König der Vampire - Nikolay, S: König der Vampire
fragte sich im Stillen, was sich sonst noch ändern würde.
Es war ja nicht so, als wäre sie vor ihrem Vampirdasein blind und taub gewesen, ach stimmt nicht, blind war sie schon für kurze Zeit gewesen. Aber eine Verbesserung von einhundert Prozent zu was? Dreihundert?
Herrje, sie war so müde. Vincent parkte vor der Tür und Eli zog sich schlapp aus dem Auto.
„Du siehst total erledigt aus“, meinte er.
„Das bin ich auch“, gab sie zu.
„Ich hätte da etwas im Angebot, das hilft. Meine liebe Frau Königin, es wird Zeit, dass du etwas trinkst“, raunte er ihr zu und hob sie auf seine Arme.
Stimmt ja, das letzte Mal war gestern gewesen. Vincent sagte, dass sie anfangs täglich trinken müsste. Jetzt wo sie selbst daran dachte, schoben sich ihre Fänge ein Stück heraus.
Trinken war gut, sehr gut.
Die Zeit flog nur so dahin. Schneller als Eli Dudelsackverkäufer sagen konnte, war der nächste Nachmittag schon beinahe um.
In einer Stunde würde, wenn alles glatt lief, Albert vor der Tür stehen. Je öfter sie darüber nachgedacht hatte, umso mehr erschien ihr das von Nathan gesponnene Motiv richtig zu sein.
Das Kaminzimmer hatten sie umgeräumt. Speziell zum Anlass, passend für ihren erwarteten Gast. Die Sessel waren an die Wände geschoben, der Platz in der Mitte des Raumes sehr großzügig gehalten. Auf dem nackten Holzboden stand ein einzelner Stuhl. Der Kamin war entzündet worden, was dem Raum eine hohe Temperatur bescherte. Vincent hatte einen Schürhaken in die Glut gesteckt. Wenn Eli da schon geahnt hätte, warum er das getan hatte, wäre sie geflüchtet. In die Sauna oder so.
Sie hatte noch nie gesehen, wie ein Vampir einen anderen in die Mangel nahm, und dachte sich nichts dabei. Sie erwartete, schön aus dem menschlichen Fernsehen abgeschaut, ein Verhör, ein Geständnis und dann … einen Vampirtäter mit gebrochenem Genick. Dass Albert sterben müsste, hat Vincent klar und deutlich gesagt.
Pünktlich auf die Minute parkte ein Wagen vor der Tür. Dorian und Etienne nahmen Albert in Empfang. Sie hakten ihn einfach links und rechts unter und trugen ihn ins Kaminzimmer. Plump wurde auf den Stuhl gesetzt und ... angekettet?
Eli stand an der Fensterfront und wollte von dort aus das Verhör beobachten.
Als Vincent in den Raum kam, strahle er eine Präsenz und eine Macht aus, dass Eli die Luft wegblieb. So hatte sie ihn noch nie gesehen. Die grünen Augen schienen Funken zu sprühen.
„Wie schön, dass du meiner Einladung gefolgt bist“, sagte er grollend.
„Herr? Was soll das?“, fragte Albert verzweifelt.
„Was das soll? Das fragst du noch? Denk mal scharf nach, mein Freund . Oder ist in den letzten Tagen nichts Außergewöhnliches vorgefallen?“
„Was? Nein, nichts dergleichen. Herr“, sagte er, seine Stimme klang gefasst.
„Du hast also nichts zu sagen? Hm. Ich denke, ich muss deinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen“, meinte Vincent.
Krachend schlug seine Faust in Alberts Gesicht. Von der Wucht des Aufpralls wurde sein Stuhl umgekippt. Dorian und Etienne stellten ihn wieder auf. Blut lief über Alberts Gesicht, die Nase war sicher gebrochen.
„Und? Fällt dir etwas ein?“
„Herr, ich bitte dich. Es war nichts, ich weiß nicht, was du von mir willst“, nuschelte er.
„Nein?“, Vincent zuckte mit den Schultern.
In dem Fall war es eine überhebliche Geste. Vincent wirkte unnahbar, der strenge Herrscher, der unumstrittene Boss. Er ging um den Gefesselten herum und schlug unvermittelt erneut zu. Diesmal traf der Schlag das rechte Auge.
Eli verzog das Gesicht. Leise ging sie hinüber zu den Sesseln und setzte sich auf eines, die Füße auf das Polster angezogen.
„Ich will dich mal etwas fragen, Albert. Kennst du das Elternhaus deiner Königin?“
Der Geschlagene schüttelte den Kopf.
„Na so was ... falsche Antwort“, grollte Vincent.
Er ergriff eine von Alberts Händen und drückte die Finger nach oben. Das laute Knacken, reihenweise, ließ nicht nur erahnen, dass alle Finger gebrochen waren. Albert keuchte.
„Nun?“, fragte Vincent erneut.
Wieder Kopfschütteln.
Also wiederholte er das gleiche Spiel an der anderen Hand. Wieder keuchte Albert auf, kein Wort verließ jedoch seinen Mund.
„Mir scheint, du hast vergessen, wen du vor dir hast. Ich bin dein König, verdammt! Wenn ich dir also eine Frage stelle, hast du sie wahrheitsgemäß zu beantworten!“, donnerte Vincent.
Seine Stimmlage war um eine ganze Oktave gefallen. Er hörte sich an wie
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