Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
König für einen Sommer: Roman (German Edition)

König für einen Sommer: Roman (German Edition)

Titel: König für einen Sommer: Roman (German Edition)
Autoren: Jochen Till
Vom Netzwerk:
David. Ganz ruhig.
    »Mit so was bist du bei mir an der falschen Adresse. Ich habe nichts gegen Ausländer.«
    Unbeeindruckt legte er mir seine verschwitzte Hand auf die Schulter.
    »Pass auf! Jetzt wird's lustig!«, sagte er und stieß mir seinen Ellenbogen in die Seite.
    »Hey, Kaffer!« Er winkte dem Rosenverkäufer. »Mach dich her! Ich will dir was abkaufen.«
    Er zwinkerte mir zu. Wahrscheinlich sollte ich mich auf den Witz des Jahrtausends gefasst machen. Ich kannte den Rosenverkäufer. Er kam jeden Abend um diese Uhrzeit. Sein Name war unaussprechlich und nicht zu behalten. In seiner Heimat war er Lehrer. Hier durfte er nur Rosen verkaufen, was ihn allerdings nicht davon abhielt, immer freundlich und gut gelaunt zu sein. Er stand jetzt vor uns und ich begrüßte ihn.
    »Na, dann zeig mir mal das Gestrüpp, das du hier verkaufen willst, Bimbo.«
    Ich konnte nicht fassen, was für ein Riesenmaul dieser kleine, fette Wichser an den Tag legte. Sein Gegenüber war zwei Köpfe größer und einen Meter breiter. Hätte er einen Weißen von gleicher Statur vor sich gehabt, wäre er wahrscheinlich auf die Knie gefallen, um ihm die Stiefel zu lecken. Er war sich wohl sehr sicher, dass wir ihm alle helfen würden, falls der böse, schwarze Mann ihn angreifen sollte. Mein Puls erreichte langsam die Geschwindigkeit eines Porsche. Der Rosenverkäufer grinste und zeigte seine Ware.
    »Ziemlich mickrig, die Dinger. Wo hasten die geklaut? Aufm Sperrmüll?« Er nahm eine Rose und riss einige Blütenblätter davon ab. »Miese Qualität. Was willsten für die hier ham?«
    Der Rosenmann konnte zwar recht gut Deutsch, aber mit diesem Genuschel hatte selbst ich meine Probleme.
    »Wie bitte?«, fragte er höflich.
    »Lern erst mal richtig Deutsch, Kaffer! Sonst wirste nie was los. Also, noch mal ganz langsam für unseren Analphabeten hier: Was kostet Rose? Wie viel Demark? Du verstehn?« Wieder sein Ellenbogen in meiner Seite. »Anders verstehn die einen net, die Kaffer.«
    Mein Puls beschleunigte auf ICE-Tempo. Obwohl ich äußerlich seelenruhig dort saß, war ich innerlich kurz vorm Explodieren. Mein Herz schien auf doppelte Größe anzuschwellen und gegen meinen Brustkorb zu drücken. Am liebsten hätte ich diesen Wurm gepackt und quer durch die Kneipe geprügelt, bis er nicht mehr wusste, wie er heißt. Was war nur los mit mir? So war ich doch sonst nicht. Gut, ich hatte Wolfgang eine gedrückt, aber das war eine Ausnahmesituation, die mich persönlich betraf. Szenen wie diese hatte ich schon tausendmal erlebt, ohne mich großartig darüber aufzuregen. Es gibt zu viele Idioten auf der Welt, um sich über jeden einzelnen aufzuregen.
    Was war nur in mich gefahren? Klar. Natürlich. Ich hatte es tatsächlich schon vergessen. Oder verdrängt. Es war natürlich Mr. Sinatra, der von innen gegen meine Brust drückte. Da war sie also, die Wirkung. Aber hatte Kirk nicht gesagt, alles wäre cool und locker auf LSD? Cool und locker stellte ich mir irgendwie anders vor.
    »Eine Rose kostet drei Mark«, sagte der Rosenmann fast akzentfrei.
    »Was? Drei Mark?«, schrie ihn das Arschloch an. »Drei Deutsche Mark für so 'ne mickrige Rose? Wir sind hier nicht aufm Buschbasar, Bimbo! Von unsern Steuern leben und dann die Leute verarschen. Habt ihr das gehört? Drei Mark will der von mir für so 'ne mickrige Blume! Weißt du, was ich jetzt mit deiner Scheiß-Rose mache, Kaffer? Hier, guck genau hin! So viel ist deine Rose wert.«
    Er zerdrückte die Rose in seiner fetten Hand, warf ihm die Reste ins Gesicht und blickte mich triumphierend an. Es war so weit. Mein Puls überholte einen Lear-Jet. Ich stand auf, ganz langsam, und stellte mich direkt vor ihn. Sofort waren Hans und Beckmann links und rechts an meiner Seite.
    »So, mein hässlicher Freund«, begann ich ruhig. »Jetzt hör mir mal gut zu! Ich hatte von Anfang an das dumpfe Gefühl, dass du hier in der falschen Kneipe bist. Dass du das nicht von alleine gemerkt hast, kann ich dir nicht vorwerfen, schließlich übertreffen dich selbst die Teletubbies noch an geistiger Kompetenz. Trotzdem hoffe ich, dass du mich jetzt verstehen wirst. Folgendes: Du hast nur eine Chance, hier in deiner jetzigen gesunden, wenn auch geistig unterbelichteten Verfassung rauszukommen, und die wäre ...«
    »Aber ... aber Leute! Macht mal halblang! Das war doch nur ein Spaß! Ein ... ein Witz!«
    Ich packte ihn an den Eiern und drückte leicht zu.
    »Ich sagte, du sollst mir zuhören! Sagte ich das nicht?«
    »Doch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher