König der Dunkelheit: Roman (German Edition)
Blick von ihm abzuwenden.
»Oh … die anderen.« Er schenkte mir ein knappes Lächeln. »Dort gibt es Unterstützung für Orrin von Pfeil. Er ist vorhergesagt, der Fürst von Pfeil. Es mangelte nicht an Prophezeiungen. Zu viele, als dass der Kluge sie ignorieren könnte. Die Stille Schwester ist natürlich …«
»Still?«, fragte ich.
»Allerdings. Aber andere sind interessiert. Sageous, die Blaue Lady, Luntar von Thar, selbst Skilfar.« Er musterte mich, als er die einzelnen Namen nannte, und erkannte sofort, ob sie mir vertraut waren oder nicht. Mein Gesicht verrät nie sehr viel, aber jemand wie Taproot kann auch im Wenigen viel lesen.
»Skilfar?« Er wusste bereits, dass ich diesen Namen zum ersten Mal hörte.
»Eishexe«, sagte Taproot. »Spielt alle gegeneinander aus. Viele Augen sind auf den Fürsten von Pfeil gerichtet, Jorg. Sein Stern ist noch nicht aufgegangen, aber sei gewiss, dass er aufsteigen wird. Wer weiß, wie hoch er steht und wie hell er strahlt, wenn die Kongression beginnt?«
Wenn es jemand wusste, so der Zirkusmeister vor mir. In Gedanken drehte ich Taproots Worte hin und her. Von der nächsten Kongression trennten uns noch zwei Jahre, und vier
weitere waren es bis zur übernächsten. Als Herr von Renar hatte ich dort einen festen Platz mit einer Stimme, und die Goldene Garde würde mir sicheres Geleit nach Vyene gewähren. Aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Hundert einen Kaiser wählen würden, der über sie herrschen sollte. Nicht einmal Orrin von Pfeil. Wenn ich mich auf den Weg machte, wenn ich mich von der Goldenen Garde fünfhundert Meilen weit bringen ließ, damit ich abstimmte, so würde ich für mich selbst stimmen.
»Das mit Kaschta tut mir leid«, sagte Taproot. Er füllte sein Glas und hob es.
»Wen meinst du?«
Taproot sah auf die Armbrust an meiner Seite. »Den Nubier.«
»Oh.« Taproot wusste Bescheid. Kaschta. Ich ließ mir von ihm noch einmal das Glas füllen, und wir tranken auf den Nubier.
»Ein weiterer guter Mann«, sagte Taproot. »Er gefiel mir.«
»Dir gefallen alle, Taproot«, sagte ich und leckte mir die Lippen. »Aber er war tatsächlich ein guter Mann. Ich bringe die Monstren nach Heimrift. Erzähl mir von dem dortigen Magus.«
»Ferrakind«, sagte Taproot. »Ein gefährlicher Mann, schau an! Ich hatte Pyromanten, die bei ihm geübt haben. Keine Magier, nicht viel mehr als Feuerspucker. Kram, den man auch hiermit und mit einer Kerze machen könnte.« Er hob einmal mehr sein Glas. »Viel Rauch und wenig Flammen. Ich glaube, die guten Leute lässt er nicht gehen. Meine Pyromanten hatten eine Riesenangst vor ihm. Man konnte jeden Streit beenden, indem man einfach nur seinen Namen nannte. Bei ihm steckt mehr dahinter als nur Rauch, so viel steht fest. Er ist flammenverflucht.«
»Flammenverflucht?«
»Das Feuer steckt in ihm. Irgendwann wird es ihn verbrennen. Früher war er ein Spieler. Du weißt, was ich meine: ein Spieler von Menschen und Thronen. Aber das Feuer nahm zu viel von ihm, und heute interessieren wir ihn nicht mehr.«
»Ich brauche seine Hilfe«, sagte ich.
»Und dies ist dein Angebot?« Taproot klopfte auf sein Handgelenk. Mir war nicht aufgefallen, dass er meine Armbanduhr gesehen hatte, aber er schien alles darüber zu wissen.
»Vielleicht. Was könnte ihn sonst interessieren?«, fragte ich.
Taproot schürzte die Lippen. »Er mag Rubine. Aber ich glaube, dein Feuerkind wäre ihm lieber. Vielleicht möchte er den Jungen behalten, Jorg.«
»Vielleicht möchte ich ihn selbst behalten«, erwiderte ich.
»Kriegst du im hohen Alter ein weiches Herz, Jorg?«, fragte Taproot. »Schau an! Ich kannte einen Zwölfjährigen, hart wie Stahl und mit einem Verstand so scharf wie das schärfste Messer. Vielleicht solltest du die Ungeheuer bei mir lassen. Im Zelt der Monstrositäten kann man noch immer gutes Geld verdienen.«
Ich stand auf und hob die Armbrust des Nubiers. »Kaschta, wie?«
»Allerdings«, sagte Taproot.
»Ich sollte mich jetzt besser auf den Weg machen, Doktor«, sagte ich. »Es gilt, eine Brücke zu überqueren.«
»Bleib«, sagte er. »Möchtest du Jonglieren lernen?«
»Ich werde noch einmal vorbeikommen, um der alten Zeiten willen«, sagte ich.
Taproot hob die Hände. »Ein König weiß, was er will.«
Und ich ging.
»Gute Jagd.« Er sprach es zu meinem Rücken.
Ich fragte mich, ob er mir genug genommen hatte, um es mit Gewinn zu verkaufen. Ich fragte mich, wie viel manche Menschen zwischen ihren Ohren
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