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König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

König der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: König der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Lawrence
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die aschgrauen Bereiche wurden heller. Die Hitze erreichte mich, und ich wich einen Schritt zurück, dann noch einen. Die Schatten waren aus der Höhle geflohen, aber mir blieb keine Zeit festzustellen, was sie enthüllten. Gogs Hitze kam in Schüben, wie die eines Schmieds, wenn er den Blasebalg betätigte und das Feuer heißer brennen ließ. Gorgoth und ich zogen uns in den Tunnel zurück, der hinter der Kathedralenhöhle nach oben führte. Dort standen wir, mit der Hitze von Gogs Feuer im Gesicht und kalter Luft im Nacken.
    Die Flammen kamen ohne ein Geräusch, und plötzlich füllte orangefarbenes Lodern die ganze Höhle. Wir wankten zurück und verloren die Kaverne aus den Augen, doch die Hitze folgte uns. Ich atmete stoßweise, als hätten die Flammen den Bestandteil der Luft verbrannt, der mir Kraft gab.
    »Wie soll dies helfen?«, fragte Gorgoth.
    »Es gibt nur ein Feuer.« Ich schnappte nach der heißen, nutzlosen Luft. Schwarze Flecken tanzten vor meinen Augen. »Und Ferrakind benutzt es als ein Fenster, durch das er die ganze Welt sieht.«
    Gorgoth hielt mich an der Schulter fest, damit ich nicht fiel. Es schien ihm überhaupt keine Mühe zu bereiten, und etwas Ärger regte sich in mir, noch während ich zu einem dunkleren Ort rutschte, wo mir Gorgoths Hand keinen Halt gewähren
konnte. Ich hörte nur mein eigenes Keuchen, und das Kratzen, mit denen meine Stiefel über den Boden strichen, als Gorgoth mich durch den Tunnel zog, weiter nach oben. Der größte Teil von mir schien heiß genug zu sein, um von einem Augenblick zum anderen zu brennen, aber meine Füße waren seltsamerweise eiskalt.
    Das Feuer war lautlos gekommen, verschwand aber nicht still, sondern mit einem »Wumpf«. Es hörte auf, bevor mir ganz die Sinne schwanden. Jähe Kälte kam wie ein Schock, und mit einem heiseren Fluch war ich wieder wach.
    »Was zum Teufel … ?« Ich lag in einem kleinen Bach aus eisigem Wasser. Zuvor war der Tunnel trocken gewesen, aber jetzt strömte Wasser durch ihn und ließ Kielsteine klacken. Ich rollte mich im kalten Nass von einer Seite zur anderen, stand dann auf und stützte mich an der Wand ab. Wir kehrten zurück, wobei ich mich von Gorgoth durch die Finsternis führen ließ. Er hatte ein Leben in der Dunkelheit unter dem Honasberg verbracht, und mit seinen Katzenaugen sah er selbst dort, wo für mich alles finster blieb. Der kleine Bach folgte uns in die Kathedralenhöhle, wo das kalte Wasser auf dem heißen Stein zischte und dampfte.
    Der noch immer glühende Gog wartete dort, wo wir ihn zurückgelassen hatten, und Ferrakind stand in der Öffnung des Tunnels zur Eingangshöhle.
    Ich hatte mir einen Mann mit Feuer vorgestellt, aber Ferrakind war mehr wie Feuer, in dem auch etwas von einem Mann steckte. In menschlicher Gestalt stand er da, aber es war eine Gestalt, die nicht aus Fleisch zu bestehen schien, sondern aus geschmolzenem Eisen, wie es in Barrow und Gwangjang aus Bottichen fließt. Jeder Teil von ihm brannte, und ein Flackern wie von Flammen umgab ihn. Als seine Augen, wie glühende
weiße Sterne, in meine Richtung sahen, spürte ich die Hitze seines Blicks.
    »Zu mir, Gog!« Es tat weh, zu rufen, doch der Dampf vom Schmelzwasser zu meinen Füßen half ein wenig.
    »Das Kind gehört mir.« Ferrakind sprach mit dem Knistern seiner Flammen.
    Gog trippelte auf uns zu. Ferrakind machte einen Schritt nach vorn.
    »Und warum willst du ihn?« Ich konnte nicht näher heran, ohne dass meine Haut verkohlt wäre.
    »Das große Feuer verschlingt das kleine«, sagte Ferrakind. »Wir werden uns vereinen, und dadurch wird sich unsere Kraft vervielfachen.«
    Ich gewann den Eindruck, dass er mit Erinnerungen an Worte sprach, mit dem Teil des Mannes, der noch nicht ganz verbrannt war.
    »Wir sind gekommen, um ihn davor zu bewahren«, sagte ich. »Kannst du ihm das Feuer nehmen und den Jungen zurücklassen?«
    Die heißen Augen fanden mich erneut und starrten, als sähen sie mich jetzt zum ersten Mal. »Ich kenne dich.«
    Das verschlug mir die Sprache. Meine Lippen waren zu trocken für die dumme Bemerkung, die ich unter anderen Umständen vielleicht von mir gegeben hätte.
    »Du hast ein Feuer von alter Art entfacht, wie es seit tausend Jahren nicht gebrannt hat«, sagte Ferrakind.
    »Ah, ja«, erwiderte ich. »Das meinst du.«
    »Du hast die Sonne auf die Erde gebracht.« In Ferrakinds Stimme knisterte und knackte es nicht mehr so laut wie zuvor  – die Erinnerung an die Erbauer-Waffe schien ihn mit

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