Koenig der Murgos
wahrhaftig nicht um Edelsteine.
Dieser angebliche Juwelenhändler brauchte etwas, das nur jemand in einer Machtposition ihm verschaffen konnte, deshalb übermittelte er Sariss gewisse Informationen, die der Halunke benutzen konnte, um mich in Ungnade zu bringen und meine Stellung zu bekommen.«
»Ich liebe Politik, ihr auch?« sagte Silk, doch zu niemandem im besonderen.
Sadi verzog wieder das Gesicht. »Die Einzelheiten, wie ich die Gunst der Königin verlor, sind allzu umständlich, und ich möchte euch damit nicht langweilen. Jedenfalls löste mich Sariss als Obereunuche ab, und ich konnte mich gerade noch aus dem Palast retten. Sobald Sariss meinen Posten hatte, konnte er seinen Teil der Abmachung mit dem Malloreaner einhalten.«
»Und was wollte dieser Malloreaner?« fragte Silk.
»Dies, Fürst Kheldar.« Sadi stand auf und ging wieder zu seinem zerknitterten Bett. Er zog ein sorgfältig gefaltetes Pergament unter der Matratze hervor und reichte es dem kleinen Mann.
Silk las es und pfiff durch die Zähne.
»Nun?« fragte Belgarath.
»Es ist ein Dokument«, antwortete Silk. »Zumindest trägt es das Siegel der Königin. Im vorigen Frühjahr sandte Salmissra eine diplomatische Mission nach Sendarien.«
»Das kommt des öfteren vor, Silk.«
»Ich weiß, aber die Diplomaten bekamen auch einige Ge-heimanweisungen. In diesem Schriftstück heißt es, daß ein Ausländer sie an der Mündung des Schlangenflusses erwarten werde, und daß sie diesem Fremden jegliche Hilfe anzugedei-hen lassen hätten. Der Kern der Sache ist, daß die Diplomaten dafür zu sorgen hatten, daß dieser Ausländer zum Hafen von Halberg an der Westküste Chereks gelangte und daß ein nyissanisches Schiff an einem bestimmten Tag im Hochsommer vergangenen Jahres an der rivanischen Küste auf ihn zu warten habe.«
»Ein Zufall?« sagte Belgarath.
Silk schüttelte den Kopf und hielt das Pergament hoch. »Der Fremde wird namentlich genannt, damit die Diplomaten wüß-
ten, mit wem sie es zu tun hatten. Es ist Zandramas!«
»Das erklärt so allerlei, nicht wahr?« rief Garion.
»Darf ich das Pergament sehen?« bat Polgara.
Sie betrachtete es kurz, dann hielt sie es Sadi vors Gesicht.
»Seid Ihr sicher, daß dies Salmissras Siegel ist?«
»Daran besteht kein Zweifel, Lady Polgara«, antwortete er.
»Und niemand wagt, dieses Siegel ohne ihre Erlaubnis zu be-rühren.«
»Ich verstehe.«
»Wie seid Ihr an dieses Dokument gekommen, Sadi?« fragte Silk neugierig.
»Von allen Dokumente werden üblicherweise vier Kopien gemacht, Fürst Kheldar. Das ist eine der Einnahmequellen der Günstlinge Salmissras. Der Kaufpreis für die zusätzlichen Kopien wurde bereits vor Jahrhunderten festgesetzt.«
»Zandramas kam also nach Nyissa, und gab sich als Edel-steinhändler aus«, rekapitulierte Garion. »Er arrangierte, daß Sariss Euch als Obereunuch ablöste, und irgendwie gelang es ihm auch, daß Salmissra diesen Befehl erteilte. Habe ich das richtig verstanden?«
»Ganz so einfach ist es nicht, Belgarion«, berichtigte Sadi.
»Der malloreanische Kaufmann war nicht Zandramas. Niemand hier in Sthiss Tor bekam Zandramas je zu Augen. Der
›Fremde‹, von dem dieses Dokument spricht, schloß sich den Diplomaten auf ihrem Weg nach Sendarien an. Soweit ich herausfinden konnte, kam Zandramas nie durch Sthiss Tor.
Nicht nur das, nachdem die Vorbereitungen für das Schiff nach Halberg getroffen waren, starben die Diplomaten zweck-dienlich. Auf ihrem Weg zur Hauptstadt übernachteten sie in einer Herberge in Camar, die mitten in der Nacht in Flammen aufging. Es gab keine Überlebenden.«
»Das klingt vertraut«, murmelte Silk.
»Nun gut«, sagte Garion, »wer war dieser malloreanische Kaufmann?«
Sadi spreizte hilflos die Hände. »Das konnte ich nicht herausfinden«, gestand er.
»Habt Ihr ihn selbst gesehen?«
»Einmal. Er sah seltsam aus. Seine Augen hatten absolut keine Farbe.«
Nach einer langen Pause sagte Silk. »Das erklärt noch ein paar andere Dinge, nicht wahr?«
»Möglich«, Garion nickte, »aber nicht meine Hauptfrage.
Doch jedenfalls wissen wir jetzt, für wen Naradas arbeitet und wie Zandramas nach Cherek gelangte und mit meinem Sohn von der Insel der Stürme wegkam. Doch wir müssen noch wissen, wohin die Fährte führt, der wir folgen.«
Sadi zuckte die Schultern. »Nach Rak Verkat.«
»Wie seid Ihr zu diesem Schluß gelangt?« fragte Silk.
»Sariss ist noch nicht lange genug an der Macht, als daß er die ihm weniger
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