Koenig der Murgos
daß Issus nichts zerbrochen hat.« Vorsichtig untersuchte er die Reihen von kleinen Fläschchen, die in samtgefütterten Fächern steckten.
Silk betrachtete die Flasche neugierig, dann griff er nach dem Korken.
»Das würde ich nicht tun, Fürst Kheldar«, warnte Sadi. »Ihr könntet eine unliebsame Überraschung erleben.«
»Was ist denn in der Flasche?« Silk schüttelte sie.
»Bitte, Kheldar! Zith erregt sich sehr, wenn man sie schüttelt.« Sadi schloß das Kästchen, stellte es zur Seite, und nahm Silk die Flasche wieder ab. »Na, na. Du brauchst keine Angst zu haben, Kleines«, sagte er fast gurrend. »Ich bin da und passe auf, daß er dich nicht mehr stört.«
Aus der Flasche kam ein eigenartiges Schnurren.
»Wie habt Ihr die Katze da hineingekriegt?« erkundigte sich Garion.
»Oh, Zith ist keine Katze, Belgarion«, erwiderte Sadi. »Wartet, ich zeige sie Euch.« Vorsichtig zog er den Korken heraus und legte die Flasche auf den Tisch. »Du kannst jetzt heraus-kommen, Kleines.«
Nichts tat sich.
»Komm schon, Zith. Sei nicht so schüchtern.«
Da glitt eine kleine, giftgrüne Schlange aus der Flasche. Sie hatte leuchtend gelbe Augen, und ein roter Streifen verlief von der Nase bis zum Schwanzende über ihren Rücken.
Ihre gespaltene Zunge schnellte heraus und berührte Sadis ausgestreckte Hand.
Silk zuckte erschrocken zurück.
»Ist sie nicht wunderschön?« Sadi streichelte zärtlich den Kopf der Schlange mit einem Finger.
Die Schlange schnurrte wieder zufrieden, dann hob sie den Kopf, musterte Silk mit kalten Augen und zischte ihn böse an.
»Ich fürchte, Ihr habt sie gekränkt, Fürst Kheldar«, sagte Sa-di. »Vielleicht tätet Ihr besser daran, ihr eine Weile nicht zu nahe zu kommen.«
»Darauf könnt Ihr Euch verlassen!« Silk wich noch weiter zurück. »Ist sie eine Giftschlange?«
»Die tödlichste kleine Schlange der Welt, nicht wahr, Kleines?« Wieder streichelte Sadi ihren Kopf. »Auch die seltenste.
Ihresgleichen sind in Nyissa sehr geschätzt und kaum zu bezahlen, denn sie sind die intelligentesten aller Reptile. Sie sind freundlich, ja sogar anhänglich, und ihr Schnurren ist besonders hübsch.«
»Aber sie beißt!« fügte Silk hinzu.
»Lediglich Leute, die sie ärgern – und nie einen Freund.
Man muß sie nur füttern und warmhalten, und ihr dann und wann ein bißchen Zuneigung schenken, dann folgt sie einem wie ein Hündchen.«
»Sadi«, Belgarath deutete auf das Kästchen, »was soll das Ganze? Ich brauche keine wandelnde Apotheke in meiner Begleitung.«
Sadi hob eine Hand. »Murgos sind nicht sehr an Geld interessiert, Ehrwürdiger, aber ich muß einige Leute bestechen, wenn wir Cthol Murgos durchqueren. Manche haben einige Angewohnheiten entwickelt… Dieses Kästchen wird uns mehr Nutzen bringen als ein mit Gold bepacktes Lasttier.«
»Nun gut, solange du deine Nase heraushältst! Ich möchte nicht, daß du im kritischen Moment nicht zurechnungsfähig bist! Und halte deine Schlange unter Kontrolle!«
»Selbstverständlich, Belgarath.«
Der alte Zauberer wandte sich an Issus. »Kannst du ein grö-
ßeres Boot besorgen? Wir müssen wieder über den Fluß, und deines ist zu klein für uns alle.«
Issus nickte.
»Noch nicht gleich, Vater«, warf Polgara ein. »Ich brauche ihn noch eine Weile.«
»Pol, wir müssen vor Morgengrauen auf der anderen Fluß-
seite sein!«
»Ich werde mich beeilen, Vater, doch ich muß zum Palast!«
»Zum Palast?«
»Zandramas reiste nach Cherek – wo sich seit den Tagen Bä-
renschulterns kein Angarakaner sehen lassen darf. Salmissra arrangierte es, genau wie sein Entkommen von der Insel der Stürme, nachdem er Ce'Nedras Baby entführt hatte. Ich möch-te wissen, wieso!«
»Wir sind in Zeitnot, Polgara! Kann das nicht warten?«
»Ich glaube nicht, Vater. Wir müssen wissen, ob sie noch mehr arrangierte. Ich würde mich nicht wundern, wenn ein Bataillon Nyissaner entlang unserem Weg im Dschungel lauerte.«
Belgarath runzelte die Stirn. »Du hast vielleicht recht.«
»Du willst zum Palast?« vergewisserte sich Garion.
»Ich muß, Liebes.«
»Nun gut.« Er straffte die Schultern. »Dann komme ich mit.«
Sie blickte ihn eindringlich an. »Sieht so aus, als würdest du darauf beharren, habe ich recht?«
Er nickte. »Ja, Tante Pol«, antwortete er fest.
Sie seufzte. »Wie schnell sie doch erwachsen werden!« Dann wandte sie sich an Issus. »Könnt Ihr uns so führen, daß wir nicht gesehen werden?«
»Selbstverständlich.« Er
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