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Koenig der Murgos

Koenig der Murgos

Titel: Koenig der Murgos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Er drehte sein Pferd nordostwärts, zügelte es jedoch plötzlich scharf, als zwei Gestalten aus den Bäumen traten.
    Eine war in einem Kapuzenumhang vermummt, die andere war ein großer, wachsamer Mann.
    »Ich grüße Euch, ehrwürdiger Belgarath«, sagte die Vermummte mit klarer Frauenstimme. Sie hob das Gesicht, und Garion sah, daß ihre Augen von einem dunklen Stoffstreifen bedeckt waren. »Ich bin Onatel«, fuhr sie fort, »und hier, um Euch einen sicheren Weg zu weisen.«
    »Wir sind Euch für Eure Hilfe dankbar, Onatel.«
    »Euer Weg liegt südwärts, Belgarath. Ein kleines Stück im Wald werdet Ihr einen alten, überwucherten Pfad finden. Er führt euch zu einem Versteck.«
    »Wie praktisch«, murmelte Sammet. »Vielleicht ein bißchen zu praktisch.«
    »Sie würde nicht lügen, Liselle«, versicherte ihr Polgara.
    »Aber sie ist auch nicht verpflichtet, die ganze Wahrheit zu sagen, oder?«
    »Du bist ein sehr mißtrauisches Geschöpf«, brummte Silk.
    »Ich würde es eher vorsichtig nennen. Wenn ein völlig Fremder so erpicht darauf ist, einem zu helfen, ohne daß er darum gebeten wurde, macht es mich ein wenig nervös.«
    »Suchen wir mal nach ihrem Weg«, bestimmte Belgarath.
    »Wenn wir uns später entscheiden sollten, die Richtung zu ändern, können wir es an einer unauffälligeren Stelle tun.«
    Sie ritten in den Schatten unter den weit ausladenden Nadelbäumen. Der Boden war feucht und dick mit abgefallenen Nadeln bedeckt. In langen, schrägen Strahlen fiel die Sonne golden ein, und die Schatten hatten die schwach bläuliche Tö-
    nung des Morgens. Der weiche Lehm schluckte den Hufschlag, und so ritten sie fast lautlos dahin.
    Sie fanden den Pfad, zu dem die Seherin sie gewiesen hatte, etwa eine Meile waldeinwärts. Er war tief in den Waldboden eingetreten, als wäre er früher einmal viel benutzt worden, doch jetzt war er dicht mit Unkraut überwuchert, und es sah nicht so aus, als würde er noch begangen.
    Als die Sonne höher stieg, schwand die blaue Tönung der Schatten unter den Bäumen, und Schwärme winziger Insekten wirbelten in den Sonnenstrahlen. Abrupt zügelte Belgarath sein Pferd. »Horcht!« zischte er.
    Weit hinter ihnen erklang japsendes Bellen.
    »Hunde?« fragte Sadi. Er blickte nervös über die Schulter.
    »Haben sie Bluthunde mitgebracht, um uns aufzuspüren?«
    »Das sind keine Hunde«, entgegnete Belgarath. »Das sind Wölfe.«
    »Wölfe?« rief Sadi. »Wir müssen fliehen!«
    »Keine Angst, Sadi«, beruhigte ihn der alte Mann. »Wölfe jagen keine Menschen.«
    »Darauf würde ich mich lieber nicht verlassen«, antwortete der Eunuch. »Ich habe einige grauenvolle Geschichten ge-hört…«
    »Das waren Geschichten, nichts weiter. Glaubt mir, ich kenne Wölfe. Kein Wolf, der etwas von sich hält, würde auch nur daran denken, einen Menschen zu fressen. Bleibt alle hier, ich werde schauen, was sie wollen.« Er glitt aus dem Sattel.
    »Nicht zu nahe bei den Pferden, Vater«, mahnte Polgara.
    »Du weißt, wie sehr sie sich vor Wölfen fürchten.«
    Er brummelte etwas und verschwand zwischen den Bäumen.
    »Was hat er vor?« erkundigte sich Sadi nervös.
    »Ihr würdet es nicht glauben«, antwortete Silk.
    Sie warteten in der kühlen Feuchtigkeit des Waldes, lauschten dem gedämpften Bellen und vereinzeltem Heulen in der Ferne.
    Als Belgarath eine Weile später zurückkehrte, fluchte er wü-
    tend.
    »Was ist los, Vater?« fragte Polgara.
    »Jemand treibt seine Spielchen mit uns«, antwortete er ver-
    ärgert. »Es gibt gar keine Wölfe hier.«
    »Belgarath«, protestierte Sadi, »ich kann sie hörenl Seit etwa einer halben Stunde bellen und heulen sie auf unserer Fährte.«
    »Und das ist auch schon alles – das Heulen und Bellen. Im Umkreis von vielen Meilen befindet sich nicht ein einziger Wolf!«
    »Und woher kommt das Heulen und Bellen dann?«
    »Ich sagte es bereits: Jemand treibt seine Spielchen mit uns.
    Reiten wir weiter und halten die Augen offen.«
    Sie ritten nun wachsamer dahin, und das Phantombellen füllte den Wald hinter ihnen.
    Plötzlich schrillte ein eigenartiges Brüllen irgendwo vor ihnen.
    Durnik griff nach seiner Axt. »Was ist das?«
    »Reine Verrücktheit«, schnaubte Belgarath. »Achtet nicht darauf. Es ist ist genauso wenig wirklich wie die Wölfe.
    Doch da wankte etwas in den Schatten unter den Bäumen ein Stück vor ihnen – etwas Graues, sehr Großes.«
    »Da! Was ist das?« fragte Ce'Nedra schrill.
    »Ein Elefant, Liebes«, antwortete Polgara ruhig.

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