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König für einen Sommer: Roman (German Edition)

König für einen Sommer: Roman (German Edition)

Titel: König für einen Sommer: Roman (German Edition)
Autoren: Jochen Till
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bekommen hatte. Kirk saß mir gegenüber und grinste mich an und ich wusste genau, warum er grinste. Er konnte einfach nicht anders, so wie ich. Selbst wenn ich meine Mundwinkel nach unten zog, zuckte innendrin jeder Muskel nach oben. Meine Backenknochen bitzelten bereits von der Anstrengung.
    »Are you with me?«, fragte Kirk.
    Ich musste kurz nachdenken, bis ich begriff, was er meinte. Ob ich mit ihm war?
    »Yes, absolutely. I'm totally with you, Captain«, und in diesem Augenblick wurde mir klar, wie gut es war, nicht alleine so drauf zu sein, jemanden zu haben, dem es genauso ging wie mir, der alles ebenso cool fand wie ich, ohne dass ich es ihm erklären musste. Ein Blick genügte, um zu wissen, dass wir auf derselben Reise waren. Urlaub von der Seele. Das war es.
    Ich konnte an Kelly denken, ohne wehmütig zu werden. Ich konnte sie lieben und glücklich darüber sein. Auch wenn sie mich nicht liebt, na und? Egal. Wäre sie dort gewesen, hätte ich sie geküsst. Ich hätte ihren Kopf zwischen meine Hände genommen, hätte sie an mich gezogen und geküsst bis ans Ende der Welt. So einfach war das. Alles würde gut werden. Aber das hatte Zeit bis morgen. Heute wollte ich nur noch feiern und das Leben genießen, solange es mir allein gehörte.
    Einer Party bis zum Morgen stand im Jenseits leider nur eines im Wege: die gesetzliche Sperrstunde. Eine grausige Erfindung spaßloser Bürokraten, gnadenlos überwacht vom Heer der hellhörigen Anwohner. Die Polizei wurde jeden zweiten Abend ins Jenseits geschickt, weil böse Rowdys beim Verlassen der Kneipe ihre Autotür zu laut zugeschlagen oder nach eins mitten auf der Straße gehustet hatten. Hans konnte sich keine weitere Anzeige leisten. Seine Konzession war nur vorläufig erteilt worden und selbstverständlich wollten wir nicht riskieren, dass er sie entzogen bekäme. Ohne Hans und das Jenseits wären die meisten von uns täglich von 20 -1 Uhr obdachlos. Beckmann und Andi lagen bereits halb schlafend auf dem Tisch und winkten ab, als ich fragte, was wir noch machen sollten. Hans war auch schon ziemlich angeschlagen, wollte aber noch unbedingt etwas mit uns unternehmen.
    »So, what now?«, fragte Kirk.
    »Don't know.«
    »Let's take some beer and sit somewhere outside.«
    Das klang ja nicht gerade aufregend. Ich hatte mehr an abtanzen gedacht, Bewegung, laute Musik, viele Leute. Das, was die Kids in London immer auf Acid machen. »And then?«
    »Nothing then. It's cool. You'll like it. Trust me.«
    Okay. Er war der Experte. Hans war damit einverstanden und holte eine Kiste Bier aus dem Lager. Wir halfen ihm flüchtig aufzuräumen und machten uns gegen halb zwei auf den Weg.
    Kellys Haus war nur fünf Minuten vom Jenseits entfernt. Natürlich hatte ich sofort an den Platz mit den Kastanienbäumen gedacht. Wir machten es uns auf der Bank gemütlich. Kirk hatte Recht gehabt: War das cool hier draußen! Die Luft, das Rascheln der Blätter, die Wiese um uns herum. Ich war sprachlos. Ein sprachloser Hippie. Oh, wunderbare Natur! Welch Farbenpracht! War dieses Gras immer schon so grün? War die Struktur eines Blattes schon immer so faszinierend? Ich hielt ein blödes Blatt in der Hand und bestaunte es von allen Seiten wie zuvor mein Zigarettenpäckchen. Mutter Natur, die coolste aller Mütter. Wo ist das nächste Greenpeace-Rekrutierungsbüro?
    »So, Hans. Are you happy?«, riss mich Kirk aus einer Zukunft im Kampf gegen Walfänger.
    »Äh ... yes. It goes.« Hans' Englisch war grauenhaft, aber verständlich.
    »How is it, beeing thirty?«
    »Oh ... not good. I feel me old.«
    »Ah, bullshit! You're not old, Hans. You're sitting here with us in the middle of the night. You're drunk. You can't be old. You're young at heart, that's all that counts.«
    »Was hat er gesagt? Ich hab nur die Hälfte verstanden.«
    »Er hat gesagt, du sollst gefälligst nicht so rumjammern, nur weil du jetzt ein alter Sack bist.«
    »Das hat er nicht gesagt!«
    »Doch, hat er. Und dass du in zwei Jahren eine Glatze hast und impotent bist.«
    »Blödsinn! Hat er nicht gesagt!«
    »Hey, Hans! Do you know that song by Frank Sinatra? It's called ›Young at heart‹. It's your song. You know it?«
    »Was ist mit Sinatra?«
    »Sinatra ist super-cool.«
    »Dieser Schnulzensänger? Den findest du cool?«
    »Sinatra ist die Macht.«
    »Fairy tales can come true, it can happen to you, if you're young at heart .«
    »Was macht er denn. jetzt?«
    »Er singt dein Lied.«
    »Klingt ja schrecklich.«
    »For it's
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