Koenig der Murgos
wagen!« keuchte er.
»Euer Leben hängt allein vom Willen Seiner Majestät ab, Kradak. Ein Wort von ihm, und Euer Schädel rollt in den Staub.«
»Ich bin General der Streitkräfte von Cthol Murgos!« Kradak verkrampfte die Hand um die Goldkette, die von seinem Hals hing, als könne sie ihm neue Selbstsicherheit verleihen. »Dazu wurde ich von Taur Urgas höchstpersönlich ernannt. Ihr habt keine Gewalt über mich, Oskatat!«
Urgit richtete sich in seinem Sessel auf. »Oh, wirklich?« sagte er mit bedrohlich leiser Stimme. »Vielleicht ist es an der Zeit, daß wir so einiges klarstellen.« Er hob die Krone vom Kopf und hielt sie hoch. »Wißt Ihr, was das ist, Kradak?«
Der General funkelte ihn mit steinernem Gesicht an.
»Antwortet!«
»Es ist die Krone von Cthol Murgos«, antwortete Kradak mißmutig.
»Und der Mann, der sie trägt, hat die absolute Befehlsgewalt, richtig?«
»Taur Urgas hatte sie.«
»Taur Urgas ist tot. Jetzt sitze ich auf dem Thron, und Ihr werdet mir ebenso gehorchen wie zuvor ihm. Habt Ihr verstanden?«
»Ihr seid nicht Taur Urgas!«
»Das ist offensichtlich, General Kradak«, entgegnete Urgit kalt. »Ich bin jedoch Euer König, und ebenso bin ich ein Urga.
Wenn ich gereizt werde, spüre ich, wie mich der Wahnsinn der Urgas beschleicht – und im Augenblick nähert er sich mit Riesenschritten. Wenn Ihr nicht genau das tut, was ich Euch befehle, werdet Ihr noch vor Sonnenuntergang um einen Kopf kürzer sein. Und jetzt erteilt den Befehl, die Truppen auf die Schiffe im Hafen zu laden!«
»Und wenn ich mich weigere?«
Urgits Miene verriet sein Zögern. Unwillkürlich blickte er Garion hilfesuchend an.
»Tötet ihn«, sagte Garion in dem gleichmütigen Ton, der ihm sofortige Aufmerksamkeit einbrachte, wie er längst erkannt hatte.
Urgit straffte die Schultern und zog fest an der Glocken-kordel. Der große Gong auf dem Korridor dröhnte. Sofort traten zwei stämmige Gardisten ein. »Jawohl, Eure Majestät?«
sagte einer.
»Nun, Kradak?« fragte Urgit. »Wofür entscheidet Ihr Euch?
Die Schiffe oder den Richtblock? Redet, Mann! Meine Zeit ist kostbar!«
Kradaks Gesicht wurde fahl. »Die Schiffe, Eure Majestät«, sagte er mit zittriger Stimme.
»Sehr gut. Ich freue mich, daß wir unsere kleine Mei-nungsverschiedenheit auf gütliche Weise bereinigen können.«
Urgit wandte sich an die Gardisten. »General Kradak begibt sich von hier direkt zur Kaserne der Dritten Kohorte. Ihr werdet ihn begleiten. Er wird die Soldaten anweisen, sich an Bord der im Hafen liegenden Schiffe zu begeben und als Verstärkung zur Garnison in Rak Cthaka zu segeln.« Er bedachte Kradak mit einem verkniffenen Blick. »Sollte er ihnen irgendwelche anderen Befehle erteilen, werdet ihr ihm sofort den Kopf abhacken, und ihn mir bringen – in einem Eimer!«
»Wie Eure Majestät befehlen«, antworteten die Murgos ein-stimmig, und jeder schlug die rechte Faust auf sein Kettenhemd.
Kradak drehte sich zitternd um. Zwischen den beiden grimmigen Gardisten verließ er den Saal.
Urgit behielt seine gebieterische Miene bei, bis sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, dann warf er beide Arme in die Luft, trommelte mit den Füßen auf den Boden und jauchzte vor Begeisterung. »Ihr Götter!« rief er strahlend. »Wie habe ich das genossen! Mein Leben lang wollte ich so was schon tun!«
Lady Tamazin erhob sich mit ernstem Gesicht, sie humpelte zu ihrem Sohn und umarmte ihn.
»Zuneigung, Mutter?« fragte er leichthin mit breitem Grinsen. »Wie entsetzlich unmurgosisch!« Dann lachte er laut und schloß sie stürmisch in die Arme.
»Möglicherweise besteht doch noch Hoffnung«, sagte sie ruhig zu Oskatat.
Ein Lächeln huschte über die Züge des kräftigen Murgos.
»Ja, es sieht ein wenig hoffnungsvoller aus, meine Lady«, be-stätigte er.
»Danke für Eure Unterstützung, Oskatat«, wandte Urgit sich an seinen Freund. »Ohne Eure Hilfe hätte ich es vielleicht nicht durchgestanden.« Er machte eine Pause. »Ich muß jedoch gestehen, daß ich mich wundere, ich dachte, Ihr würdet meinen Vorschlag nicht billigen.«
»Tue ich auch nicht. Ich halte das Ganze für absurd und von vornherein zum Scheitern verurteilt.«
Urgit blinzelte.
»Es ging jedoch noch um etwas anderes – etwas viel Wesentlicheres.« Ein ungewöhnlicher Stolz spiegelte sich auf den Zü-
gen des großen Mannes. »Ist Euch bewußt, daß Ihr Euch zum ersten Mal bei einem Eurer Generale durchgesetzt habt? Sie sind auf Euch herumgetrampelt,
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