchs Tor.
    »Zur Brücke geht es dort entlang«, sagte Makin und zeigte den Weg, wie er es auch bei der Abzweigung getan hatte. Als ob die Brücke nicht sechzig Meter hoch gewesen wäre und in der Morgensonne geglitzert hätte.
    »In der Tat«, erwiderte ich. »Aber wir gehören zum Zirkus.« Und ich führte die Brüder nach rechts, ohne auf das bunte Zeltdach über den Häusern zu zeigen. »Ich jongliere.«
    Wir mussten uns mit den Ellenbogen einen Weg bahnen, bevor wir klare Sicht auf das Zirkuszelt bekamen. Zu Hunderten waren die Bürger von Remagen auf den Beinen und füllten
die Straßen in der Nähe des Zirkus’. Sie kamen aus Tavernen und drängten sich an den kleineren Zelten und Buden, die die Hauptattraktion umgaben.
    »Es muss Sonntag sein«, sagte Sim und grinste wie ein Junge, was er nach den meisten Berichten auch war.
    Rike trat nach vorn, zum Hauptzelt. Wie bei Sim leuchtete Erwartung in seinem Gesicht, jene Art von Licht, die ihm der Anblick des Spielzeugclowns in der Spukburg geschenkt hatte. Ich war nicht der einzige, der sich daran erinnerte.
    »Taproot?«, fragte Makin und runzelte die Stirn.
    Ich nickte. »Darauf läuft es wohl hinaus.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Kent. Er hatte sich irgendwo drei Zuckerstangen besorgt und versuchte, sie alle gleichzeitig in den Mund zu bekommen.
    Wir erreichten das große Zelt und stellten fest, dass der Haupteingang geschlossen war, ebenso der kleinere Nebeneingang an der Seite. Ein Mann und ein Junge saßen vor der Tür im Staub, über ein hölzernes Spielbrett mit schwarzen und weißen Steinen gebeugt, die in verschiedenen Mulden lagen.
    »Die Vorstellung beginnt erst bei Sonnenuntergang«, sagte der Mann, als mein Schatten auf das Spielbrett fiel. Er sah nicht auf.
    »Du hast Mancala in drei, wenn du nicht von der Augenmulde spielst, sondern von der Endmulde«, sagte ich.
    Darauf hob er den kahlen Kopf, der auf einem ziemlich dicken Hals ruhte. »Beim heiligen Jesus! Es ist der kleine Jorg!«
    Er stand auf, packte mich unter den Armen, warf mich einen Meter hoch und fing mich dann wieder auf.
    »Ron«, sagte ich. »Früher warst du stark.«
    »Sei fair.« Er grinste. »Du bist doppelt so groß.«
    Ich zuckte die Schultern. »Die Panzerung wiegt auch noch einiges. Hat mir aber die Rippen bewahrt!« Ich winkte die anderen näher. »Erinnerst du dich an den Kleinen Rikey?«
    »Natürlich. Makin, wie schön, dich wiederzusehen. Grumlow.« Ron sah Gorgoth. »Und wer ist der große Bursche?«
    »Zeig’s ihm«, sagte Rike und gluckste wie ein Kind. »Zeig’s ihm.«
    »Später.« Ron lächelte. »Die Hanteln sind alle verstaut. Außerdem, mir scheint, euer Freund könnte mich aus dem Geschäft drängen.«
    Ron, beziehungsweise der erstaunliche Ronaldo, trat beim Zirkus als Kraftmensch und Muskelmann auf. Er hatte Rikes unsterblichen Respekt einfach nur dadurch gewonnen, weil er ein schweres Gewicht heben konnte. Es stimmt, dass die Natur Ron mit bemerkenswert vielen Muskeln ausgestattet hat, aber ich halte den Kleinen Rike trotzdem für den Stärkeren. Bei einer Tavernenschlägerei würde ich ohne zu zögern auf Rike setzen und nicht auf Ron. Aber wenn es um das Heben von Gewichten geht, so muss man richtig zugreifen und seine Kraft in einen Moment konzentrieren. Rike gab dort auf, wo Ron weitermachte.
    »Wo können wir den guten Doktor Taproot finden?«, fragte ich.
    Ronaldo führte uns durch die Seitentür und überließ es dem Jungen – einem Liliputaner, alt genug, um zu ergrauen –, auf unsere Pferde zu achten. Ich nahm die Armbrust des Nubiers. Dem

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