Koenig der Murgos
der Äonen, damit er das Kind des Lichts zu dem Ort führe, der nicht mehr ist – dort wird alles für immer entschieden werden.« Dann wandte sie sich an den stummen Hünen, der unbewegt neben dem weißgewandeten Vard stand. »Mein Herz ist leer ohne dich«, sagte sie mit einer Stimme, aus der Tränen schwangen. »Meine Schritte stocken, und ich bin allein. Ich flehe dich an, mein treuer Gefährte, eile in der Erfüllung deiner Aufgabe, denn ohne dich fühle ich mich trostlos.«
Ganz deutlich konnte Garion im flackernden Fackellicht die Tränen in Toths Augen sehen und den Schmerz in seinem Gesicht. Der Hüne streckte die Hand nach der leuchtenden Erscheinung aus, dann ließ er sie hilflos fallen.
Auch Cyradis hob die Hand, fast ungewollt, wie es aussah.
Und verschwand.
24
Bist du sicher, daß sie Ashaba gesagt hat?« fragte Belgarath angespannt.
»Ich habe es ebenfalls gehört, Großvater«, bestätigte Garion Silks Worte. »Cyradis sagte, daß das Kind der Finsternis Mallorea erreicht hat und auf dem Weg zum Hause Toraks in Ashaba ist.«
»Aber dort ist doch nichts!« rief Belgarath. »Beldin und ich haben da gleich nach Vo Mimbre nach dem Rechten gesehen!«
Mit finsterem Gesicht begann er auf und ab zu stiefeln. »Was könnte Zandramas dort wollen? Es ist doch nur ein leeres Haus!«
»Vielleicht findet Ihr ein paar Antworten im Buch der Äonen«, meinte Silk.
Belgarath hielt inne und starrte ihn an.
»Oh, entschuldigt. So weit waren wir mit unserer Geschichte ja noch gar nicht. Cyradis wies Vard an, Euch das Buch zu geben. Er war nicht begeistert davon, aber sie bestand darauf.«
Belgaraths Hände fingen zu zittern an, und er bemühte sich mit aller Willenskraft, sich zu fassen.
»Ist es so wichtig?« fragte Silk neugierig.
»Darum ging es also!« platzte der alte Mann heraus. »Ich wußte doch, daß es einen Grund gab, uns hierherzubringen!«
»Was ist dieses Buch der Äonen, Belgarath?« fragte ihn Ce -
Nedra.
»Es gehört zu den Malloreanischen Evangelarien, dem heiligen Buch der Seher von Kell. Es sieht ganz so aus, als wurden wir hierhergeführt, damit ich das Buch in die Hand bekommen konnte!«
»Das ist alles ein bißchen zu undurchsichtig für mich, alter Freund.« Silk fröstelte. »Komm, Garion, ziehen wir uns um, ich bin durch und durch naß!«
»Wie habt ihr zwei das bloß geschafft?« erkundigte sich Sammet neugierig.
»Wir mußten auf dem Bauch durchs Gras kriechen.«
»Das würde es erklären, nehme ich an.«
»Mußt du das tun, Liselle?«
»Was tun?«
»Schon gut. Gehen wir, Garion.«
»Was tut sie denn, das dich so reizt?« fragte Garion, als die beiden durch den Korridor zur hinteren Kammer gingen.
»Ich weiß es selbst nicht so recht«, gestand Silk. »Ich habe lediglich das Gefühl, daß sie mich die ganze Zeit auslacht –
und daß sie irgend etwas beabsichtigt, das sie mir nicht sagt.
Aus irgendeinem Grund macht sie mich schrecklich nervös.«
Nachdem sie sich abgetrocknet und umgezogen hatten, kehrten sie in die große Stube zurück, in der auch jetzt ein Feuer wohlige Wärme und Helligkeit spendete. Toth war zu-rückgekommen. Er saß unbewegt auf einer Bank neben der Tür und hatte die Prankenhände auf den Knien verschränkt.
Alle Spuren der Seelenqual, die Garion auf der Lichtung gesehen hatte, waren verschwunden, und seine Miene war so undeutbar wie gewöhnlich.
Belgarath saß neben dem Feuer. Er las angespannt in einem ledergebundenen Buch, das er schräg ins Licht hielt.
»Ist dies das Buch?« fragte Silk.
»Ja«, antwortete Polgara. »Toth hat es gebracht.«
»Ich hoffe, es steht was drin, was der Mühe wert ist.«
Während Garion, Silk und Toth aßen, las Belgarath weiter und drehte immer wieder ungeduldig die knisternden Seiten um. »Hört euch das an!« rief er. Er räusperte sich und fing an laut zu lesen: »So höre, mein Volk, daß durch all die endlosen Wege der Zeit eine Teilung beeinträchtigt hat, was da ist – denn selbst im Herzen der Schöpfung ist eine Teilung. Doch die Sterne und die Geister und die Stimmen im Gestein sprechen von dem Tag, da diese Teilung enden und alles wieder eins sein wird; denn die Schöpfung weiß, daß dieser Tag kommen wird. Zwei Geister messen sich im Mittelpunkt der Zeit, und diese Geister sind die zwei Seiten dessen, welches die Schöpfung geteilt hat. Nun wird der Tag kommen, da wir wählen müssen zwischen ihnen, und die Wahl, die wir treffen, ist die Wahl zwischen dem absolut Guten und dem absolut
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