Koenig der Vampire II - Boeses Blut
war das erste Mal, dass er sie überhaupt so ansprach. Bisher hatte er für die direkte Anrede ihren Vornamen benutzt. Von Angst erfüllt hockte er sich neben Eli, die sehr unschlüssig schien.
„Bitte Eli, ich will bei meinem Sohn bleiben“, flüsterte Sandra.
„Also gut“, gab Eli sich geschlagen.
Die Zweifel und die Angst schob sie beiseite, es musste einfach gut gehen. Sonst war das Schicksal grausam, Mutter und Sohn erst zu vereinen und dann gewaltsam wieder auseinanderzureißen.
Eli sah zu Tobias, er weinte. Stumme Tränen flossen über seine Wangen.
„Hilf mir. Wir sollten sie auf das Bett legen. Pass auf, dass das Eisen drin bleibt. Vorerst“, sprach sie ihn an.
Tobias nickte. Er zog geräuschvoll die Nase hoch, blinzelte ein paar Mal. Gemeinsam hoben sie Sandra vom Boden auf. Es gestaltete sich eher schwierig durch die Enge der Nische.
Beide fassten je unter die Achsel und unter ein Bein. Die gekrümmte Position von Sandra hielten sie bei, jetzt hockte sie auf den Armen der beiden. Der Bauch locker und entspannt, das Eisen fest umklammert von ihren Händen. Die Knöchel drückten sich weiß durch die Haut, so sehr krallte sie sich an dem Ding fest.
Vorsichtig trugen sie Sandra zum Bett, versuchten jedwede Erschütterung zu vermeiden. Sie hatte auch so schon Schmerzen genug. Das war mehr als deutlich zu sehen.
Anstandshalber trug Nathan den Toten aus dem Raum, Juli tappte in ihr angrenzendes Bad und nahm wieder ihre menschliche Gestalt an. Vincent und Kai standen unschlüssig herum, Cosimo hingegen ging zu Sandra ans Bett. Sie lag jetzt auf der Seite, die Beine angezogen, um die Bauchdecke entspannt zu halten.
Er legte seine Hände auf ihre Unterarme, ließ seine Gabe fließen. Gleich darauf entspannte sich ihr Gesicht ein wenig. Cosimo konnte den Schmerz nicht nehmen, aber ihn erträglicher machen. Die Wärme, die von ihm zu Sandra floss, vermittelte ein wohliges Gefühl. Tobias saß neben ihr, stütze ihren Rücken.
Eli sah zu Vincent.
Ihr Blick sagte ihm alles, was er wissen musste.
Sie zweifelte noch immer, hatte Angst, dass sie nicht genug tun konnte, um Sandra das Leben zu erhalten. Mit dieser Verletzung als Grundlage waren achtzig Prozent Überlebenschance sicher sehr positiv eingeschätzt. Vincent wusste das. Er gab ihr eher eine Fünfzig zu Fünfzig Chance, es zu schaffen. Aber besser, als es gar nicht erst zu versuchen.
Juli trat, in einen Morgenmantel gehüllt, aus dem Bad. In ihrer Hand hatte sie eine Nagelschere.
„Was hast du denn damit vor?“, fragte Vincent verständnislos.
„Na, das Hemd aufschneiden. Was hast du denn gedacht“, gab sie zurück.
Und es klang nicht wie eine Frage, sondern wie eine Rüge.
Vincent hob entschuldigend und abwehrend die Hände. Die Geste besagte so viel wie: Ist ja gut, ich habe nichts gesagt!
Juli setzte sich vor Sandra auf den Boden. Cosimo machte ihr Platz. Vorsichtig schnitt sie das Hemd entzwei, beschrieb einen Bogen um die Stelle, an der das Eisen in die Haut gedrungen war. Und es sah gar nicht gut aus.
„Eli, du solltest dich beeilen, sonst ist es zu spät“, raunte Juli.
Die Haut am Bauch war großflächig verfärbt. Sandra musste massive innere Blutungen haben. Sie würde tatsächlich sterben. Ihre einzige Möglichkeit war Elis Blut, das Heilung brachte. Aber auch eine schmerzhafte Umwandlung. Wenn es funktionierte.
Eli zögerte nun nicht mehr. Als sie die Bescherung gesehen hatte, war sie sich sicher. Wie versteinert hatte sie am oberen Ende des Bettes gestanden und unschlüssig auf Sandra herab gesehen. Jetzt wurde es Zeit zum Handeln.
Sie biss sich ins Handgelenk, legte es Sandra an den Mund.
„Du musst es runter schlucken, so eklig das klingt. Und es wird sich nicht gut anfühlen. Aber bitte versuch es unten zu halten“, sagte sie eindringlich.
Sandra blinzelte, wie zur Bestätigung, dann schloss sie die Augen. Sie schluckte mehrmals, Eli sah den Kehlkopf hüpfen.
Sie verweilte lieber einen Moment länger als notwendig, hoffte, die Heilung würde auch wirklich funktionieren.
Sandra traute sich nicht, die Augen offen zu halten. Zu irrsinnig war der Gedanke an das, was sie gleich tun würde. Da musste sie es nicht auch noch sehen.
Sie spürte Elis Haut an ihrem Mund, hörte ihre Worte, die sie sprach. Gehorsam öffnete sie ihren Mund, der gleich darauf von der warmen Flüssigkeit gefüllt wurde. So süß! Das hatte Sandra nicht erwartet. Aber das überdeckte leider nicht den metallischen und
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