König der Vampire - Nikolay, S: König der Vampire
Fehlte noch, dass ihr dadurch Bilder vor die Lider traten, die sie jetzt gar nicht gebrauchen konnte. Bilder, die dieses Auto betrafen. Und einen sinnlichen, nackten Nathan.
Sie seufzte und sah aus dem Seitenfenster. Die Landschaft hatte auch ihren Reiz ...
Julietta wusste genau, was in Anna vorging. Sie kannte sie so gut, kein Wunder nach der langen Zeit, die sie gemeinsam verbracht hatten.
Anna war noch nie so gewesen wie jetzt. Kein Wolf hatte Anna je so durcheinander gebracht, auf diese Weise verstört. Denn das war sie. Unruhig, zappelig. Die Hände wussten nicht, was sie tun sollten. Anna knibbelte an den Nägeln, verschränkte die Finger, um dann wieder loszulassen und auf den Oberschenkeln zu trommeln.
Innerlich lachte Julietta darüber. Nathan musste echt ein toller Kerl sein. Nur, es hatte noch nie eine Beziehung zwischen Wolf und Vampir gegeben. Das wüsste Julietta.
Was jetzt daraus werden würde, stand in den Sternen. Doch die Zeit würde es schon zeigen. Die Zeit nahm auf nichts Rücksicht. Sie lief und lief stetig weiter. Ab jetzt auch im Sinne der Wölfe. Dank Eli.
Bezaubernde, herzensgute Elisabetha Catherina.
Julietta würde dieser Vampirin ihr Leben lang dankbar sein. Der Königin und Vincents Frau, die ohne groß zu überlegen, einfach ihr Blut gab. Und damit eine ganze Art rettete.
Das Serum war perfekt. Und die hergestellte Menge würde für alle Wölfe ausreichen. Die Pakete waren unterwegs. Per Sonderversand, gekühlt und luftdicht verpackt. Sobald sie bei dem Arzt ankamen, der die Wölfe betreute, bekäme jeder seine Dosis. Insgesamt siebenhundertvierunddreißig Mal eine Spritze. Julietta und Anna waren schon behandelt. Die Untersuchung ihrer DNS hatte ergeben, dass der Fehler in der Genetik verschwunden war.
„So, da wären wir“, sagte Nathan und stellte den Motor ab.
Das pulsierende Geräusch erstarb. Diesmal nutzte er seine unnatürliche Schnelligkeit, was er am Flughafen nicht hatte tun können. Kaum war der Motor aus, hielt er den beiden Wölfinnen auch schon die Tür auf. Jetzt trug er auch die Brille nicht mehr. Regenbogenaugen begrüßten Julietta. Wie jedes Mal war sie erstaunt über diese Laune der Natur. Sie hatte noch keinen anderen Vampir oder Wolf gesehen, der solche Augen hatte.
„Ich danke dir. Du bist ein echter Gentleman“, lobte sie ihn.
„Wenn ich das möchte, ja“, gab er zurück.
Er führte die beiden ins Haus. In das Kaminzimmer, worin nichts mehr an die Vorkommnisse mit Albert erinnerte.
Vincent und Eli erwarteten die beiden dort.
„Willkommen in meinem bescheidenen Heim“, grüßte Vincent.
„Hey, das ist jetzt auch mein Heim!“, beschwerte sich Eli.
Julietta musste lachen. „Danke. Direkt wie immer, Eli. Das mag ich an dir.“
„Ich habe ihr das Gästezimmer angeboten, aber ...“, begann Nathan.
„Aber ich verzichte dankend“, vollendete Julietta.
„Wie du möchtest. Es war nur gut gemeint, so eine Flugreise ist anstrengend“, sagte Vincent.
„Ja, ja. Ich ziehe es vor, mich später nach Hause fahren zu lassen“, sagte sie lächelnd. Dann ging sie auf Eli zu und umarmte sie. Die war so erstaunt, dass ihr die Worte fehlten.
„Ich möchte dir nochmals danken. Dass was du getan hast, ist nicht mit Worten zu erklären und nie mit einer angemessenen Gegenleistung auszugleichen.“
„Dann hat es tatsächlich funktioniert?“, es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
„Ja, das hat es. Anna und ich sind behandelt worden und nachweislich gesund. Jetzt warte ich auf das Serum und der Rest des Clans wird auch wieder in Ordnung kommen.“
„Wart ihr denn krank?“, fragte Nathan erstaunt.
Er wusste ja nichts von dem Gendefekt.
„Nein, nicht wirklich krank. Unsere Genetik hat sich im Laufe der Zeit verändert. Ein Fehler hatte sich eingeschlichen, der es uns unmöglich machte, Nachkommen zu haben, die das Erwachsenenalter erreichen“, erklärte Julietta.
„Das wusste ich nicht, entschuldige“, gab Nathan zurück.
„Niemand wusste das, bis ich auf Eli aufmerksam wurde. Sie ist der Grund, ihr Blut ist das Heilmittel, weshalb die Wölfe nun nicht mehr von der Auslöschung bedroht sind.“
„Wow. Also ich muss schon sagen, unsere Königin hat ein großes Herz“, lobte Nathan und machte eine Verbeugung vor Eli.
Sie haute ihm auf den Hinterkopf.
„Hör auf mit dem Quatsch!“, sagte sie lachend.
Nathan kam wieder hoch und sah seinen König an.
„Herr, ich kann mir niemanden Besseren vorstellen als euch beide,
Weitere Kostenlose Bücher