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König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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Ehrfurcht zu erfüllen. Schatten huschten über ihn.
    Gog erreichte uns. Die Hitze war aus ihm verschwunden und hatte neue Muster hinterlassen, orangefarbene Flammen auf Rücken, Brust und Armen.
    »Kannst du ihn verändern? Bist du in der Lage, das Feuer aus ihm zu nehmen, oder genug davon, dass er mit dem Rest leben kann?«, fragte ich. Das Atmen schmerzte noch immer, und der Dampf des Schmelzwassers behinderte meine Sicht. Irgendwo über und hinter uns schmolz die Hitze von Gog und Ferrakind uraltes Eis in Halradras Kern.
    Ferrakinds Feuer zischte und brutzelte, strömte über den Höhlenboden. Mir wurde klar, dass er lachte.
    »Die Erbauer haben versucht, die Barriere zwischen Gedanken und Materie zu durchbrechen«, sagte er. »Sie machten es einfacher, die Welt mit einem Wunsch zu verändern. Sie ließen die Wände zwischen Leben und Tod dünner werden, zwischen Feuer und Nichtfeuer, schnippelten am Unterschied zwischen Dies und Das und sogar zwischen Hier und Dort.«
    Vielleicht, dachte ich, hatte Ferrakinds Verstand zu den ersten Dingen gehört, die seinem persönlichen Inferno zum Opfer gefallen waren. »Kannst du dem Jungen helfen?«, fragte ich.
    »Es steht in ihm geschrieben. Seine Gedanken berühren Feuer. Feuer berührt seinen Geist. Er ist feuerverflucht. Wir können nicht ändern, wie wir geschrieben sind.« Ferrakind trat auf uns zu. Flammen breiteten sich um ihn aus, wie Flügel bereit zum Flug. »Gib mir den Jungen, und du kannst gehen.«
    »Ich habe eine zu weite Reise hinter mir, um mich mit einem Nein abzufinden«, sagte ich.
    Feuer ist nicht geduldig. Feuer verhandelt nicht. Das hätte mir klar sein sollen.
    Ferrakind streckte uns die Hände entgegen, und Flammen fauchten aus seinen Fingern. Ich hatte mich bis dahin für
schnell gehalten, aber Gog war noch schneller, als ich denken konnte, und fing das Feuer mit den Armen. Die Farbe seiner Haut änderte sich, aus Orangerot wurde Weiß, aber es gelang ihm, die Glut von Gorgoth und mir fernzuhalten.
    »Hinter uns!«, rief ich. »Schick das Feuer zurück.«
    Und Gog gehorchte. Der Tunnel hinter uns füllte sich mit Ferrakinds weißem Feuer, als Gog es mit einer Hand packte und mit der anderen warf. Ich sah den Feuermagier nicht mehr, nur das von ihm ausgehende weiße Lodern, und der Tunnel verwandelte sich in einen weißen Orkan. Schmelzofenhitze umgab uns auf allen Seiten, und nur ein kleiner Junge verhinderte, dass wir zu Asche zerfielen.
    Eine Ewigkeit lang sahen wir nichts als sengende Hitze und hörten allein das Donnern der Flammen. Und während ich dachte, dass ich es nicht einen Moment länger aushalten konnte, wurde es noch schlimmer. Gog glühte, erst im hellen Orange von Eisen bereit für den Hammer, dann in einem reinen Weiß, wie Sternenglanz. Immer deutlicher zeichneten sich die Schatten seiner Knochen ab. Das Feuer schien durch ihn zu brennen, Muskeln, Haut und Fett Substanz zu nehmen, ihn spröde und aschfahl zurückzulassen.
    Und dann verschwanden Feuer und Flammen, und zum Vorschein kam Ferrakind, weißglühend und geschmolzen, und der am Boden hockende Gog, reglos und bleich wie silbrige Asche.
    Eine wahre Flut aus Schmelzwasser erreichte uns, hüfthoch, weiß und donnernd. Sie strömte durch einen Tunnel, der zuvor nicht einen Tropfen enthalten hatte, als wir durch ihn vor dem Feuer geflohen waren. Das Wasser teilte sich vor Gog und dann wieder vor Ferrakind, als sei es nicht imstande, die Essenz des Feuers zu berühren. Gorgoth und ich blieben dicht bei Gog, und das Wasser erreichte uns kaum.
    Ferrakind lachte erneut, und neue Flammen wuchsen aus ihm. »Hast du geglaubt, mein Feuer löschen zu können, Jorg von Ankrath?«
    Ich zuckte die Schultern. »Das ist die traditionelle Methode. Feuer mit Feuer zu bekämpfen, scheint hier nicht zu funktionieren.« Die Flut um uns herum ließ bereits nach.
    »Ein ganzer Ozean wäre nötig!«, sagte Ferrakind. Er sammelte Feuer mit den Händen und ließ es auflodern. »Das Kind ist erledigt. Zeit zu sterben, Jorg von Ankrath.«
    Wenn es wirklich Zeit war – gut. Ich hatte eine schwache Hoffnung, aber sie war nie größer gewesen. Wenigstens würde es kein langsames Feuer sein. Ich zog mein Schwert. Ich hatte mir immer vorgestellt, eine Klinge in der Hand zu halten, wenn der Moment kam.
    Ich hörte ein Donnern, aber nicht das von Flammen, tiefer und weiter entfernt.
    Ein ganzer Ozean wäre nötig.
    »Wie wäre es mit einem See?«, fragte ich und blickte an meinem Schwert entlang zum

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