Koenig der Murgos
versicherte ihr Sadi mit seiner Altstimme. »Wenn wir uns als Sklavenhändler ausgeben, belästigt uns niemand.«
»Das sagst du«, brummte Belgarath etwas skeptisch. »Das mag dort vor dem Krieg der Fall gewesen sein, doch wir kennen die Ansicht der Malloreaner über Sklavenhandel nicht.«
»Da ist noch etwas, das ihr wissen solltet«, fügte Polgara ruhig hinzu. »Garion und ich begaben uns in den Palast, um herauszufinden, ob oder inwieweit Salmissra in diese Sache verwickelt ist. Sie sagte, Zandramas sei eine Frau.«
»Eine Frau?« rief Ce'Nedra erstaunt.
»Das sagte sie. Und sie hatte keinen Grund, uns zu be-lügen.«
Durnik kratzte sich am Kopf. »Eine ziemliche Überraschung, nicht wahr? Bist du sicher, daß Salmissra wußte, wovon sie sprach?«
Polgara nickte. »Sie war ganz sicher – und ein bißchen schadenfroh, daß sie mehr wußte als ich.«
»Es paßt«, sagte Sammet nachdenklich. »Das meiste, was Zandramas bisher getan hat, geschah auf eine Weise, wie eine Frau sie sich ausdenken würde.«
»Das verstehe ich nicht ganz«, gestand Durnik.
»Ein Mann macht etwas auf seine Art, eine Frau auf eine andere«, sagte Sammet. »Die Tatsache, daß Zandramas eine Frau ist, erklärt viel.«
»Sie macht sich viel Mühe, das zu verheimlichen«, fügte Silk hinzu. »Sie hat dafür gesorgt, daß keiner, der sie gesehen hat, am Leben blieb, so daß es nicht weitererzählt werden kann.«
»Darüber können wir uns später eingehender unterhalten«, sagte Belgarath. Er stand auf und spähte in den sich allmählich auflösenden Nebel. »Ich möchte von hier weg sein, ehe die Leute auf der anderen Flußseite aufstehen. Satteln wir die Pferde.«
Es kostete etwas Mühe, ihr Gepäck anders zu verteilen, um ein Lastpferd für Sadi frei zu machen, doch alsbald ritten sie aus ihrem geschützten Versteck heraus und folgten einem überwucherten Pfad entlang dem Flußufer – zunächst in vor-sichtigem Schritt, bis sie das im Nebel verborgene Sthiss Tor auf der anderen Flußseite hinter sich hatten. Dann trabten sie auf der verlassenen alten Straße durch den übelriechenden Dschungel und die Sümpfe des Schlangenvolkes.
Die aufgehende Sonne durchzog den Nebel mit einem ge-heimnisvollen Glühen, und die Tropfen an den Blättern des Unterholzes zu beiden Seiten glitzerten wie Edelsteine. Garion, dessen Augen schwer von der schlaflosen Nacht waren, bewunderte sie benommen und staunte, daß es in diesen stinkenden Sümpfen etwas von solcher Schönheit geben konnte.
»Die ganze Welt ist schön, Belgarion«, versicherte ihm Eriond in Antwort auf diesen unausgesprochenen Gedanken.
»Du mußt nur Augen und Herz dafür öffnen.«
Nachdem der Nebel sich aufgelöst hatte, kamen sie viel rascher voran. Sie begegneten an diesem Tag niemandem. Als die Sonne hinter der Wolkenbank unterging, die scheinbar ständig am westlichen Horizont hing, waren sie schon weit flußauf.
»Wie weit ist es noch bis zur murgosischen Grenze?« fragte Garion Sadi, als sie gemeinsam Brennholz sammelten, während Durnik und Toth die Zelte für ihr Lager aufstellten.
»Noch mehrere Tagesritte«, antwortete der Eunuch. »Die Straße führt durch eine Furt nahe dem Oberlauf des Flusses und biegt dann nach Araga ab. Auf der anderen Seite der Furt ist eine Ortschaft. Ich muß mir dort ein paar Sachen besorgen –
besser geeignete Kleidung und dergleichen.«
Sammet und Ce'Nedra packten in der Nähe der beiden Polgaras Töpfe aus. Die blonde Drasnierin blickte zu Sadi hin-
über. »Verzeiht«, sagte sie, »aber ich glaube, Ihr habt in Eurem Plan etwas übersehen.«
»Oh?«
»Wie können wir uns als Sklavenhändler ausgeben, wenn ein paar von uns ganz offensichtlich Frauen sind?«
»Aber bei jedem Trupp Sklavenhändler befinden sich Frauen, meine teure Dame«, antwortete Sadi und lud einen Arm-voll Reisig neben der mit Steinen ausgekleideten Kochgrube ab. »Ich bin sicher, wenn Ihr darüber nachdenkt, werdet Ihr den Grund verstehen.«
»Ich verstehe es nicht!« sagte Ce'Nedra.
Sadi hüstelte ein wenig verlegen. »Wir handeln mit Skla-vinnen ebenso wie mit Sklaven, Eure Majestät«, erklärte er.
»Und eine Sklavin, die von Frauen bewacht wurde, bringt einen höheren Preis.«
Röte überzog Ce'Nedras Gesicht. »Das ist abscheulich!«
Sadi zuckte die Schultern. »Ich habe die Welt nicht gemacht, Eure Majestät. Ich versuche nur, darin zu leben.«
Nach dem Essen füllte Sadi eine irdene Schüssel mit heißem Wasser und seifte sich den stoppeligen
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