König der Vampire - Nikolay, S: König der Vampire
vor, weiter weg zu sein.“
„Oh. Ist es so furchtbar?“, fragte sie sarkastisch.
„Nein. Nur sehr laut. Haben wenig Beherrschung die beiden“, gab er zwinkernd zurück.
„Du hast ja anscheinend eine Menge Beherrschung. Ich habe sogar den Eindruck, du gehst mir aus dem Weg.“
Etienne seufzte und schüttelte den Kopf. Er würde ihr keine Antwort geben. Stattdessen interessierte ihn etwas anderes.
„Hast du schon Elis Blut probiert?“
Anna verzog das Gesicht.
„Das sieht nach einem Ja aus.“
„Hör auf. Das war das Ekeligste, was ich je erleben musste. Sie hat mir etwas in ein Glas getan, weil ich die Fänge nicht herausschieben konnte. Wir sind sogar vorsorglich ins Bad gegangen. Als ich das Blut dann getrunken habe, war es erst wie bei dir. Wärme, Kraft all das. Doch dann wurde es wie Feuer in meinem Inneren. Es hat so gebrannt, mein Bauch fing an zu krampfen. Schlagartig kam das Blut in einer Fontäne wieder raus. Ich habe die halbe Wand voll gespuckt damit!“, Paulina schüttelte sich.
Etienne sah sie aufmerksam an. Es wäre viel einfacher gewesen, wenn sie auch von Eli hätte trinken können.
„Zum Glück war Eli nicht sauer, so wie das Bad dann ausgesehen hat. Ihr Blut werde ich aber auf keinen Fall noch einmal anrühren.“
„Hm, dann solltest du das nächste Jahr weder krank noch verletzt werden. Heilen kann sie dich, in dieser Zeit, nämlich auch nicht“, bemerkte Etienne.
Dann schnappte er sich einen Stapel Jeans und verschwand hinter der Schranktür.
Paulina nutzte den Moment, um ins Zimmer zu treten und die Tür zu schließen.
„Kannst du mir zeigen, wie das mit den Fängen funktioniert?“, bat sie.
Etienne schob den Kopf hinter der Tür hervor. Er guckte etwas irritiert, weil die Zimmertür geschlossen und Paulina ganz woanders war.
„Zeigen schon. Nur ob du es dann auch kannst, ist etwas anderes. Eli hat auch ein paar Tage gebraucht.“
„Zeig es mir“, forderte sie.
Etienne drehte sich um und funkelte sie an. Paulina liebte seine Augen, so einzigartig und bezaubernd. Und wie passend zu ihren goldenen Ringen.
Er kam auf sie zu und blieb dicht vor ihr stehen. Dann öffnete er seinen Mund, die Fänge schoben sich heraus. Blieben kurz, und zogen sich wieder zurück.
„Denk einfach daran, dass du trinken willst, dass du Durst hast, sehr großen Durst. Vielleicht funktioniert es dann“, meinte er.
Paulina schloss kurz die Augen, atmete tief ein. Sein Geruch stahl ihr die Sinne. Um weiter denken zu können, schlug sie die Augen wieder auf. Sie blickte ihn an. Seine Augen, die Wangen, den Mund und das Kinn. Ihr Blick wanderte weiter, blieb am Hals hängen. Die pochende Vene unter der Haut schien sie zu locken. Das pulsierende Klopfen rief nach ihr. Ohne, dass sie groß darüber nachdachte, schoben sich ihre Fänge in die Mundhöhle. Sie lächelte.
„Hey, gut gemacht“, lobte Etienne.
Paulina schluckte schwer.
„Etienne, ich habe wirklich Durst“, sagte sie heiser.
Was nun? Drücken konnte er sich ja nicht. So wie sie sagte, blieb nur er als Kandidat übrig. Nur, wenn sie jetzt ihre Zähne in seinen Hals schlug, wusste er nicht, ob er sich beherrschen konnte. Normalerweise trank niemand von ihm.
„Etienne, bitte.“
Er atmete tief durch. Wohin? Bett – nein, auf gar keinen Fall . Stuhl? Ja, Stuhl war gut. Er hockte sich darauf.
„Setz dich auf meine Beine. Dann bist du groß genug, und das Trinken ist einfacher.“
Paulina kam auf ihn zu. Ihre goldglänzenden Augen zeigten ihm ihren Hunger. Der matte Glanz und die pulsierende Iris, die seinen Herzschlag imitierte. Er hatte das schon unzählige Male gesehen, doch noch nie hatte eine Vampirin ihre Fänge in seinen Hals geschlagen. Das Einzige, was er erlaubt hatte, waren seine Handgelenke und auch das nur selten.
Nun stand sie vor ihm, legte die Hände auf seine Schultern und setzte sich rittlings auf seine Oberschenkel. Für seinen Geschmack viel zu hoch.
Ihr Blick lag auf seinem Hals. Um es einfacher zu machen, beugte er den Kopf. Sehr langsam kam sie näher, berührte seine Haut mit dem Mund. Unbewusst fuhr sie mit der Zunge über die Stelle, in der gleich ihre Fänge verschwinden würden. Etienne schloss die Augen und ermahnte sich, ganz still zu sitzen und sie nicht anzufassen. Seine Hände verschränkte er hinter der Stuhllehne.
Dann biss sie zu. Der erste kurze Schmerz verebbte schnell. So schnell, wie die Erregung kam.
Er war bemüht, weiter ruhig zu atmen und ruhig zu sitzen. Einfach atmen.
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