König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)
Räume. Den Zutritt zu diesem Geheimgang tarnten sie unter einem schweren Sarkophag. So wusste niemand, dass unter der neuen Kirche, deren Mauern nun schnell emporwuchsen, ein geheimes Waffenlager entstand, mit dessen Hilfe eines Tages die Normannen besiegt werden könnten.
Doch dann kam alles anders. Innerhalb weniger Wochen verstarben der Baumeister und die zwei Steinmetze an der Ruhr und das Geheimnis um die alte Krypta in Stratton geriet in Vergessenheit. So kam es, dass Asasel schließlich auf diesen Ort stieß, einen Ort, der so gründlich aus dem Gedächtnis der Menschen verschwunden war, dass er ein ideales Versteck für einen gefallenen Engel bot.
Zornig sah Asasel zu, wie sich der Staub legte. Wie hatte es geschehen können, dass Raphael und Turiel von seinem Plan, das Ende der Welt herbeizuführen, Wind bekommen hatten? Er konnte es sich einfach nicht erklären. Jetzt war es zu spät. Eine zweite Chance würde er nicht mehr bekommen. Wenn die anderen Engel davon erführen, müsste er mit gewaltigen Problemen rechnen, denn längst nicht jeder von ihnen wäre mit dem Gedanken einverstanden gewesen, die Geister der Toten aus der Hölle zu entlassen.
Raphael – dieser Engel begann mehr und mehr Probleme zu machen. Ohne ihn könnte jetzt schon alles vorbei sein. Sein vernichtendes Eingreifen in der vergangenen Nacht würde er ihm nie verzeihen. Nicht bis ans Ende aller Tage.
Erneut ließ er seine Faust voll Wut gegen die steinerne Wand zu seiner Rechten donnern. Ein riesiges Loch öffnete sich dort im Stein, während Millionen scharfer Splitter durch den Raum schossen und der Knall die umliegenden Räume erschütterte.
„Du bist nicht der Einzige, der seine Wut auf Raphael in die Welt hinausschreien möchte“, erklang in diesem Augenblick eine Stimme zu seiner Linken. Zornig und fast blind vor Hass fuhr Asasel herum, doch es dauerte einige Sekunden, bis sich der Staub soweit gelegt hatte, dass er etwas sehen konnte. Dort, nur wenige Meter von ihm entfernt, stand Lilith.
Mit einem hasserfüllten Aufschrei stürzte Asasel sich auf sie. Er prallte mit großer Wucht auf sie, riss sie zu Boden und gemeinsam knallten sie gegen die gegenüberliegende Wand. Lilith indes musste dies geahnt haben, denn reflexartig rollte sie sich ab, schoss zur Seite weg und war sofort wieder über Asasel hinweg. Nun war sie es, die ihn an der Kehle festhielt.
„Du kleines Stück Scheiße“, flüsterte sie tonlos. Ihr Blick war jetzt messerscharf und grausam. „Glaubst du wirklich, ich wäre so leicht auf den Rücken zu werfen?“
„Was willst du?“, zischte er. „Du bist hier nicht erwünscht.“
„Vielleicht änderst du deine Meinung, wenn ich dir etwas gebe, um deinen Schmerz zu betäuben.“
„Was soll das sein?“
„Du willst doch Raphael leiden sehen.“ Liliths Worte klangen nun wie das Schnurren einer Katze, sanft, einschmeichelnd und zutiefst gefährlich. „Nun, ich will das nicht. Aber das was ich eigentlich will, erreiche ich nur über sein Leid. Und hier können wir einander helfen.“
Asasel sah sie misstrauisch an. „Elendes Weib. Was könntest du wollen, was in meine Pläne passt?“
„Schhhh…“, machte Lilith sanft, während sie zugleich den Zeigefinger ihrer freien Hand auf Asasels Lippen legte. „Wer wird denn so zornig sein? Du willst doch Vergeltung. Ich kann sie dir beschaffen.“
An diesem Abend hatten Raphael und Eleanor lange beieinander im Speisesaal gesessen. Es war ein wunderschöner Tag für Eleanor gewesen, ein Tag, den sie nie vergessen würde. Sie hatte seine Hand gehalten und er hatte sich von seiner wunderbarsten Seite gezeigt, sie hatten einander im Park geküsst und so viel geredet und einander zum Lachen gebracht. Vor allem aber hatten sie angefangen, über ihre Zukunft zu sprechen. Sie wollten fort von hier, fort von Stratton Hall und all seinen Regeln, Beschränkungen und Pflichten. Wie sollte man an einem solchen Ort wirklich glücklich werden?
Zum ersten Mal seit langer Zeit wie es schien, war Eleanor dadurch ihre Familie wieder ins Bewusstsein gerückt. Sollten sie einfach fliehen und ihr bisheriges Leben zurücklassen? Dann würde sie ihre Familie nie wiedersehen. Ihre Mutter, ihre Schwester, Onkel Max und seine Frau Mary, ihre Cousins… Ihre Familie mochte klein sein, doch sie liebte sie, dessen wurde sie sich nun bewusst. Die vergangenen Wochen über war sie froh gewesen, keinen von ihnen sehen zu müssen, denn ihr bloßer Anblick hatte sie beständig
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