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König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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brennenden Magier.
    »Ein See?« Ferrakind zögerte.
    Da kam das Wasser, eine schwarze Wand, die dem Rinnsal zu unseren Füßen folgte. Ich packte Gog, sprang mit ihm in die Kathedralenhöhle und rollte zur Seite, neben die Tunnelöffnung. Er zerbrach, als bestünde er aus Glas. Er zerbrach wie ein Spielzeug in tausend scharfe, glänzende Stücke. Ich fühlte die plötzliche Hitze. Nadeln aus Feuer stachen mir in die Wange, mit der ich ihn berührt hatte, in Kiefer und Schläfe. Ich lag inmitten der funkelnden Splitter, in Gogs Resten, gelähmt von einer ganzen Welt aus Schmerz. Auf dem steinigen Höhlenboden lag ich, während eine Flut von biblischen Ausmaßen aus dem Tunnel direkt neben mir toste.
    In Halradras Krater haben tausendmal tausend Tonnen Eis hundert Jahre geruht. Doch davor, in ferner Vergangenheit, ist Wasser geflossen. Wie sonst konnten die Tunnel so glatt sein, mit Kieselsteinen und altem Schlamm am Boden, so voller Löcher wie ein Flussbett? Mit der Langsamkeit von Gletschern ist Eis dort gekrochen, wo unterirdische Ströme verborgene Kathedralen und lange Tunnel geschaffen haben. Und Halradra hat geschlafen, still unter Eis.
    Ich konnte nicht erwarten, dass Feuer genug Eis schmolz, um einen Feuermagier zu ertränken, und noch weniger durfte ich damit rechnen, dass die Flammen des Magiers dieses Werk vollbrachten und er geduldig darauf wartete, von der selbstgeschaffenen Flut erfasst zu werden. Aber ich hatte die Hoffnung, die schwache Hoffnung, dass sein Feuer und Gogs einen Weg durchs Eis schmolzen, dorthin, wohin die Tunnel führten und wo Hitze aufstieg. Ich hatte gehofft, für sie einen Weg nach oben zu schaffen.
    In Frühling und Sommer zeigt Halradras Krater ein erstaunliches Blau. Das Blau von einem Meter Schmelzwasser auf vielen Klafter Eis. Ein zwanzig Acker großer See, nur einen Meter tief, auf all dem Eis.
    Wenn ein Loch, groß genug, um einen Karren zu verschlingen, durch das Eis geschmolzen wird, kann man feststellen, dass ein Meter Wasser mal zwanzig Acker ziemlich viel ist.
    Die eisigen Fluten waren schneller als das schnellste Pferd, erfassten Ferrakind und rissen ihn mit sich.
    Als der Magier fort war und die Funken von Gogs Splittern erloschen, kehrte die Dunkelheit zurück. Ich fühlte nur Schmerz und hörte nur das Donnern des Wassers. Die Erkenntnis, dass ich nicht verbrennen, sondern ertrinken würde, interessierte mich nicht. Ich wollte nur, dass es schnell ging.
    Irgendwie fanden mich Hände in Dunkelheit und Flut. Trollgestank vermischte sich mit dem Geruch meiner verbrannten Haut, und ich zappelte in den Händen, die mich hielten. Ich verfluchte sie und dachte nur daran, dass die Agonie auf diese Weise noch länger dauern würde. Für einen Moment fragte ich mich, ob die Trolle noch immer überlegten, wie ich schmeckte. Vielleicht mochten sie ihr Essen teilweise gar. Ich biss einen von ihnen und kann sagen, dass Trolle noch schlechter schmecken als riechen. An mehr erinnere ich mich nicht. Ich glaube, ich stieß mit dem Kopf gegen die Wand, als sie versuchten, der Flut zu entkommen.

Aus dem Tagebuch von Katherine Ap Scorron
    16. Dezember, Jahr 98 Interregnum
    Ankrath. Die Hohe Burg. Mein Schlafzimmer. Maery Coddin sitzt auf dem Stuhl in der Ecke und näht. Regen prasselt gegen die Fensterläden.
     
    »Ihr verjagt den Winter, gnädige Frau. Wir baden in der Wärme Eures Lächelns.«
    Das sagte der Fürst von Pfeil, als ich die Treppe herunterkam und den Ostsaal betrat. »Gnädige Frau«, nicht »Prinzessin«, denn so ist es im Land namens Pfeil üblich. Gnädige Frau. Klingt vielleicht ein bisschen pompös, aber es entlockte mir ein Lächeln. Vorher war ich sehr ernst gewesen, hatte an Sageous und die Schrift in seinem Gesicht gedacht. Und obwohl Orrins Zeilen vermutlich von einem toten Dichter stammen, fühlte es sich doch an, als ob Orrin sie ernst meinte und für mich gesprochen hätte.
    »Ihr seht gut aus, Katherine.«
    Das kam von Egan, und sein Bruder verbeugte sich. Nacht und Tag, die beiden. Oder vielleicht Morgen und Zwielicht. Orrin ist blond wie ein Jarl und attraktiv wie die Prinzen und Fürsten in den Büchern, die kleine Prinzessinnen entzücken, bevor sie feststellen, dass es nicht Küsse sind, die Frösche in Prinzen verwandeln, sondern der Besitz einer Burg oder eines Schlosses und einiger Morgen Land. Egan mit seinem kurzen, pechschwarzen Haar, mit der Haut, die sich noch etwas Sonnenbräune bewahrt hat, und einem Gesicht, das brutal wäre und zu einem

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