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König für einen Sommer: Roman (German Edition)

König für einen Sommer: Roman (German Edition)

Titel: König für einen Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
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verspüre. Ich habe nur Angst vor dem Unbekannten, meinte Kirk. Stimmt genau. Eine gesunde Angst. Nur ein halber Trip und er garantiere, dass ich keine Hallus kriege. Ich dachte, der Sinn von LSD bestände darin, Hallus zu kriegen. Bullshit. Es werde mir damit einfach nur gut gehen und die Welt wäre a much cooler place. Er werde schon auf mich aufpassen. Ich solle ihm ruhig vertrauen.
    »Okay«, gab ich widerwillig und mulmigen Magens klein bei. »But you promise me nothing bad will happen!«
    »Yes, I promise! Big promise! Captain's promise!«
    WIR GINGEN nach draußen und liefen ein bisschen durch die Gegend. Zwei Straßen weiter stand ein dreistöckiger Rohbau, und als wir sicher waren nicht gesehen zu werden, schlichen wir hinein. Über Leitern gelangten wir in die oberste Etage. Das Dach war noch nicht abgedeckt, der Himmel war sternenklar und der Mond schien hell auf den staubigen Boden.
    Sehr romantisch, eigentlich. Wenn bloß diese verdammten Drogen nicht wären. Ganz wohl war mir immer noch nicht bei der Sache. Wir bastelten uns aus zwei Kisten und einer Planke eine Bank und setzten uns rittlings gegenüber. Auf so einer Baustelle hatte ich meine erste Zigarette geraucht, mit zwölf. Um den Großen zu imponieren. Natürlich nur gepafft. Ob man LSD auch nur paffen konnte? Wahrscheinlich nicht. Und ausmachen könnte man es auch nicht so einfach wie eine Zigarette. Wie sieht LSD eigentlich aus? Ich kam mir vor wie ein kleiner dummer Junge. Kirk kramte mittlerweile in einem kleinen Rucksack, den er ständig mit sich herumschleppte.
    »Got it!«, sagte er und zog stolz ein Frank-Sinatra-Tape ans Licht. Sinatra? »Old Blue Eyes«? Was hatte er damit zu tun? Musste man etwa Sinatra hören, bevor man sich LSD reinzog? Vielleicht verstärkt das die Wirkung. Was weiß ich schon? Kirk fingerte einen kleinen Schraubenzieher aus seinem Rucksack und begann die Kassette aufzuschrauben. Ich musste leise lachen. Natürlich! Welcher Zollbeamte würde schon Drogen in einer Kassette des altehrwürdigen Mr. Sinatra vermuten?
    »That's brilliant!«
    »I know.«
    Kirk klappte das Tape auf und zum Vorschein kam ein Stück dünner weißer Pappe, etwa so groß wie mein halber Daumen und durch eine Perforierung in sechs kleine Quadrate unterteilt. Er trennte eines der Vierecke ab, legte den Rest zurück in die Kassette und schraubte sie wieder zu. Mit einem Taschenmesser zerteilte er das winzige Stückchen diagonal in zwei Teile und reichte mir die eine konfettigroße Hälfte herüber.
    »That's it?«
    »That's it.«
    »But it's so small.«
    »You want a bigger piece?«
    »No, no! You're the expert here. How do you take it? Swallow?«
    »Chew it.«
    »Chew it? This tiny little thing?«
    »Yeah, chew it! Look!« Er steckte seine Hälfte in den Mund und begann demonstrativ darauf herumzukauen.
    »Alright, okay! I know how to chew!«, erwiderte ich trotzig und steckte mir das Teil in den Mund.
    ZURÜCK IM Jenseits setzte ich mich an die Theke und wartete. Ich wartete darauf, dass es peng machte. Oder bumm. Oder irgendetwas. Aber nichts dergleichen geschah. Kirk sagte, es werde ungefähr eine halbe Stunde dauern, aber man könne es nicht direkt spüren. Darauf wartete ich also, auf etwas, das man nicht direkt spüren würde. Eine Dreiviertelstunde später spürte ich immer noch nichts und gab das Warten auf. Vielleicht bin ich ja immun gegen LSD? Kirk stand mittlerweile hinter der Theke und half Hans beim Ausschenken. Auch er schien nichts zu merken. Jedenfalls sah er ganz normal aus und verhielt sich auch so. Links neben mir lachte jemand extrem laut und hässlich. Ich drehte mich zu ihm um. Was dort neben mir stand war mir vom ersten Augenblick an unsympathisch. Der Kerl war ungefähr Mitte vierzig, 1,75m groß und hatte einen ungepflegten Oberlippenbart. Ein viel zu kleines, kackbraunes T-Shirt umspannte seinen mächtigen biergenährten Kugelbauch bis auf eine wabbelnde Speckwelle, die über den Bund seiner pinkfarbenen Kappa-Jogginghose schwappte. Weiße Tennissocken in beigen Sandalen. Und eine Asbachfahne bis zum Mond.
    Gott, wie ich solche Typen hasse! Ich beschloss ihn zu ignorieren. Bringt ja doch nichts. Zwei Minuten später tippte er mir auf die Schulter. Ignorieren. Er tippte weiter.
    »Was?«, fragte ich gereizt und ohne mich umzudrehen.
    »Scheiß-Asylantenpack.«
    »Wie bitte?« Ich drehte mich um.
    Er zeigte auf den Rosenverkäufer, der kurz zuvor hereingekommen war, und wiederholte seine Bemerkung. Ganz ruhig bleiben,

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