Koenig der Murgos
seit Ihr den Thron bestiegen habt. Der Verlust von ein paar Schiffen und einigen tausend Mann ist ein geringer Preis für einen wirklichen König auf dem Thron von Cthol Murgos.«
»Habt Dank für Eure Offenheit, Oskatat«, sagte Urgit ernst.
»Es könnte jedoch durchaus sein, daß sich die Dinge nicht so katastrophal entwickeln, Wie Ihr glaubt.«
»Vielleicht. Doch Taur Urgas hätte es nicht so gemacht.«
»Es könnte auch durchaus sein, daß wir uns eines Tages eben deshalb freuen, weil Taur Urgas nicht mehr unter uns weilt, Oskatat.« Ein leicht ironisches Lächeln huschte über des Königs Lippen. »Tatsächlich empfinde ich bereits jetzt ein biß-
chen Freude darüber. Ich verliere diesen Krieg, alter Freund, und ein Mann, der verliert, kann es sich nicht leisten, konser-vativ zu sein. Ich muß einige Risiken eingehen, um zu verhindern, daß Kai Zakath durch die Straßen von Rak Urgas paradiert – mit meinem Kopf auf einer Stange.«
»Wie Eure Majestät befiehlt.« Der Seneschall verbeugte sich.
»Ich werde auch einige Anweisungen zu erteilen haben. Gestattet Ihr, daß ich mich zurückziehe?«
»Natürlich.«
Oskatat drehte sich um und ging zur Tür. Doch ehe er sie erreichte, schwang sie auf, und Silk trat ein. Der Seneschall blieb wie angewurzelt stehen und starrte den Drasnier durchdringend an. Unwillkürlich langte Silk nach seiner Kapuze, doch dann ließ er die Hand verlegen fallen.
Garion stöhnte innerlich. Unauffällig stellte er sich hinter Oskatat, und sah, daß Durnik und der hünenhafte Toth auf ihn zukamen, und zu beiden Seiten von ihm Position bezogen, um sofort eingreifen und verhindern zu können, daß Alarm geschlagen wurde.
»Ihr!« sagte Oskatat heftig zu Silk. »Was macht Ihr hier?«
Resigniert antwortete Silk: »Ich bin nur auf der Durchreise, Oskatat. Ich hoffe, es ist Euch gut ergangen?«
Urgit blickte auf. »Was soll das?«
»Der Seneschall und ich sind alte Freunde, Eure Majestät«, antwortete Silk. »Wir lernten uns vor einigen Jahren in Rak Goska kennen.«
»Ist sich Eure Majestät der wahren Identität dieses Mannes bewußt?« fragte Oskatat.
Urgit zuckte die Schultern. »Er ist einer von Sadis Dienern.
Zumindest wurde mir das gesagt.«
»Wohl kaum ein Diener, Urgit. Er ist Fürst Kheldar von Drasnien, der berüchtigste Spion der Welt!«
»Der Seneschall ist vielleicht etwas überschwenglich in seinem Lob«, warf Silk bescheiden ein.
»Wollt Ihr etwa leugnen, daß Ihr die Soldaten gemordet habt, die Taur Urgas schickte, um Euch zu verhaften, nachdem Euer Komplott in Rak Goska aufgedeckt war?« sagte Oskatat anklagend.
»Ich würde wohl nicht gerade das Wort ›gemordet‹ benutzen, mein Lord. Oh, ich gebe zu, es gab einige Unannehmlichkeiten, aber das wäre eine etwas plumpe Schlußfolgerung.«
»Eure Majestät«, sagte der grimmige alte Murgo, »dieser Mann war für den Tod Dorak Urgas, Eures ältesten Bruders verantwortlich. Es gibt einen langjährigen Befehl für seine Er-greifung mit sofortiger Hinrichtung. Ich werde sogleich nach dem Henker senden.«
15
Urgits Miene war nun eisig, er kniff die Augen zusammen und kaute nervös an einem Fingernagel. »Also gut, Sadi«, sagte er,
»was geht hier vor?«
»Eure Majestät – ich…« Der Eunuch spreizte die Hände.
»Spiel jetzt nicht den Unschuldigen!« schnaubte Urgit.
»Wußtest du von diesem Mann?« Er deutete auf Silk.
»Ja, aber…«
»Und du dachtest gar nicht daran, mich darauf aufmerksam zu machen! Was treibst du für ein Spiel mit mir, Sadi?«
Der Eunuch zögerte, und Garion sah, wie ihm Schweiß auf der Stirn ausbrach. Durnik und Toth bewegten sich scheinbar gleichmütig, als wollten sie nur nicht in diese Auseinanderset-zung verwickelt werden. Sie gingen an Oskatat vorbei und lehnten sich müßig an die Wand zu beiden Seiten der Tür.
»Nun, Sadi?« drängte Urgit. »Ich habe von diesem Fürsten Kheldar gehört. Er ist nicht nur ein Spion, er ist auch ein Meuchler.« Plötzlich weiteten sich seine Augen. »Das ist es also!« keuchte er und starrte Silk an. »Belgarion hat Euch hierhergeschickt, um mich zu töten, nicht wahr? Euch und diese anderen Alorner!«
»Mach dich nicht lächerlich, Urgit«, sagte Lady Tamazin, ohne sich aus ihrem Sessel zu erheben. »Du warst stundenlang allein mit diesen Leuten. Wenn sie gekommen wären, dich zu töten, wärest du längst nicht mehr am Leben!«
Urgit dachte darüber nach. »Nun gut, redet – Ihr, Fürst Kheldar. Ich möchte genau wissen, was Ihr
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